Lange umstritten Die Weidenberger Kleintierzüchter kriegen Nachbarn

Südlich der Ahornstraße wird bereits gebaut. Dort entstehen in direkter Nachbarschaft zu den Gebäuden des Kleintierzuchtvereins (im Hintergrund) drei neue Reihenhäuser. Auf der anderen Straßenseite ist die Wiese noch grün. Auch das wird sich ändern. Foto: Martin Burger

Nach vielen Diskussionen über Sinn und Unsinn dieses Baugebiets rollen in der Ahornstraße in Weidenberg mittlerweile die Bagger. Die jetzige Baustelle bleibt dabei nicht die einzige.

 
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Lange war das Neubaugebiet an der Ahornstraße umstritten, jetzt nimmt es Konturen an. Auf der einen Straßenseite wird schon gebaut, auf der anderen laufen die Planungen auf Hochtouren.

Seit den 1970er Jahren standen die Ausstellungshalle und die Parzellen des Kleintierzuchtvereins (KTZV) etwas abseits der Weidenberger Ortsbebauung. Getrennt von Feldern und Wiesen. Damit ist jetzt Schluss. Der Ort rückt an die Kleintierzüchter und damit an Hunderte Tiere heran.

Drei Reihenhäuser südlich der Straße

Südlich der Ahornstraße – auf der Seite der 13 Kleintierzuchtparzellen – baut ein privater Investor drei Reihenhäuser mit insgesamt zwölf Wohneinheiten. Dort ist das Grün bereits Geschichte. Die Fläche ist begradigt. Dabei gab es daran die größte Kritik.

Tauben, Papageien, Kaninchen, Hühner und Co., und direkt daneben Wohnhäuser. Das verträgt sich nicht – fanden mehrere Stadträte. Fünf Gegenstimmen gab es bei der Abstimmung im Juli 2021. Die deutliche Mehrheit freilich war und ist dafür, den vorhandenen Bedarf an Bauplätzen unter anderem in der Ahornstraße zu stillen.

Der Hahn hatte zu laut gekräht

Für Aufruhr sorgte damals im Marktgemeinderat ein Vortrag von Reinhard Wunderlich, Experte für Schallimmissionsschutz der Bayreuther Ibas Ingenieurgesellschaft. Er hatte den Lärm gemessen – und festgestellt. Jeden Vormittag kräht ein Hahn deutlich lauter als die für Wohngebiete vorgegebenen 40 Dezibel. Es wurde vorgeschlagen, der Hahn sollte hinter eine Voliere. Die Besitzer der Tiere wiederum fanden: Das geht nicht. „Ein Hahn muss krähen dürfen. Wir sind doch auf dem Land“, hieß es.

Kritik übte auch Martin Siebentritt, FWG-Gemeinderat und KTZV-Vorsitzender. „Ex-Bürgermeister Wolfgang Fünfstück hat versprochen, dass hier nicht gebaut werden darf.“ Wer den Lärm der Tiere nicht kenne, solle „sich mal frühmorgens hier hinsetzen“, sagte Siebentritt mit Kopfschütteln.

Durchsetzen konnte er sich nicht. Knapp zwei Jahre später ist das Bauvorhaben fortgeschritten. Das Bebauungsplanverfahren ist bereits rechtskräftig. Bald soll auch das Gebiet nördlich der Ahornstraße zur Baustelle werden. Die 13 Parzellen für Einfamilienwohnhäuser erschließt und vermarktet der Markt Weidenberg selbst, teilt Stefan Lauterbach, Leiter des Bauamts, mit.

Baustellen sollen sich nicht gegenseitig stören

Im März 2023 hat Michael Wagner, Abteilungsleiter Tiefbau beim Architektur- und Ingenieurbüro Schultes aus Grafenwöhr, den Planungsstand im Marktgemeinderat vorgestellt. Bis Juni sollen die Reihenhäuser stehen. Und bis dahin werde auch die Ausschreibung für die Bauaufträge der Einfamilienhäuser laufen. Das Ende der Bauarbeiten südlich der Straße wolle man abwarten, um störende Begegnungen der zwei Baustellen „auf ein Minimum zu begrenzen“, wie Wagner sagt. „Im Juli werden wir dann anknüpfen mit der öffentlichen Erschließung.“ Das Abwarten bringe sogar finanzielle Vorteile. Da der Zeitraum größer werde, in dem Baufirmen Aufträge umsetzen können, werde es mehr und damit preislich bessere Angebote geben, vermutet Wagner. „Nichtsdestotrotz werden wir im Seitenbereich für eine Umfahrung sorgen müssen wegen den Anliegern und den Kleintierzüchtern.“ Fertiggestellt soll das neue Baugebiet Mitte 2024 sein.

Kritik erntete Wagner für den Plan, anstatt Gehsteigen gepflasterte Multifunktionsstreifen zu bauen. Grund: Dort verlaufen auch Versorgungsleitungen, an die man bei Pflaster leichter ran käme, wenn etwas sei. Irene von der Weth (SPD) findet das nicht gut. „Das Baugebiet ist gut für Familien und wegen der guten Erreichbarkeit auch für Menschen mit Behinderung. Ich kann im Plan aber nicht erkennen, wo die sich bewegen sollen.“ Wagner entgegnet: „Pflaster ist kein KO-Kriterium für Barrierefreiheit.“ Man habe glatte Pflasterflächen ausgewählt und verzichte auf Bordsteinkanten. „Ich kann Ihnen das gerne raussuchen“, sagte von der Weth mit Blick auf rechtliche Rahmenbedingungen. Wagner: „Ich nehme gerne auf, dass wir uns das noch einmal anschauen.“

Verkehr wird unterschiedlich bewertet

BF-Fraktionsvorsitzender Thomas Wolfrath fragte, warum keine Gehsteige geplant seien. „Dann muss ich mit Bordkante straßenbegleitend bauen“, sagte Wagner. Das kostet Fläche. „Ich gehe von beherrschbarer Verkehrsfrequenz aus. Es werden nur die unterwegs sein, die dort wohnen.“ Widerspruch von Wolfrath: Die Kleintierzuchthalle „mit großer Veranstaltungskapazität“ sei ja nur zwei Gehminuten entfernt.

Martin Siebentritt fragte, ob die Entwässerung der Grundstücke geklärt sei. Auch das war ein Kritikpunkt. Wagner: „Die Straße hat ein Gefälle weg vom tiefer gelegenen Gelände.“ Auch müssten Häuslebauer verpflichtend für Regenrückhalt sorgen. „Die Kleintierzüchter brauchen keine Sorgen vor Stauwasser haben.“ Sorgen vor Parkchaos wie am Königsheidering äußerte Sonja Wolfring (CSU). „Pro Wohneinheit muss es laut Bauplan mindestens zwei Stellplätze geben“, erläuterte Lauterbach.

Die Mehrheit stimmte dem Beschlussvorschlag zu, die Ausschreibung auf Grundlage der vorgestellten Planung vorzubereiten. Von der Weth und Siebentritt dagegen.

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