Leiter warnt Eltern zur Vorsicht Fett und Fell: Tiere des Wildgeheges rüsten sich für den Winter

Von Christina Knorz

Mit dicker Schwarte in den Winter: Die Tiere des Wildgeheges im Veldensteiner Forst haben sich ordentlich was angefuttert. Wildschwein, Damwild, Hirsch und Mufflon nutzen die letzten Sonnenstrahlen. Der Leiter des Geheges rechnet mit einem frühen und kalten Winter.

 
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Wildschweine: "Schwarzwild ist hart im Nehmen", sagt Gerhard Steininger. Der 52-Jährige ist Leiter der Einrichtung. Rechts und links hinterm Eingang des Wildgeheges grunzen zwei Rotten Schwarzkittel. Je ein Keiler mit sieben Bachen wühlen sich durch den matschigen Waldboden. Eine ordenltiche Schwarte haben sie sich angefressen. Die Borsten stehen dicht. "Bis zu Minus 20 Grad hat das Wildschwein keine Probleme."

Damwild: Das Damwild hat sein Sommerfell verfärbt. Anstatt der hellen Punkte sind die Tiere jetzt dunkler, die charakteristischen Flecken kaum noch zu erkennen. Zum Schutz im Winterwald, der nicht viele Konturen hat. Die Tiere sind mit ihrem Winterfell früher dran als sonst, sagt der Gehegeleiter. "Die Brunft ist abgeschlossen, das Winterfell gebildet, das kann einen frühen und kalten Winter geben." Das Damwild ist größer als das Reh, aber kleiner als das Rotwild. Im Wildgehege leben gut 50 Tiere.

Rehwild: Die schwierigsten Gehegebewohner: "Rehe sind Naschkatzen", sagt Steininger. Im Gegensatz zu Damwild und Rotwild zupft sich das Reh nur die Kräuter und Gräser aus der Wiese, die ihm schmecken. "Außerdem ist das Reh nicht stressresistent." Publikum vertrage es nicht so gut. Deshalb ziehen sie sich lieber zurück. Nur einige wenige Rehe verstecken sich im Gehege.

Rotwild: Die alljährliche Paarungszeit im Herbst ist vorbei. Die Hirsche haben die Rangfolge ausgekämpft. Der alte Hirsch hat die "Paarungsverantwortung", wie Steininger es nennt, an den jüngeren Nebenbuhler verloren. "Eines Morgens kam ich ins Gehege und er war nicht mehr der Chef", sagt Gehegebetreuer Hans Döres (62). Ein junges Tier war zwischen die Kämpfenden geraten und hinkt seitdem. "Ist aber nichts gebrochen, das wird schon wieder", meint Döres. Hirsche in der Brunft könnten schon rabiat werden. Deshalb ist ihr Gehege von den Zuschauern durch Draht getrennt.

Eichhörnchen: Alle Wildtiere bewegen sich im Winter weniger als im Sommer. Sie sparen Energie, schlafen mehr und suchen Wärme. Alle fünf Eichhörnchen kuscheln sich zum Schlafen in einem hohlen Baum zusammen.

Mufflon: Wiederkäuer wie die Wildschafe können im Winter Hungerzotten bilden, also Vergrößerungen der Magenschleimhaut. "So können die Tiere mit weniger Nahrung auskommen", sagt Steininger. Stress im Winter sei für Wildtiere Gift. Wildtiere brauchten viel Ruhe, da eine schnelle Flucht zu viel Energie verbrauche.

Schlachten: Die Nachkommen der Wildschweine leben nur einen Sommer im Wildgehege. Im Winter werden sie herausgenommen. Die Hälfte wird geschlachtet, die anderen Tiere finden in benachbarten Wildgehegen ein neues Zuhause. Auch beim Damwild und Rotwild sortieren die Jäger aus und reduzieren jeden Winter wieder auf einen Grundbestand. "Sonst wird das hier zu voll", sagt Gehegeleiter Steininger. Das Wildpret verkaufen die Staatsforsten in einem Laden in der Nähe des Geheges.

Das Gehege: Die ersten Bewohner des Wildgeheges waren Anfang der 70er Jahre zwölf Stück Rotwild und zwei Rehe, die mit Apfeltrester angelockt wurden. Der Sinn des Geheges war und ist, die Bevölkerung über Wildtiere aufzuklären. "Es ist nicht alles ein Reh", sagt Steininger. Aber die meisten würden Rotwild, Rehwild und Damwild nicht unterscheiden können. Das Gehege ist 40 Hektar groß, ein 1,3 Kilometer langer Rundweg führt hindurch. Jährlich kommen 100000 Besucher. Die meisten würden sich wildtiergerecht verhalten. Der Gehegeleiter warnt Eltern zur Vorsicht. Kinder sollten keine Tiere mit der Hand füttern. "Auch wenn es verführerisch ist." Ein Hirsch müsste nur mit dem Kopf zucken, schon habe man das Geweih im Gesicht. "Das sind und bleiben Wildtiere", sagt Steininger. "Keine Haustiere."

Eintritt: Das Wildtiergehege liegt hinter der Autobahnausfahrt Pegnitz an der Kreisstraße BT 28 Richtung Plech. Es ist ganzjährig geöffnet. Im Winter von 9 bis 16 Uhr. Der Eintritt kostet 2 Euro. Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre haben freien Eintritt.

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