Leonie erzählt für die Kinderseite, was diese Krankheit für sie bedeutet Elfjährige leidet unter Diabetes

Von Ulrike Sommerer
Leonie Taubert hat Diabetes. Das elfjährige Mädchen aus Presseck, das ist ein Ort im Landkreis Kulmbach, muss sich deshalb mehrmals täglich ein Hormon spritzen, das hilft, dass der Körper den Zucker aus der Nahrung verwerten kann. Außerdem wird Leonie regelmäßig von Ärzten untersucht. Foto: Harbach Foto: red

Einfach mal schnell ein Stückchen Schokolade oder ein paar Gummibärchen essen? Leonie macht das nicht. Da ist sie ganz eisern. Und wenn es zum Mittagessen Spaghetti gibt, fängt sie erst einmal das Rechnen an. Dann gibt sie sich eine Spritze.

 
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Und dann erst wird gegessen. Leonie hat Diabetes. Vielleicht habt ihr schon einmal gehört, dass es diese Krankheit gibt. Wenn die Erwachsenen darüber reden, sagen sie auch, der oder diejenige hat Zucker. Das hat mit der Erklärung der Krankheit zu tun. Damit die Zellen in unserem Körper richtig arbeiten können, benötigen sie Zucker. Der Zucker, den wir essen, gelangt über die Wände unseres Darms in die Blutbahn. Das Blut fließt durch den ganzen Körper und bringt so den Zucker zu all unseren Zellen. Damit der Zucker jetzt aus dem Blut zu den Zellen kommt, braucht er einen Helfer. Das ist das Hormon Insulin. Insulin schwimmt auch im Blut. Es wird normalerweise in der Bauchspeicheldrüse hergestellt. Doch manchmal macht der eigene Körper diese Bauchspeicheldrüse kaputt. Bei Leonie ist das so passiert. Das ist einfach so passiert. Was der Grund dafür war, weiß man nicht. Wenn jetzt die Bauchspeicheldrüse nicht mehr arbeitet und kein Insulin herstellen kann, muss sich die betroffene Person dieses Insulin mit einer Spritze in den Körper spritzen. Diese Menschen heißen Diabetiker. Sie spritzen das Insulin in den Bauch oder das Bein, dann schwimmt das Insulin mit dem Blut durch den Körper und kann dem Zucker aus der Nahrung die Zellen aufschließen. Da wir mehrmals am Tag Zucker essen und unsere Körperzellen auch mehrmals am Tag Zucker brauchen, müssen sich Diabetiker auch mehrmals am Tag Insulin spritzen.

Bis Leonie und ihre Eltern gemerkt haben, dass Leonie Zucker hat, ist viel Zeit vergangen. Im Januar vergangenes Jahr wurde Leonie krank. Ihr ging es schlecht. Sie hat viel abgenommen. An vielen Tagen konnte sie gar nicht zur Schule gehen, so schlecht ging es ihr. Als es ihr im April an einem Abend richtig mies ging, sind ihre Eltern mit ihr ins Krankenhaus gefahren. Dort hat man den Blutzucker gemessen. Normalerweise liegt der bei Kindern bei einem Wert von etwa 100. Leonie hatte an diesem Abend einen Wert von 650. Knapp zwei Wochen musste sie im Krankenhaus bleiben. Sie wurde behandelt. Und ihr wurde viel beigebracht, was sie für ihr künftiges Leben wissen muss. Die Sache mit den Spritzen zum Beispiel.

Sandy Petermann arbeitet am Bayreuther Klinikum als Diabetesberaterin. Sie kümmert sich nach wie vor um Leonie. Und von ihr lernte Leonie auch, abzuschätzen, wie viel Insulin sie spritzen muss, wenn sie zu Mittag Spaghetti essen möchte. Alles muss genau berechnet werden. Leonie muss vorher schon entscheiden, ob sie ein oder zwei Teller voll essen will, wie viel die Portion Nudeln und die Soße dazu wiegen und wie viel Insulin sie dafür spritzen muss. Vor dem Essen muss sie sich noch in den Finger pieksen. Mit einem speziellen Gerät wird dann gemessen, wie hoch der Blutzucker ist. Aus diesem Wert und der Menge, die Leonie essen will, berechnet sie dann, wie viel Insulin sie sich spritzen muss.

Zu diesen Spritzen vor dem Essen kommen noch zwei weitere Spritzen: Ganz früh und in der Nacht. Meist spritzt dann Leonies Mama und Leonie wacht nicht einmal mehr auf, wenn ihr die Mama ins Bein piekst. Diese beiden Spritzen sichern die Grundversorgung mit Insulin, damit der Körper überhaupt funktioniert. Sich ins Bein zu spritzen, findet Leonie gar nicht schlimm. Ab und zu gibt es davon blaue Flecken, aber Leonie hat schon ganz gut raus, wie es am besten geht. Nur den Geruch von Insulin, den mag sie gar nicht. "Das stinkt." 

Leonie hat in ihrer Klasse erzählt, dass sie Diabetes hat. Sie hat sogar ein Referat über diese Krankheit gehalten. Ihr war wichtig, dass die anderen wissen, was zu tun ist, sollte es ihr einmal schlecht gehen. Denn es kann passieren, dass der Blutzucker einmal zu niedrig ist. "Erst schlägt mein Herz schneller und ich zittere, dann werde ich faul und müde." Schlimmstenfalls wird Leonie ohnmächtig.

In Deutschland leiden etwa 20 000 Kinder unter Diabetes. Es werden immer mehr, sagt Sandy Petermann. Diesen Diabetes nennt man Typ 1. Warum dieser entsteht, weiß man gar nicht genau, sagt sie. Es gibt auch Diabetes Typ 2. Das bekommen vor allem ältere Menschen, meist sind sie auch übergewichtig. Hier ist die Ursache tatsächlich ein ungesundes Leben (zu wenig Bewegung, zu viel und zu süß gegessen).

Manchmal denkt Leonie schon, warum ausgerechnet sie diese Krankheit treffen muss. Aber alles Grübeln hilft nichts. Leonie wird für immer mit dieser Krankheit leben müssen. 

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