Kaul und Neugebauer sind Teil einer langen Tradition. Willi Holdorf war 1964 in Tokio der erste deutsche „König der Athleten“, als er den Esten Rain Aun besiegte und taumelnd ins Ziel fiel. Thorsten Voss wurde 1987 in Rom Weltmeister, Siggi Wentz Dritter. Christian Schenk holte 1988 in Seoul Olympia-Gold. Kurt Bendlin sowie Guido Kratschmer setzten als Weltrekordler Meilensteine in ihrer Disziplin. Frank Busemann überraschte als 21-Jähriger Silbermedaillengewinner bei den Olympischen Spielen 1996 in Atlanta. Ein legendärer Zehnkämpfer ist auch Jürgen Hingsen, nicht nur, weil er in Seoul wegen dreier Fehlstarts im 100-Meter-Lauf disqualifiziert wurde, sondern wegen seiner drei Weltrekorde von 1982 bis 1984.
Kaul stärkt seinem Kollegen den Rücken
Die beiden aktuellen deutschen Zehnkampf-Asse ergänzen einander komplementär: Wo Neugebauer (100, 400, Kugel) stark ist, hat Kaul noch Schwächen, und wo Kaul stark ist (Speer, 1500 Meter) gibt es bei Neugebauer Nachholbedarf. Kaul geht als weltbester Zehnkampf-Speerwerfer und in überragender 1500-Meter-Form ins Finale.
Und er stärkt seinem Teamkollegen den Rücken: „Egal ob Olympiasieger Damian Warner, Weltrekordler Kevin Meyer oder Pierce Laplage am Start sind, Leo Neugebauer ist derzeit der Beste und der Maßstab“, sagt Kaul. „In Budapest geht es um drei WM-Medaillen. Wenn ich eine kriegen kann, ist das in Ordnung, auch wenn Leo vor mir ist.“
Neugebauer geht mit großem Selbstbewusstsein in den zweitägigen Wettkampf. „Im Zehnkampf kann immer alles passieren, unerreichbar ist nichts“, lautet seine Philosophie. Auch die Fortsetzung der großen deutschen Zehnkampftradition.