Mehlmeisel: Wenn der Hirsch leuchtet

Von Andreas Gewinner

Normalerweise schließt der Wildpark Mehlmeisel im Sommer um 18 Uhr. Am Samstag war alles anders. Da ging es um 18 Uhr erst los. Bei der ersten Sommernacht im Wildpark. Der Hirsch leuchtete grün.

 
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Anita Burger stammt aus Fichtelberg und ist an diesem Samstag extra aus Frankfurt in die alte Heimat gekommen. „Gefällt mir, anders als andere Feste“, sagt sie. In der Tat: Nicht nur das Showprogramm ist anders. Auch die Verpflegung. Bürgermeister Franz Tauber musste erst ein wenig Überzeugungsarbeit bei den Vereinen leisten, dass es diesmal mit Steaks und Bratwürsten nicht abgeht. Doch die Vereine haben sich nicht lange bitten lassen und sich so ausgefallene Dinge wie Kartoffellocken, Fichtelgebirgs-Jägerrolle im Bärwurzbrötchen, Waldhausgyros vom Spanferkel oder vegetarische Pizza einfallen lassen - serviert auf Porzellan mit echtem Besteck. An der Bar gibt es Getränke wie Hubertuscolada und Brunft on the Beach. Dazwischen serviert Comedykellnerin „Fräulein Susi“ Spaß und gute Laune.

Auch die Unterhaltung ist anders. Für die Musik mit unaufdringlicher Verstärkung sorgen Suzan Baker (MacLoud) und Dennis Lüddicke.

Auch Charles und Diana und ihre inzwischen vier Kinder lassen sich nicht lange bitten. Der jüngste Luchsnachwuchs tollt zwischen seinen Eltern und den älteren Geschwistern im Gehege umher. Sieglinde Kellner aus Kastl macht mit dem Smartphone Fotos von den kleinen Luchsen. Sie ist mit ihrer chinesischen Schwiegertochter und den Enkelkindern in den Tierpark gekommen.

Wie gewöhnt man Tiere an den nächtlichen Trubel ohne dass sie Jetlag bekommen und sich um diese späte Stunde auch zeigen anstatt zu schlafen? „Wir sind die ganze Woche bis 22 Uhr hier gewesen und haben die Tiere daran gewöhnt, dass sie um diese Zeit noch mal gefüttert werden“, erzählt ein Tierpfleger.

Zwischen den Wildschweinen und den Luchsen hat Michael David seine Harfe auf einer Plattform des Stegs aufgebaut. Er muss sein Instrument erst aufwendig stimmen. In der Abendluft kühlen Holz und Saiten unterschiedlich ab. Am Waldhaus und über den ganzen Wildpark verteilt sind Strahler mit Farbfiltern, die Wald und Tiere in psychedelische Farben tauchen. Der Hirsch leuchtet grün. Fabelwesen in fantasievollen Kostümen auf hohen Stelzen laufen auf dem Gelände umher.

Alle Altersstufen, aber vor allem Familien mit jüngeren Kindern sind an diesem Abend im Wildpark. Veranstalter sind die Gemeinde und der Wildpark. Für das Showprogramm hat die Agentur Nord-Süd-Programm gesorgt. Die Zahl der Gäste war auf 1000 beschränkt. Da es für 1000 Gäste oben am Berg bei weitem nicht genügend Parkplätze gibt, fuhr den ganzen Abend ein Pendelbus (wie es sich in Mehlmeisel gehört, natürlich ein ehemaliger Pöllmann-Bus) zwischen dem großen Parkplatz an der Talstation der Klausenlifte und dem Wildpark. Am Ende lautete die Bilanz: die meisten Vereine waren essenstechnisch ausverkauft, von den 1000 Karten waren nicht alle, aber fast alle verkauft. Bürgermeister Tauber ist zufrieden: „So mussten wir auch niemanden wegschicken.“ Die Sommernacht im Wildpark soll auf alle Fälle wieder stattfinden, sagt er.

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