Kunstmuseum Mappenwerke aus der Sammlung Friedemann Gottschald

Ausschnitt aus dem Kupferstich „Götterdämmerung“ von Baldwin Zettel. Foto: Kunstmuseum/VG Bild-Kunst, Bonn

Von A bis Z – das heißt in diesem Fall: Von Gerhard Altenbourg bis Baldwin Zettel. Alphabetisch setzen diese Namen den Rahmen für die neue Ausstellung im Bayreuther Kunstmuseum mit Graphischen Mappenwerken aus der Sammlung Friedemann Gottschald.

 
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Bayreuth - Die Leidenschaft des Sammlers, der viele Jahre als stellvertretender Leiter des Bayreuther Kulturamts arbeitete, erwuchs bereits in den 70er-Jahren. Von einem Straßenkünstler hat er einst drei Federzeichnungen gekauft. Inzwischen ist der Bestand gewaltig gewachsen.

Friedemann Gottschald, der selbst gerne zeichnet, sagt dazu in einem kleinen Video: Jetzt kommen die Arbeiten aus der Dunkelkammer hervor, werden gerahmt und gezeigt, damit der Einzelne Freude daran hat.

Allein das ist schon die gute Nachricht in einem Jahr, das fürs Bayreuther Kunstmuseum ein ziemlich gruseliges war. „Erst Corona, dann Wasserschaden und jetzt haben wir wieder Corona“, fasst Museumsleiterin Marina von Assel ganz unakademisch die prägenden Ereignisse von 2021 zusammen.

Besuch nur mit Test

Derzeit ist das Museum wieder geöffnet, allerdings gilt Pandemie bedingt die 2G-plus-Regel, die einen Besuch nur mit aktuellem Test zulässt. Auf Laufkundschaft spekuliert man da besser nicht. Wer sich dem Prozedere unterzieht, wird beim Besuch der Ausstellung garantiert ein recht exklusives Erlebnis haben.

Dabei kann er Arbeiten von Künstlern entdecken, die die Kunstszene der DDR und der neuen Bundesländer wesentlich mitgeprägt haben und mitprägen. Die Schau setzt die Bereitschaft voraus, genau hinzusehen. Es geht um Feinheiten, um zarte Linien um exakt Abgezirkeltes. Man kann in den Räumen des Kunstmuseums Abstraktes genau so entdecken wie Drucke, die auf den ersten Blick recht altmeisterlich wirken, auf den zweiten Blick aber ihr surreales Wesen unverblümt zur Schau stellen. Die ein oder andere Querverbindung zu dem bedeutenden fränkischen Künstler Caspar Walter Rauh lässt sich herstellen.

Szenen aus Richard Wagners „Götterdämmerung“ durch die Brille der Fantastischen Realisten betrachtet, bietet etwa ein Kupferstich von Baldwin Zettel aus dem Jahr 2001.

Eine Lupe ausleihen

Apropos Brille: Jeder Besucher kann sich im Kunstmuseum für seinen Rundgang eine Lupe ausleihen. So lässt sich etwa das Muster auf Hagens Boxershort beim Erstechen Siegfrieds exakt studieren. Marina von Assel spricht von Zeitdokumenten, in denen die unruhigen Zeiten der 60er- und 70er-Jahre aufgegriffen wurden und in die sich das Psychologisch-Surreale hineingebohrt hat. Die Druckgraphik sei eine besondere künstlerische Technik, schließlich vereint sie größtmögliche Präzision mit künstlerischer Freiheit. Die Museumsleiterin ist überzeugt: „Das Sammeln von druckgraphischen Mappenwerken ist die Königsdisziplin des Sammelns.“

Dessen war sich Friedemann Gottschald damals in den 70ern vermutlich noch nicht bewusst, als er erstmals mit einem Straßenkünstler handelseinig wurde.

Die Ausstellung im Bayreuther Kunstmuseum ist bis 27. Februar zu sehen.

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