Livestream in die Ukraine Kulmbacher Hilfe kommt an

Die Organisatoren (von links) Matthias Hahn, Svitlana Wöß, Tim Blüchel mit Oberbürgermeister Ingo Lehmann. Auf dem Bildschirm war Nataliia Vernygora live aus Polen zugeschaltet. Foto: /Florian Zeilmann

Um ein Fazit zu ziehen und um zu zeigen, wo die Hilfe in der Ukraine ankommt, luden die Organisatoren der Mahnwachen in das Rathaus Kulmbach ein. Dabei gab es Livestreams nach Polen und in die Ukraine, und die Bestätigung, das es mit den Mahnwachen bald weitergeht.

 
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Der 24. August ist ein besonderes Datum in doppelter Hinsicht. Mit diesem Datum dauert der Krieg in der Ukraine nicht nur genau ein halbes Jahr, es ist auch der Nationalfeiertag der Ukrainer. Am 24. August 1991 erklärte das Parlament in Kiew den Staat für unabhängig. Kurz vor diesem Tag hatten Matthias Hahn, Svitlana Wöß, Tim Blüchel und Grünen-Politikerin Dagmar Keis-Lechner am Montagnachmittag in den Sitzungssaal des Rathauses Kulmbach eingeladen. Zusammen haben sie kurz nach Kriegsbeginn eine Unterstützergruppe gegründet. Sie haben Hilfsgüter gesammelt und Mahnwachen in Kulmbach organisiert. Bei dem Termin haben sie gezeigt, wo die Hilfe angekommen ist und wie es weitergehen soll.

Livestream nach Polen

Was mit den Spenden aus Kulmbach passiert ist, wurde mittels eines Livestreams nach Polen gezeigt. Dort befand sich Nataliia Vernygora. Die Ukrainerin ist Journalistin und stammt aus Kiew. In der Stadt hat sie studiert und gearbeitet. Vor einem Jahr ist sie nach Kulmbach gezogen und hat geheiratet. Kurz nachdem der Krieg begonnen hat, hat sie die ersten Hilfsgüter gesammelt und in die Ukraine geschickt. Vor zwei Wochen fuhr sie nach Kiew, um sich selbst ein Bild vor Ort zu machen. Zum Zeitpunkt der Liveschaltung befand sich die Journalistin auf dem Rückweg und war gerade in Polen. Vernygora spricht Ukrainisch. Svitlana Wöß dolmetscht im Rathaussaal.

Seit dem Kriegsbeginn am 24. Februar kämpft die Ukraine um ihre Unabhängigkeit, erzählt sie. Besonders wichtig in diesem Kampf sei für das Land dabei die Hilfe aus Deutschland. Kulmbach habe seit Kriegsbeginn ununterbrochen Hilfe geleistet. Daher war es ihr auch ein großes Anliegen Danke zu sagen. „Ich möchte die normalen Menschen hervorheben, die Großartiges in diesem Kampf leisten. Ich habe die herzliche Seite der Kulmbacher in dieser Zeit kennengelernt.“ Gerade zur Anfangszeit des Krieges waren Medikamente sehr wichtig. Aus Panik hätten die Ukrainer die Apotheken leer gekauft, weswegen es an vielen Arzneien mangelte. Neben Spenden von vielen Apotheken aus dem Landkreis haben auch viele ältere Menschen ihre Medikamente abgegeben, die sie eigentlich selber gebraucht hätten, erzählt sie. „Die haben dann gesagt, sie finden schon noch andere. Diese Teilnahme hat mich sehr berührt.“

„Wir müssen den Krieg gewinnen“

Durch diese Hilfe der Kulmbacher Bürger sei es gelungen, viele große und kleine Lieferungen mit Hilfsgütern zu organisieren. Neben Kleidung, Spielsachen und Lebensmitteln konnten auch Artikel gesammelt werden, die die Ärzte in der Ukraine dringend benötigten. Dass die Lieferungen auch an der richtigen Adresse angekommen sind, davon habe sie sich jetzt selber überzeugen können. „Ich habe viele Zettel mit Danksagungen von Kliniken und anderen dabei, die die Spenden bekommen haben. Die haben sich alle sehr gefreut.“

Aufgrund der andauernden Hilfe habe sich die Situation in der Ukraine geändert. „Viele Organisationen leisten mittlerweile Hilfe. Daher ist die Versorgung vor Ort jetzt viel besser,“ erklärt sie. Aber: „Die Menschen, die in Deutschland ankommen, haben nichts dabei. Nur die Sachen, die sie anhaben,“ ergänzt sie. Daher sei Hilfe weiterhin sehr wichtig. „Jeder kleine Beitrag, kann etwas Großes bewirken. Jede Hilfe ist daher wichtig.“ Wie nahe ihr die Situation in ihrem Heimatland geht, merkt man Vernygora an. Mit den Worten „Wir müssen diesen Krieg gewinnen. Es gibt keine andere Option,“ verabschiedete sie sich.

Livestream in die Ukraine

Danach gab es noch eine zweite Liveschaltung, diesmal in die Ukraine selbst. Von Kiew aus blendete sich Nikolaj Vasyltkov ein. Vasyltkov ist ebenfalls Journalist und Gründer einer Hilfsorganisation. Die Spenden aus Kulmbach kommen bei seiner Organisation in Kiew an. Von dort aus verteilen die Mitglieder die Güter an diejenigen, die sie brauchen. Darunter Krankenhäuser oder Menschen, die wegen des Krieges alles verloren haben. Mit den Spenden aus Kulmbach konnte bisher vielen Menschen geholfen werden, sagt er auf Englisch.

Oberbürgermeister Ingo Lehmann wollte von ihm wissen, ob er die Ansicht von Präsident Wolodymyr Selenskyj teilt, dass am Nationalfeiertag mit vermehrten Angriffen der Russen zu rechnen ist. Der ukrainische Journalist sieht das ebenfalls so: „Ja, wir erwarten alle große Angriffe. Auch Angriffe auf Kiew sind möglich,“ sagt er. Trotz dieser Aussichten, die auf ihn und sein Land zukommen könnten, habe er sich aber gefreut, live mit Kulmbach verbunden gewesen zu sein.

Mahnwachen finden bald wieder statt

Seit Kriegsbeginn hat das Team um Matthias Hahn 23 Mahnwachen in Kulmbach organisiert. Während am Anfang nur einige kamen, haben sich mit der Zeit immer mehr angeschlossen. In den vergangenen Wochen war „Sommerpause“. Doch bald soll es mit den Mahnwachen wieder weitergehen. „Am 21. September ist die nächste geplant,“ sagt Hahn. Dabei kommt es zu einer kleinen Änderung.

Zwar finde das Treffen wieder am Marktplatz statt, aber nicht wie üblich an einem Dienstag. „Diesmal laden wir an einem Mittwoch ein,“ ergänzt er. An diesem Tag soll es dann auch ein zusätzliches Programm geben. Wie dies aussieht, stehe aber derzeit noch nicht fest.

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