Wunsiedel - German Schlaug ist Kunstlehrer im Ruhestand. Sein genaues Alter will er jedoch nicht verraten. „Irgendwo am Beginn des achten Lebensjahrzehnts“, lässt uns der Spätberufene im Ungewissen, der im fortgeschrittenen Alter noch einmal Vater einer „bezaubernden Tochter“ wurde. Seit 1980 lebt der im mittelfränkischen Spalt Geborene in Wunsiedel. Unfreiwillig sei er einst hier gelandet, „aufs Land abgeordnet“ worden. Im Nachhinein entpuppte sich die Lage als gar nicht mal so nachteilig, wie er sie anfangs einschätzte. „Lebendig komme ich hier eh nicht mehr weg“, meint Schlaug heute schmunzelnd, der aus Überzeugung blieb und als Stadtrat, Mitglied des Kulturausschusses und Mitbegründer des Bürgerforums mit Ausstellungen und Open-air-Veranstaltungen maßgeblich das Stadtgeschehen mitprägt. Die Pflege urbaner Kultur in der Festspiel- und Energiestadt sieht er als ständige Herausforderung. Ein liebenswertes „Original“ sei er, sagen die einen, ein lästiger „Querkopf“ die anderen über einen, der sich im Arbeitskreis Kultur- und Stadtgeschichte einsetzt. Ohne ihn wäre Wunsiedel um eine Persönlichkeit ärmer. Der Platz zwischen den Stühlen scheint ihm gut zu gefallen. Er provoziert gerne mal und ist dabei selten aus der Ruhe zu bringen. Er macht seinen Mund auf, wenn er Redebedarf sieht, was nicht immer auf Gegenliebe stößt. Doch das lässt den Besitzer eines der ältesten Gebäude in der Sechsämterstadt, der „Ewigen Baustelle“, in der Regel kalt. In Wunsiedel beobachte er im Kleinen, was in der großen Welt auch nicht funktioniert, sagt er. Und da lege er halt gerne den Finger in die Wunde. Übrigens: Dass er sich beruflich der Kunst gewidmet hat, hat einen gewichtigen Grund: „Meine Schulnoten in kreativen Fächern waren besser als die in den naturwissenschaftlichen.“ Und so hält er es mit dem Dichter Jean Paul: „Kunst ist zwar nicht das Brot, wohl aber der Wein des Lebens.“