Landwirtschaft Urlaub auf dem Biobauernhof bei Familie Redel

Urlaub auf dem Bauernhof – so geht’s: Die angehenden Landwirte besuchten an ihrem Praxistag den Hof der Familie Redel in Lochau. Rechts im Bild Hermine und Hermann Redel, links Christa Reinert-Heinz vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF). Foto: /Ute Eschenbacher

Seit über 40 Jahren bietet die Familie Redel Urlaub auf dem Bauernhof an. Und das sehr erfolgreich. Mit einem speziellen Angebot für Kinder, ökologischem Denken und als Kneipp-Gesundheitshof.

 
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Es war im Jahr 1978, als sich Hermine Redel auf dem Hof in Lochau entschloss, ein familienfreundliches Ferienangebot aufzubauen. Ihr Mann Hermann übernahm den landwirtschaftlichen Betrieb im Nebenerwerb. Sie war mit den vier Kindern zu Hause. „Ich bin gut betreut worden vom Amt“, sagt sie beim Besuch der Landwirtschaftsschüler. Denn damals habe es EU-Fördergelder gegeben, um den ländlichen Raum zu entwickeln. So gelang es ihr, sich ein zweites Standbein zu schaffen.

Zur Sommerfrische nach Bayern

Schulleiterin Christa Reinert-Heinz ist mit 14 Schülerinnen und Schülern zum Praxistag in den kleinen Ort in der Gemeinde Eckersdorf gekommen. „Urlaub auf dem Bauernhof ist für uns immer ein Thema“, stellt sie fest. „Es ist ist die älteste Alternative, die Landwirte für ihren Betrieb haben.“ Begonnen habe es mit der sogenannten Sommerfrische. Das Angebot lockte die Städter in Scharen nach Oberbayern.

20 Hektar Grünland bewirtschaften die Redels. Sie haben auf Mutterkuhhaltung umgestellt und Laufställe gebaut. „Wir haben schon früh bio mitgedacht“, sagt Hermann Redel. „Da waren schon meine Eltern vorausschauend gewesen.“ 1995 bauten sie ein Ferienhaus, 2014 kam ein ehemaliges Bauernhaus als Ferienhaus dazu. Der Biobauernhof wird komplett mit einer Biomasse-Hackschnitzelheizung beheizt. Das Holz stammt aus den eigenen Wäldern. Das Warmwasser wird über Sonnenkollektoren aufbereitet. Und Photovoltaikanlagen auf den Dächern sorgen für umweltfreundlichen Sonnenstrom.

Familienfreundlich und umweltbewusst

Besonders Familien mit Kindern sollen sich hier wohlfühlen. Die Kinder der Gäste bekommen schon einmal eine Mistgabel in die Hand und dürfen im Stall mithelfen. Gänse und Hühner können nicht nur betrachten, sondern auch gestreichelt werden. „Da gibt’s Gäste, die sagen: ,Ich habe noch nie in meinem Leben ein Huhn gestreichelt“, sagt Hermine Redel und lacht. Eine Sammlung bunter Gießkannen am Brunnen lädt die Kinder zum Gießen der Blumen und Kräuter ein. Hermine Redel ist nämlich auch noch ausgebildete Kräuterpädagogin. Sie serviert ihren Gästen eine leckere selbst gemachte Limo auf Apfelsaftbasis mit Wildkräutern und Rosenblättern. Zu den vier Ferienwohnungen und dem Bauernhaus gehören ein Schwimmbad und eine Sauna. Wer möchte, kann über Hermine Redels „Brötchenservice“ in Anspruch nehmen und bekommt Eier zum Frühstück.

Feriengäste aus ganz Deutschland

Landerlebnisreisen liegen im Trend. „Es ist wichtig, sich seine Zielgruppen zu überlegen und sich von anderen abzusetzen“, erklärt Christa Reinert-Heinz den jungen Leuten auf dem Weg zur Meisterprüfung. „Ein Gesamtpaket, dass die Gäste zu schätzen wissen.“ Auch junge Frauen kämen gerne mit ihren Babys und Kleinkindern her, um sich zu erholen, weiß Hermine Redel zu berichten. Ihre Feriengäste kommen aus ganz Deutschland, von Lübeck bis Jena, Köln bis Stuttgart. Da es auf dem Öko-Hof familiär zugeht, haben sich daraus schon einige Freundschaften entwickelt.

Aufklärungsarbeit über die Landwirtschaft

Das Geschäft mit den Feriengästen läuft gut, aber muss einem liegen. „Da hängt wirklich viel Herzblut von uns dran“, sagt Hermine Redel, der es mit ihrem Mann spielend einfach gelingt, die Menschen einzubeziehen und für die Landwirtschaft zu interessieren. „Wir leisten richtig Aufklärungsarbeit“, sagt ihr Mann Hermann. Doch das Ganze geschieht nebenbei und zwanglos.

Nächste Generation steht in den Startlöchern

Von April bis Oktober sind sie stets gut ausgelastet. Der Winter wird für Renovierungen genutzt. Ab Februar gehen dann schon wieder die ersten Anfragen ein. Werbung brauche es nicht, sagen die beiden. Eine Homepage genüge da. Gebucht werden kann nur wochenweise. Doch das meiste geht über Mund-zu-Mund-Propaganda. „Im Laufe der Jahre ist es immer mehr geworden“, stellt Hermine Redel fest. Noch greift ihr Ehemann Hermann unter die Arme, der jetzt Rentner ist. Aber in naher Zukunft wird der Hof an die nächste Generation übergeben.

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