Landwirtschaft Und die Höfe sterben weiter

Jürgen Umlauft
Tierwohlauflagen und weniger Fleischkonsum: Die Verbraucher zwingen immer mehr Fleischbetriebe zum Aufgeben. Foto: dpa/Sven Hoppe

Die Bauern in Bayern werden immer weniger. In Oberfranken werden noch 9260 Betriebe bewirtschaftet. Vor allem Viehzüchter haben es schwer.

 
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Das Höfesterben in Bayern hat sich in den vergangenen zwei Jahren auf relativ niedrigem Niveau fortgesetzt. Seit der letzten Zählung 2019 gaben gut 1500 Landwirte ihren Betrieb auf (minus 1,5 Prozent). Damit setzte sich die Entwicklung der Vorjahre konstant fort, wie aus dem Agrarbericht 2022 hervorgeht, den Agrarministerin Michaela Kaniber (CSU) im Landtag vorstellte. Insgesamt gibt es nun noch 103 000 Agrarbetriebe in Bayern. In Oberfranken lag der Rückgang bei zwei Prozent auf nun 9260 Höfe. Dafür stiegen die Betriebsgrößen leicht an, bayernweit auf 30,7 Hektar im Durchschnitt, in Oberfranken auf 32,2 Hektar, wobei es in den Landkreisen Wunsiedel (44,5), Coburg (43,7) und Hof (43,5) die bayernweit höchsten Durchschnittsgrößen gab.

Aufgegeben haben vor allem Rinder- und Schweinehalter. Ihre Zahl sank um gut vier und acht Prozent. Ursache dafür waren gesunkene Erzeugerpreise und höhere Tierwohlauflagen. Bei den Schweinemästern macht sich nach den Worten Kanibers zudem ein verändertes Verbraucherverhalten bemerkbar. Zum einen sinkt der Fleischverzehr in Deutschland kontinuierlich – er ging von 2010 bis 2021 von 55,8 auf 42,9 Kilogramm zurück –, zum anderen verschiebt sich die Nachfrage in Richtung Rind- und Geflügelfleisch. Gerade kleinere und mittlere Betriebe gerieten dadurch unter Druck. Kaniber forderte vom Bund vor allem bezüglich der Tierwohlvorgaben mehr Unterstützung für die Tierhalter.

Im Durchschnitt aller Betriebsformen sank der durchschnittliche Gewinn eines Bauernhofs um gut 8000 auf 50 600 Euro. Viele Betriebe konnten die Rückgänge durch außerlandwirtschaftliche Einnahmen zum Teil ausgleichen. Allerdings blieben in allen Betriebsformen die staatlichen Transferzahlungen zum Beispiel für Umweltleistungen. Sie machten im Durchschnitt 60 Prozent des Gewinns aus. Gäbe es diese Beihilfen von EU, Bund und Land nicht, „sähe es wirklich zappenduster aus“, sagte Kaniber. Besser lief es für die Betriebe des ökologischen Landbaus, die ihren Gewinn um 5000 auf mehr 74 000 Euro steigern konnten.

Vor dem Hintergrund der Verwerfungen durch den Krieg in der Ukraine hob Kaniber die Bedeutung der Versorgungssicherheit mit Lebensmitteln auch in Bayern hervor. Diese solle ohne Abstriche bei Klimaschutz und Biodiversität erhalten werden. „Wir dürfen bei der Ernährung nicht erpressbar werden“, erklärte Kaniber. Zudem kündigte sie weitere Initiativen zur Regionalvermarktung an. Beim Öko-Landbau bekräftigte Kaniber das 30-Prozent-Ziel bis 2030. Aktuell sind allerdings erst 12,1 Prozent der Agrarfläche Bayerns ökologisch bewirtschaftet. In Oberfranken sind es 12,3 Prozent. Deutlich bessere Werte gab es in den Landkreisen Kronach (23,4 Prozent), Wunsiedel (18,9 Prozent) und Kulmbach (16,4 Prozent).

Gisela Sengl (Grüne) warnte davor, die Ernährungs- und die Klimakrise gegeneinander auszuspielen. Deshalb müsse an der Stilllegung nicht-produktiver Flächen und deren ökologischer Umwandlung festgehalten werden. Zudem müsse die Ausweitung des Öko-Landbaus stärker unterstützt werden. Ruth Müller (SPD) blickte mit Sorgen auf den Nachwuchsmangel in der Landwirtschaft. Die Zahl der Auszubildenden sinke seit Jahren stetig, in nur jedem 90. Betrieb gebe es einen Azubi. Den Blick auf die niedrigeren Einkommen nordbayerischer Landwirte lenkte Martin Schöffel (CSU). Hier wirke sich die zunehmende Trockenheit in Franken aus. Die Agrarpolitik dürfe diese Entwicklung nicht aus den Augen verlieren.

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