„Jesus wurde vor ungefähr 2000 Jahren in Bethlehem geboren, seine Eltern stammen aber aus Nazareth. Daher gilt Nazareth als Heimatstadt von Jesus Christus“, bringen die Nachbarn ihren neuen arabischen Freunden die Erzählung nahe. „Später war dieser Mann als Wanderprediger unterwegs. Er predigte von Frieden und Liebe. Schließlich wurde er auf dem Hügel Golgatha in Jerusalem gekreuzigt. So steht es in der Bibel.“
Diese Worte lassen Ahmad an die Heimat seiner Familie denken. „Aber Bethlehem ist heute eine Stadt im Westjordanland. Sie gehört zu den palästinensischen Autonomiegebieten und grenzt im Norden an Jerusalem. Und Nazareth ist die bedeutendste arabische Stadt in Israel. Da sind viele arabische Christen“, überlegt er und lässt die anderen an seinen Gedanken teilhaben. „Bethlehem und Nazareth sind genau da, wo es immer wieder Krieg gibt zwischen Israelis und Palästinensern. Jesus Christus könnte wahrscheinlich heute nicht mehr einfach so in dem Gebiet umherwandern und seine Ideen predigen. Das würden sie ihm heute verbieten. Er würde an Kontrollstellen und Absperrungen aufgehalten. Vielleicht würde sogar auf ihn geschossen, oder er käme in einen Bombenhagel.“
Ein gemeinsames Gebet
Sehr schlimm sei das, sind sich die Familien einig. Sowohl aus israelischer als auch palästinensischer, aus christlicher oder einfach aus menschlicher Perspektive. Da hat der kleine Taha eine Idee: „Wir könnten doch zusammen beten, dass der Krieg aufhört und die Menschen nicht mehr sterben müssen.“ So machen sie es auch. Und Ahmad sagt in die Runde: „Egal, wie Gott auch in den verschiedenen Religionen heißt: Wir alle, Moslems, Juden und Christen, beten zum selben Gott. Deswegen braucht man sich nicht zu streiten oder gar Krieg zu führen. Alle haben das Recht auf Leben und Menschlichkeit.“
Taha auf blickt von seinem Spielzug auf. Nachdenklich nickt er seinem Vater zu: „Milad Magid, Papa!“ „Frohe Weihnachten, mein Junge!“