Pfadenhauer ist, wie auch Schulrat Hack, erleichtert über die Möglichkeit des Distanzunterrichts aus der Ukraine. Der funktioniere selbst in Kriegszeiten. Die Kinder sitzen in der deutschen Schule, unterrichtet werden sie via Internet aus der Ukraine. Das MGF steuert die Fächer Kunst, Sport oder auch Musik bei.
Für den Anfang gehe es aber um etwas anderes. Die Kinder sollen erst einmal ankommen, erklärt der Direktor. Weil keiner wisse, wie lange die Kinder bleiben, müsse man auf Dauer aber schon nach einer tragfähigen Lösung suchen. „Die Kinder brauchen Geborgenheit, Sicherheit, aber auch eine klare Zielvorgabe.“ Hinter jedem dieser Schüler stehe ein traumatisches Erlebnis. Flucht, Vertreibung, auseinandergerissene Familien, zerstörte Häuser und die rasende Angst um die Väter im Krieg. Schulpsychologin Julia Lippert kümmert sich um die Kinder. Und auch die Schüler des MGF sind voll im Boot. Soziale Kontakte, betont der Direktor, seien wichtig. „Unsere Schüler kümmern sich rührend um ihre neuen Mitschüler.“
Doch bei allem Bemühen: „Die Kinder haben es sicher gerade nicht leicht. Wir versuchen zu helfen, wie wir können.“ Momentan seien es am MGF nur fünf ukrainische Kinder, aber das werde nicht so bleiben. „Wir müssen aufpassen, dass wir nicht über die Grenzen unserer Kapazitäten kommen. Deswegen sind wir dem Schulamt für die Koordination und die enge Zusammenarbeit sehr dankbar.“ Eine pensionierte Lehrerin habe bereits ihre Mitarbeit zugesagt. Weitere Unterstützung werde gleichzeitig noch gesucht. „Wir helfen auf allen Ebenen alle zusammen und versuchen, auch unkonventionelle Wege zu gehen.“
Unkonventionell Lösungen zu finden, das ist auch der Ansatz für das Schulamt. Die Pädagogischen Willkommensgruppen sind ein Weg, Integration umzusetzen. Michael Hack stellt sich eine Staffelung vor: Eine Gruppe für Grundschüler, eine für die Sekundarstufe. Die Betreuer sollen dabei die Rolle einer festen Bezugsperson übernehmen, helfen, den Kindern Struktur zu geben. Die Willkommenskräfte sollen die Kinder an den deutschen Schulalltag heranführen, Kontakt zu den Lehrern halten, aber mit den Kindern auch mal Ausflüge machen und die Heimat auf Zeit kennenlernen.
Optimal, sagt Hack, wäre jemand, der Lehrer ist und Ukrainisch und Deutsch spricht. Aber das sei Utopie. „Deswegen suchen wir breiter.“ Erfahrungen in der Betreuung von Kindern und Jugendlichen sollten die Bewerber haben, die englische Sprache sollten sie können. Auch Ukrainer können sich bewerben. Die Bezahlung hängt von der Qualifikation ab, erklärt der Schulrat. Erste Bewerbungsgespräche habe er schon geführt. Es sehe ganz vielversprechend aus. Nach den Osterferien soll es im ganzen Landkreis losgehen, deswegen drängt die Zeit.
Oliver Hempfling vom Landratsamt betont: „Allen sollte es am Herzen liegen, dass wir uns um die Kinder kümmern, die so viel Schlimmes erlebt haben.“ Zum Alltag gehöre auch die Schule. Die Unterstützungskräfte, die das Schulamt jetzt im Auftrag des Freistaats sucht, werden immer wichtiger, je mehr Kinder im Landkreis Kulmbach ankommen. Wer mitmachen will in den Willkommensgruppen, kann sich ab sofort beim Schulamt bewerben. „Je mehr Menschen da jetzt mithelfen, um so leichter wird es für uns, ein passgenaues Angebot zu stricken.“