Landjugend Reicholdsgrün Das Land als Lebensgefühl

Zur Bierprobe trafen sich mehrere Mitglieder der Landjugend Reicholdsgrün bei der Hönicka-Bräu in Wunsiedel. Foto: pr.

Die Reicholdsgrüner Landjugend wird 30 Jahre alt. Diesen Geburtstag feiern die Mitglieder mit einem riesigen viertägigen Fest und Hunderten Gästen aus ganz Oberfranken.

 
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Auf dem Land, da ist nichts los. Von wegen! Wer über das Dorfleben lächelt, der sollte am Wochenende mal nach Reicholdsgrün fahren. Spätestens dann wird er Abbitte leisten und sich vielleicht sogar ein wenig in den ländlichen Way of Life verlieben. Die Landjugend in dem kleinen Kirchenlamitzer Ortsteil mit nicht einmal hundert Einwohnern feiert vier Tage lang Geburtstag.

Zum Jubiläum etwas größer

„Unser Verein wird 30 Jahre, deshalb ziehen wir diesmal ein etwas größeres Fest auf“, sagt Emily Wolf vom Vorstand bescheiden. Weniger bescheiden sind die Ausmaße: Nicht ein, sondern zwei große Bierzelte sind notwendig, um all die Gäste zu fassen. Und am Sonntag haben sich bislang 22 Vereine und befreundete Landjugenden für den Festzug angekündigt. Wenn – wie erwartet – im Durchschnitt 20 Frauen und Männer pro Gruppe mitmarschieren, bewegen sich an dem Tag um 14 Uhr um die 440 Menschen durch den Ort. „Wir versammeln uns auf einem Feldweg vor dem Dorf und laufen dann zunächst hinter den Höfen entlang und anschließend durch die Hauptstraße zurück“, erläutert Emily Wolf das Prozedere.

105 Mitglieder, Tendenz steigend

Obwohl der Landkreis Wunsiedel beinahe der Prototyp eines ländlichen Raumes ist, gibt es im Gegensatz zum Landkreis Hof hier kaum eine Landjugendtradition. Nur in Reicholdsgrün ist alles anders. „Wir haben zurzeit 105 Mitglieder – mit steigender Tendenz. Vor allem viele Jugendliche schließen sich uns an“, sagt die Fest-Mitorganisatorin im Gespräch mit der Frankenpost. Ein Verein mit weit mehr Mitgliedern als der Ort, in dem er beheimatet ist, Einwohner hat, das ist sicher nicht alltäglich. Aus der gesamten Umgebung, von Weißenstadt bis Selb, wollen junge Leute bei den Reicholdsgrünern dabei sein. Emily Wolf zum Beispiel stammt aus Heidelheim.

Seit Monaten organisiert die Landjugend – dazu zählen sich auch einige alte Haudegen mit um die 60 Jahre – das Großereignis. Unter anderem veranstalten die Reicholdsgrüner ein wohl bislang einmaliges Zapfwellen-Bingo. Eine Zapfwelle ist eine zuschaltbare mechanische Antriebsquelle an einem Nebenausgang des Getriebes beim Traktor. Die Antriebsenergie kann direkt über eine Gelenkwelle genutzt werden oder angebaute Mähbalken und andere Geräte antreiben. Die Zapfwelle befindet sich meist am Heck. Sechs Traktoren stehen am Freitagabend auf dem Festplatz. Landtechniker sind zwar bei dem Bingo klar im Vorteil, aber auch alle anderen haben sicherlich eine Chance, wenn es darum geht, die tatsächliche Leistung der heruntergebremsten Zapfwellen zu schätzen. Wer bei allen sechs Traktoren den der Realität am nächsten kommenden Durchschnittswert auf seinem Zettel stehen hat, der kann eine Akkuflex, eine Motorsäge oder ein Baustellenradio gewinnen. „Bauern lieben ja Traktoren. Daher kommen die Landwirte auch aus der weiteren Region, um sich am Zapfwellen-Bingo zu beteiligen“, freut sich Emily Wolf schon auf viele Besucher.

Das Besondere am Landleben

Was ist eigentlich das Besondere am Landleben und der Landjugend? Die Heidelheimerin, die im Hauptberuf Bankkauffrau ist, aber im elterlichen Hof mithilft, muss nicht lange überlegen. „Vielleicht einfach die gute Gemeinschaft und die Freude, etwas zusammen auf die Beine zu stellen.“ Ja klar, auch sie fährt gerne mal in die Großstadt. „Aber nach spätestens drei Tagen bin ich froh, wieder daheim zu sein.“ Die Freiheit, die Natur, die Ruhe, die gebe es nur hier. „Wobei, bei der Landjugend ist es nicht immer so ruhig.“

Drei Hauptevents der Landjugend prägen den Jahreslauf in Reicholdsgrün: Die Waldweihnacht mit den Kindern, bei der alle zum Epprechtstein laufen und unter anderem einen Gottesdienst feiern, die Kirwa, die dieses Jahr mit der Riesen-Geburtstagsfeier begangen wird, und die Goasmaß-Party. Eine Goasmaß à la Landjugend Reicholdsgrün enthält übrigens dunkles Bier, Cola, Kirschlikör und ein Stamperl Asbach. „Natürlich besuchen wir auch die Feste und Feiern der benachbarten Landjugenden und anderer Vereine. Wenn wir irgendwo gebraucht werden, sind wir dabei“, so Emily Wolf.

Enge Beziehung zur Hönicka-Bräu

Eine enge Beziehung pflegt die Reicholdsgrüner Landjugend auch zur Hönicka-Bräu in Wunsiedel, bei der sie seit jeher das Bier für ihre Feste bestellt. Vor wenigen Tagen waren die Mitglieder bei der Bierprobe in der Festspielstadt und ziemlich angetan. Klingt so, als dürfte nichts mehr schiefgehen am verlängerten Geburtstagswochenende.

Vier Tage volles Programm

30. Geburtstag
Wenn die Reicholdsgrüner Landjugend schon 30. Geburtstag feiert, dann aber richtig. Nachfolgend das Programm an den vier Tagen. Freitag:
 Los geht es gegen 20.30 Uhr mit dem großen Zapfwellenbingo mit sechs Traktoren. Im Anschluss legt DJ Chris Levels auf. Außerdem gibt es an dem Abend eine Weinbar – „ganz ohne Hopfen“, wie es in der Ankündigung heißt. Samstag:
 Am zweiten Tag gibt es einen klassischen Bierzeltabend. „Die Partyteufel“ heizen die Besucher ein.

Sonntag:
Die eigentliche Geburtstagsfeier der Landjugend. Sie beginnt um 10 Uhr mit einem Zeltgottesdienst. Anschließend, um 12 Uhr, gibt es ein Mittagessen.  Der große Festumzug mit mindestens 22 Vereinen und Landjugenden startet um 14 Uhr und führt in einer Schleife durch das Dorf. Ab 15 Uhr beginnt der Festbetrieb mit Kaffee und Kuchen. Zur Unterhaltung gibt es Rodeoreiten. Für die Kinder steht eine Hüpfburg bereit. Zudem sorgen Gardeaufführungen und ein großer Bauernmarkt für Unterhaltung. Die Musik übernimmt den ganzen Tag Hansi Reithmeier.

Montag:
Der letzte Tag klingt mit einer Bierzeltparty mit „Geile Zeit“ aus.

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