Malaysia: Auf La Réunion entdecktes Wrackteil stammt von Flug MH370

Das vermeintliche Wrackteil des verschollenen Fuges MH370. Das Teil wurde auf der französischen Insel La Réunion angeschwemmt. Foto: epa/Zinfos974 Foto: red

Malaysias Regierungschef Najib Razak hält es für erwiesen, dass ein auf der französischen Insel La Réunion angeschwemmtes Wrackteil von Flug MH370 stammt, sein australischer Kollege Tony Abbott hält es sogar für möglich, dass nun auch der Rest der seit 17 Monaten verschollenen Passagiermaschine gefunden wird. Die Hoffnung wächst, das Rätsel um MH370 könnte doch noch gelöst werden - zumal Malaysia den Fund weiterer Trümmer meldet.

 
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Erst vor einer Woche wurde auf La Réunion im Mittelmeer eine Flügelklappe entdeckt, seit Mittwoch wird das zwei Quadratmeter große Trümmerstück von internationalen Experten in einem Speziallabor bei Toulouse untersucht. Doch schon wenige Stunden nach Beginn der Untersuchungen erklärte der malaysische Premier, das Wrackteil sei eindeutig MH370 zuzuordnen. Es sei erwiesen, dass Flug MH370 im März 2014 "auf tragische Weise in den südlichen Indischen Ozean" gestürzt sei, sagte Najib.

Die französische Staatsanwaltschaft äußerte sich vorsichtiger, sie sprach lediglich von "starken Vermutungen". Es seien "technische Übereinstimmungen" zwischen dem Fundstück und der Flügelklappe der verschollenen Passagiermaschine festgestellt worden.

Die Maschine war am 8. März 2014 mit 239 Menschen an Bord auf dem Weg von Kuala Lumpur nach Peking spurlos verschwunden. Es wird vermutet, dass die Boeing 777 vom Kurs abwich und nach stundenlangem Flug mit leerem Tank in den südlichen Indischen Ozean stürzte. Eine großangelegte Suche unter Leitung Australiens blieb bisher erfolglos.

Doch nun zeigte sich Abbott sicher, dass die Suche nicht umsonst war: Der Fund des Wrackteils in tausenden Kilometern Entfernung bedeute, "dass wir erstmals der Entschlüsselung dieses Rätsels ein bisschen nähergekommen sind". Auch der Chef der australischen Verkehrssicherheitsbehörde, Martin Dolan, erklärte sich zuversichtlich, "dass wir in der richtigen Gegend suchen und die Maschine dort finden werden".

Für erneute Aufregung sorgte am Donnerstag der malaysische Verkehrsminister Liow Tiong Lai, nach dessen Angaben weitere Wrackteile auf La Réunion entdeckt wurden. Ein malaysisches Suchteam habe "Trümmer wie Fenster, Aluminiumfolien und Sitzkissen" geborgen, sagte er AFP. Ob sie ebenfalls von Flug MH370 stammten, müsse nun von den französischen Behörden geprüft werden. Diese hatten die Ermittlungen übernommen.

Von französischer Seite wurde der Fund zunächst nicht bestätigt. Die Justizbehörden hätten "bis heute keine neuen Flugzeugtrümmer erhalten", sagte ein Vertreter am Nachmittag in Paris - schon mehrfach hatte sich in der Vergangenheit der Fund angeblicher Wrackteile als Falschmeldung herausgestellt.

Die Familien der verschollenen Insassen reagierten mit gemischten Gefühlen. Einige hoffen, mit dem Drama endlich abschließen zu können. Andere wollen die Hoffnung nicht aufgeben, ihre Angehörigen doch noch lebend wiederzusehen. "Ich glaube dieser letzten Information über die Maschine nicht, sie haben uns von Anfang an belogen," sagte Zhang Yongli, dessen Tochter zu den 153 chinesischen Passagieren gehörte. "Ich weiß, sie ist irgendwo da draußen, aber sie wollen uns einfach nicht die Wahrheit sagen", fügte er hinzu. In einer am Donnerstag im Internet veröffentlichten Erklärung forderten die Angehörigen der chinesischen Passagiere ein Treffen mit einem "ranghohen malaysischen Regierungsvertreter", um von ihm "weitere Erklärungen" zu erhalten.

Ob der Rest der Maschine tatsächlich gefunden wird, ist ungewiss. Die Untersuchungen des Flügelteils lassen möglicherweise Rückschlüsse auf die Art und Weise zu, wie es sich von der Maschine gelöst hat und ob es einen Brand oder eine Explosion gab. An dem Wrackteil entdeckte Entenmuscheln können zudem vielleicht einen Hinweis auf den Absturzort geben. Eine Antwort auf die Frage, was genau mit Flug MH370 geschah, lässt sich aber wahrscheinlich nur mit Hilfe der Flugschreiber finden.

afp

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