New York (dpa) - Wie kann man jemanden ohne Hose auf die Welt loslassen, noch dazu vornehmlich auf Kinder? Man kann, wenn derjenige eine Ente ist und Donald Duck heißt. Um das Federvieh aus Entenhausen ist nicht nur ein ganzer Mikrokosmos entstanden, «DD» ist längst eine Legende. Am heutigen Montag feiert die Comicfigur ihren 80. Geburtstag.

Walt Disney suchte nach dem Erfolg seiner «Mickey Mouse» nach einer neuen Figur und die sollte nicht ganz so positiv wie die Maus sein. Donald schlüpfte den Zeichnern aus der Feder und in «Die kluge kleine Henne» hatte er am 9. Juni 1934 seinen ersten richtigen Auftritt. Nett war es wirklich nicht, wie er die Hühnermama allein die Feldarbeit machen lässt. Aber die Figur war schon Donald samt Matrosenjacke (schließlich ist eine Ente ein Wassertier) und der legendären Stimme von Clarence Nash. Und er war niedlich, aber auch ganz schön gemein.

Donald wurde zum Erfolg. Immer mehr Filmchen wurden produziert und es gibt deutlich mehr mit Donald als mit Micky. Eine ganze Welt wurde um ihn herum geschaffen. In seiner Heimatstadt wohnen zwar auch Micky und Goofy, aber sie heißt Entenhausen (im Original Duckburg) und Donald, der reiche Onkel Dagobert, Freundin Daisy und die Neffen Tick, Trick und Track bestimmen das Leben in der Stadt.

In den 40er Jahren zog Donald sogar in den Krieg. In «The Fuehrer's Face» machte er 1943 selbst mit dem Bürzel ständig den Hitlergruß, las «Mein Kampf» und baute Bomben für die Nazis. Schließlich erwacht er aus dem Alptraum und knutscht die Freiheitsstatue ab. Der Anti-Nazi-Propagandafilm wurde damals mit dem Oscar ausgezeichnet. In einem anderen Film kann man auf dem Einberufungsbefehl sogar Donalds zweiten Vornamen lesen: Fauntleroy! Mit diesem Wissen kann man auf Partys punkten.

«Als Kind lag mir Donalds anarchistische Art mehr», sagte Autor Frank Schätzing («Der Schwarm») der «Welt am Sonntag». «Auch, dass er immer Herz und Verantwortung für seine drei mitunter ganz schön renitenten Blagen zeigte, selber gepiesackt von einem Pandämonium missliebiger Verwandter - schon die Komplexität dieser Sippenverhältnisse. Grandios!» Schätzing fühlt sich gar an die «Buddenbrooks» erinnert.

«Er ist so erfolgreich, weil er eben nicht perfekt ist», sagt Donald-Kenner Uwe Lambach. «Micky Maus wurde bis zur Langweiligkeit perfektioniert. Aber Donald scheitert so schön - und steht doch immer wieder auf und macht weiter. Jeder, der keine völlig überhöhte Meinung von sich hat, kann sich mit ihm identifizieren.» Andere Comic-Helden mögen wirklich Helden sein. «Aber man ist nicht wie Asterix, man ist wie Donald.»

Während in den USA die Maus regiert, ist international Donald Duck populärer - auch in Deutschland. «Das liegt vor allem an der Übersetzung von Erika Fuchs», sagt Uwe Lambach, die frühere «PräsidEnte» von D.O.N.A.L.D. («Deutsche Organisation der nichtkommerziellen Anhänger des lauteren Donaldismus»). «Fuchs hat die genialen Comics von Carl Barks mit ihren brillanten Texten noch einmal verbessert.» Die Eltern, die die «amerikanischen Schundhefte» aus den Kinderzimmern verbannten, hatten gar keine Ahnung, wie viele deutsche Klassiker Donald und die Seinen zitierten.

Lambach ist «Donaldist» und die 900 Mitglieder des Clubs sehen sich nicht nur als Fans, sondern in erster Linie als Forscher. Auf den jährlichen Kongressen, der nächste ist im April in Schwerin, gibt es Vorträge über Hintergründe und gesellschaftliche Folgen des Entenphänomens. Wenn die Donaldisten einen Redner würdigen, applaudieren sie nicht, sondern rufen laut «Klatsch! Klatsch!».

Ob nun als Kalle Anka (Schweden), Anders And (Dänemark), Paolino Paperino (Italien) oder Donald Duck mit deutsch gesprochenem «u» - die Ente regiert Europa. In Deutschland werden jedes Jahr mehr als fünf Millionen «Lustige Taschenbücher» verkauft und das «Wall Street Journal» nannte Donald gar einst, wegen der Popularität des Komikers, «den Jerry Lewis Deutschlands». Und das alles für einen ständig versagenden Wasservogel. Da kann man nur rufen «Klatsch! Klatsch!»