Losert hat genug von Flixbus

Von Sarah Bernhard
Marcus Losert überlegt sich, wieder aus dem Fernbusgeschäft auszusteigen, denn es lohnt sich für ihn nicht wirklich. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Immer mehr Mitbewerber, Preiskampf mit der Bahn: Der Fernbusmarkt ist hart umkämpft. So hart, dass sich der Bayreuther Busunternehmer Marcus Losert überlegt, wieder aus dem Geschäft auszusteigen.

 
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Eigentlich, sagt Marcus Losert, eigentlich wäre das Fernbusgeschäft gar nicht so schlecht. Mit zwei Bussen und fünf Fahrern fährt er für Flixbus die Strecke München – Hamburg mit Zwischenhalt in Bayreuth. Und eigentlich würden sich die Fahrten auch lohnen. Wenn da nicht der Preiskampf wäre.

Der hat laut NDR-Recherchen bereits 20 mittelständische Busunternehmer dazu gebracht, ihre Verträge mit dem Marktführer Flixbus zu kündigen. Und auch Marcus Losert überlegt sich, auszusteigen. Denn die großen Gewinne, nach denen es zu Beginn des Fernbus-Booms aussah, blieben bis heute aus. Zwar bezahlt Flixbus eine Mindestabsicherung, über die Fixkosten wie Benzin und Lohnkosten gedeckt sind, „und dank derer ich mir abends noch was zu Essen kaufen kann“, sagt Losert. Aber einen nennenswerten Gewinn macht der Busunternehmer damit nicht.

Fahrten sollen um 40 Prozent gekürzt werden

Zudem habe ihm Flixbus vor kurzem mitgeteilt, dass die Fahrten im Winterhalbjahr um 40 Prozent gekürzt werden sollen. Das Unternehmen will dies aus Wettbewerbsgründen nicht kommentieren, merkt aber an, dass es saisonale Schwankungen gebe, an die man sich anpassen müsse.

Für Losert bedeutet das allerdings, dass sich das Fernbusfahren nicht mehr lohnt: Wenn die Busse drei Tage pro Woche stünden, spare er zwar Benzin, doch die Abschreibung bliebe gleich. Und weil die Strecke auch im Winter am Wochenende beliebt sei, könne er die Personalkosten nicht reduzieren. „Wir hatten im Sommer schonmal für sieben Wochen einen reduzierten Fahrplan, schon das war wirtschaftlich schwierig. Den ganzen Winter über wäre noch viel schlimmer.“

Angebot: Nürnberg - Wien für 15 Euro

Zwar steigen die Fahrgastzahlen bei Fernbussen laut einer Studie des Forschungsinstituts IGES auch weiterhin, zuletzt lag die Zahl der wöchentlichen Fahrten bei 9200. Doch die Zahl der Mitbewerber steige ebenfalls, sagt Horst Schilling, Geschäftsführer des Landesverbands Bayerischer Omnibusunternehmen (LBO). So sind vor zwei Wochen die Österreichischen Bundesbahnen mit fünf Linien ins bayerische Fernbusgeschäft eingestiegen. Sie bieten eine Fahrt von Nürnberg nach Wien für 15 Euro an, zehn Euro weniger als dieselbe Route bei Flixbus kostet. Dazu komme die Konkurrenz durch Billigangebote der Bahn.

„Für den Verbraucher ist es zwar toll, wenn die Tickets günstig sind, aber dieses Preisgebaren halte ich für überprüfenswert“, sagt Schilling. Denn wenn den Menschen suggeriert werde, dass es fast nichts koste, weite Strecken mit dem Bus zu fahren, seien sie nicht mehr bereit, einen kostendeckenden Preis zu bezahlen. „Sicher von A nach B zu kommen, hat aber seinen Preis“, sagt Schilling.

Buslobbyist: Bayern ist sicher

Laut NDR-Recherchen soll ein norddeutsches Unternehmen genau daran massiv gespart haben, um doch noch ein bisschen Gewinn herauszuschlagen. Dass das in Bayern passieren könnte, glaubt Schilling nicht: „In bayerischen Betrieben, die von bayerischen Behörden überprüft wurden, wurden in den vergangenen Jahren keine gravierenden Verstöße gegen Lenk- und Ruhezeiten festgestellt.“

Zuständig für diese Überprüfung ist das Gewerbeaufsichtsamt, das bei den Bezirksregierungen angesiedelt ist. Bei der Regierung von Oberfranken bestätigt man zwar, dass Anfang des Jahres bayernweit mehr als 90 Busunternehmen überprüft wurden, von denen rund ein Drittel im Fernbusverkehr tätig ist. Wie viele Verstöße es in diesem Segment gegeben habe, könne man aber nicht verlässlich sagen, da bei der Auswertung nicht zwischen Fernbus- und anderen Fahrten getrennt werde, sagt Regierungssprecherin Heike Hampl.

An der Sicherheit würde der Bayreuther Busunternehmer Marcus Losert niemals sparen. „Das Gesetz muss ich einhalten, egal wie.“ Aber so, wie es gerade läuft, soll es auch nicht weitergehen.  „Meine Unterlagen liegen schon beim Rechtsanwalt, er wird prüfen, wie ich aussteigen kann“, sagt Losert. „Wenn ich mit einer schwarzen Null rausgehe, wäre ich zufrieden.“

Das große Schweigen

In der Region gibt es zwei weitere Busunternehmen, die mit Flixbus kooperieren. Weder beim Auerbacher Busunternehmen Cermak, das mit zwei Fernbussen fährt, noch in Hollfeld bei Omnibus Wunder, das zwölf Fernbusse einsetzt, wollte man sich äußern. Flixbus ließ eine Anfrage dazu, wie viele Unternehmer bereits wieder ausgestiegen sind, unbeantwortet.

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