Landtagspräsidentin beim Bayreuther Fastenessen: Gemeinsame Verantwortung in Zeiten des Umbruchs Weniger Bürokratie fürs Ehrenamt

Von Susanne Will
Landtagspräsidentin Barbara Stamm. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Ehrenamt, Flüchtlingswelle, Gut- und Schlechtmenschen, Integration - das sind die Eckpunkte der Fastenrede, die die Landtagspräsidentin Barbara Stamm am Samstag im Tageszentrum des Studentenwerks hielt. Sie fordert weniger Bürokratie im Ehrenamt - und nimmt Horst Seehofer in Schutz.

 
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Das Thema hieß: "Politik und Gesellschaft: Gemeinsame Verantwortung in Zeiten des Umbruchs". Barbara Stamm kam auf Einladung von Hartmut Koschyk, Beauftrager der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten. Er leitete den Vormittag mit einem Zitat von Alt-Bundespräsident Roman Herzog ein: "Wenn es uns nicht gelingt, das Elend dort zu bekämpfen, wo es ist, kommt es zu uns." Womit Barbara Stamm einen Bogen zu den Ehrenamtlichen schlägt. Es sei Aufgabe der Politik, die Rahmenbedingungen fürs Ehrenamt stimmig zu gestalten. "Und was das Ehrenamt auf keinen Fall braucht, sind mehr Bürokratie und Reglementierung", so Stamm. Da gibt es den ersten Zwischenapplaus im gut gefüllten Saal, in dem auch Anneliese Fischer, ehemalige Landtagsvizepräsidentin, Landrat Herrmann Hübner und Manfred Nüssel, Präsident des Deutschen Raiffeisenverbandes sitzen.

Keine Einteilung in Gut- und Schlechtmensch

Stamm appelliert: "Die Flüchtlingswelle bewegt alle. Lassen Sie sich nicht auseinanderdividieren!", damit meinte sie die Einteiligung in "Gutmenschen" und "Schlechtmenschen". Sie sehe zwar, dass es "Kräfte in Deutschland gibt, die keiner will und die uns Denkzettel verteilen möchten" - womit sie wohl Pegida und AfD meint, ohne das auszusprechen. Jedoch, schränkt sie ein, seien "die vielen Tausend keine Rechten, sondern Menschen mit Sorgen". Sorgen, die ernst genmmen werden müssten. Und es dürfe nicht sein, dass die Politiker, die sich dieser Sorgen annehmen, dann auch als "rechts" gelten würden. Ihren Parteikollegen Horst Seehofer nimmt sie in Schutz: "Wer das Problem in Syrien lösen will, muss mit Putin reden."

Offensives Auftreten der Demokraten

In dieser "schwierigen Situation" fordert sie ein "offensives, gemeinsames Auftreten der Demokraten im Land", um die Integration der Flüchtlinge möglich zu machen. Sie spricht aus, dass die mit dem Geld des Steuerzahlers bezahlt werde. "Wir geben den Flüchtlingen die Möglichkeit, durch unsere Gemeinschaftsleistung in unsere Gesellschaft hineinzuwachsen - aber sie müssen auch mitmachen", so Stamm. So stellt sie die rhetorische Frage, ob die Gesellschaft es erlaube, dass ein männlicher Flüchtling sich nicht von einer Ärztin behandeln lasse; oder sich weigert, einer Frau die Hand zu geben. "Wer integriert werden will, muss sich auch integrieren lassen."

Ohne EU nicht zu schaffen

Kriegsflüchtlinge und politisch Verfolgte werden "wir selbstverständlich aufnehmen und integrieren, das ist unsere gemeinsame Verantwortung." Und weiterhin wünscht Barbara Stamm "Frau Merkel, dass sie Erfolg mit der europäischen Lösung hat - denn ohne die ist es nicht zu stemmen."

Kinderchor begeisterte die Zuhörer

Als Fastenspeise hatte Engin Gülyaprak ("Ponte") eine Tomatensuppe gekocht. Die Spenden an diesem Vormittag gingen an den Förderverein für den Bunten Kreis Bayreuth. Barbara Stamm war hingerissen vor allem von den Kleinsten im Kinderchor der evangelischen Stadtkirche. Voller Inbrunst schmetterten die eine Handvoll Lieder und verleiteten die Politikerin in ihrer Rede auch zu einem Abstecher zum Thema "Zeit". Nicht nur, dass man an Kindern sehe, wie diese vergehe - Zeit sei das wichtigste, was man einem Menschen schenken kann.

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