Laut AOK-Untersuchung Mehr Herzkranke in Kulmbach

Prozentualer Anteil der Patientinnen und Patienten mit koronarer Herzkrankheit in den Regierungsbezirken in Bayern Foto: WldO 2022

Der Gesundheitsatlas der AOK weist deutliche Unterschiede in den Regionen aus. Das liege aber auch daran, wie häufig Ärzte Herzen untersuchen, sagt der Kulmbacher Kardiologe Dr. Heinrich Behrends.

 
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Im Jahr 2020 waren in Bayern insgesamt 661 000 Menschen von der Koronaren Herzkrankheit (KHK) betroffen, berichtet die AOK über die jüngste Auswertung im Gesundheitsatlas. Der Freistaat weist demnach mit einer Häufigkeit der KHK von 7,3 Prozent weniger Erkrankte auf als der bundesweite Durchschnitt von 8,3 Prozent. Der Landkreis Kulmbach liegt allerdings mit 10,14 Prozent deutlich über dem bayerischen Durchschnitt. Das ist in weiten Teilen Oberfrankens nicht anders. In Kronach beträgt der Anteil der Menschen mit Herzproblemen unter allen Patienten sogar 13,3 Prozent. Auch Stadt und Landkreis Hof sowie Wunsiedel und Lichtenfels haben noch höhere Werte als Kulmbach. Anders dagegen in Bayreuth und Bamberg: Dort ist der Anteil der Patienten mit koronaren Problemen einstellig, in der Stadt Bayreuth beispielsweise liegt er bei 6,98 Prozent.

Den neuen „Gesundheitsatlas Bayern – Koronare Herzkrankheit“ des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) hat die Krankenkasse im Vorfeld der Welt-Herzwochen vom 1. bis 30. November veröffentlicht. Analysiert wurde die Altersgruppe ab 30 Jahren. Die koronare Herzkrankheit, die sich zumeist erst ab einem Alter von 30 Jahren bemerkbar macht, ist eine chronisch verlaufende Erkrankung. Dabei kommt es durch Arteriosklerose zu einer Verengung der Herzkranzgefäße. „Die koronare Herzkrankheit ist eine ernst zu nehmende Volkskrankheit. Sie schädigt das Herz langfristig, was zu Herzschwäche, Herzrhythmusstörungen oder einem Herzinfarkt führen kann“, erläutert Dr. Stefan Stern, Internist und beratender Arzt bei der AOK Bayern.

„Bei der Häufigkeit der KHK in der Gesamtbevölkerung gibt es in den 96 bayerischen Kreisen und kreisfreien Städten große Unterschiede,“ sagt Stefan Zobel, Fachteamleiter Gesundheitspartner bei der AOK in Bayreuth. Der niedrigste Anteil finde sich in München und Freising (5,5 beziehungsweise 5,6 Prozent). Mehr als doppelt so hoch ist die KHK-Häufigkeit mit 13,3 Prozent in Kronach. Tendenziell zeige sich laut Gesundheitsatlas in Bayern insgesamt ein Nord-Süd-Gefälle. Das spiegle sich auch im prozentualen Anteil der Menschen mit KHK in den Regierungsbezirken wieder: Die Spannweite reiche von Oberfranken und Niederbayern (9,28/8,31 Prozent) bis hin zu Schwaben und Oberbayern (6,82/6,19 Prozent). Mittelfranken liege bei 7,7 Prozent, in Unterfranken seien 7,79 Prozent der über 30-Jährigen betroffen, in der Oberpfalz 8,02 Prozent.

Für den Kulmbacher Kardiologen Dr. Heinrich Behrends haben diese teils auffälligen Unterschiede zu einem wesentlichen Teil auch damit zu tun, wie tief Ärzte in Untersuchungen einsteigen, wenn zum Beispiel die Blutfettwerte bei einem Patienten nicht stimmen oder jemand über Brustschmerz klagt. Die Zahlen im Gesundheitsatlas umfassen laut Behrends die Diagnose KHK. Die Befunde dahinter, also Aussagen über die Schwere der Erkrankungen, seien in dieser Statistik nicht enthalten. „Wenn du viel schaust, findest du viel. Ich würde nicht sagen, dass sich die Kulmbacher etwa schlechter ernähren“, macht Behrens deutlich. Die Cholesterinwerte gewinnen nach Behrends Überzeugung immer mehr an Bedeutung, wenn es um Herzerkrankungen geht. Wenn Werte überhöht sind, lohne es sich, eine Untersuchung des Herzens zu machen. „Nicht allein der Blutdruck oder die Zuckerwerte stehen da im Fokus.“ Der Tipp vom Kardiologen: Gerade jetzt in der kalten Jahreszeit sollte man abklären lassen, woran es liegt, wenn man unter Belastung Probleme hat, Luft zu kriegen oder Schmerzen beziehungsweise Druck in der Brust hat. „Wer den Plassenburgberg erklimmen will und nur bis zur Petrikirche kommt, der sollte seinen Arzt aufsuchen.“

Auch bei erhöhten Blutfettwerten rät Behrends zu einem Check. „Ich hatte gerade wieder einen Patienten, der einen Herzinfarkt hatte und sagt, er hätte bis zu dem Tag nichts Auffälliges gemerkt.“

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