Marktredwitzer Porzellangeschichte Wer hat noch „Thomas“-Tassen im Schrank?

Wer Geschirr aus der ­ Porzellanfabrik­ „Thomas“ in Marktredwitz besitzt, kann es am 30. April begutachten­ lassen. Expertinnen­ aus Nürnberg kommen ins Stadtarchiv.

 
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Uromas Lieblingsservice: lange unbenutzt, aber liebevoll bewahrt. Marktredwitzer, die wissen wollen, was solche Schätze wert sind, können sich jetzt fachkundig beraten lassen – sofern die Stücke aus heimischer Produktion stammen. Am Samstag, 30. April, findet im Stadtarchiv Marktredwitz ein Begutachtungstag für Objekte aus der Porzellanfabrik „Thomas“ statt. Heute befindet sich auf diesem Gelände die Firma Ceramtec.

„Sind nicht ,Bares für Rares“

Erstmals biete das Archiv diesen Service an, um Hintergrundwissen und Erzählungen über ein Stück der Marktredwitzer Stadtgeschichte zu sammeln, erklärt Leiterin Edith Kalbskopf. Die Marktredwitzer Archivarin will weder mit dem Fichtelgebirgsmuseum in Wunsiedel noch mit dem Porzellanikon in Selb konkurrieren. „Wir sind auch nicht ,Bares für Rares’. Wir kaufen nichts an“, stellt Kalbskopf klar.

Win-Win-Geschäft

Ziel sei, Marktredwitzern die Chance zu bieten, ihre Preziosen herzuzeigen – in der Hoffnung, ein Stück Lokalgeschichte auszugraben. „Was habe ich von ,Thomas’, und welchen Bezug habe ich zu dieser Porzellanfabrik?“ Diese Fragen interessieren nicht nur die Stadtarchivarin, sondern auch die Begutachterinnen Silvia Glaser vom Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg und Ellen Mey. Die Wissenschaftlerinnen, die ein Buch über die Firma schreiben, möchten ihr Wissen weitergeben und erhoffen sich im Gegenzug interessante Hinweise. Denn Überlieferung über die Firma blieben „sehr vage“, erklärt Kalbskopf.

Marke besteht bis heute

Sicher ist: Während viele der um 1900 im nordöstlichen Oberfranken gegründeten Porzellanfabriken im späten 20. Jahrhundert schlossen, besteht die 1904 von Fritz Thomas gegründete Marke bis heute. Sie sei bekannt für qualitätvolles Porzellan und ansprechendes Design, erklärt Kalbskopf: „Manche Entwürfe gelten seit Jahrzehnten als Klassiker.“

Gehört seit 1908 zu Rosenthal

Mit seiner von Zeitgenossen gerühmten weißen Porzellanmasse entwickelte Fritz Thomas bekannte Service. 1908 gab er seine Fabrik in die Hände von Philipp Rosenthal Senior, sorgte aber dafür, dass der Name „Thomas“ erhalten blieb.

„Flammfest“ hält bis heute

In vielen Haushalten werde bis heute mit „Thomas Flammfest“ gekocht, einer Geschirrserie mit weißen Töpfen und dunkelbraunen Deckeln. Ende der 1950er Jahre galt die Entwicklung dieses feuerfesten Materials als innovativ und zukunftsweisend, erklärt die Stadtarchivarin. Einer der jüngsten Entwürfe für die Marke „Thomas“ stamme von 2002 : die Geschirrserie „Coup“ des Designers Konstantin Grcic .

Verkaufsschlager „Ping Pong“

Während Fritz Thomas zu Beginn viel selbst entwarf, gehe das Service „Ping Pong“ auf den Modelleur und Porzellanmaler Georg Küspert zurück, weiß Kalbskopf. Mit seinen dicken roten Kugelknäufen auf Deckeln und Eierbechern sowie seinen markanten Gefäßformen wurde dieses Porzellan im Art déco Anfang der 1930er Jahre einen Verkaufsschlager. Nach 1945 seien bei „Thomas“ viele internationale Entwerfer engagiert worden, auch der Schwede Sigvard Graf Bernadotte von Wisborg. Er entwarf 1957 das Service „Constanze“.

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Anmeldung nötig:

- Begutachtungstag für „Thomas“-Porzellan ist  am Samstag, 30. April,  von 10 Uhr bis 17 Uhr im  Stadtarchiv Marktredwitz.   
- Eine Voranmeldung  ist erforderlich im Stadtarchiv in der Ottostraße 3,  Telefonnummer 09231/5033433,   E-Mail: stadtarchiv @marktredwitz.de.
- Die Interessenten erhalten einen Termin, an dem sie maximal drei  Objekte (nur Thomas-Porzellan!)  mitbringen können. 
- Sehr interessiert sind die Begutachterinnen auch an alten Fotos,  Materialien und  Archivalien   zur Geschichte der Thomas-Fabrik. 

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