Kunstmuseum Bayreuth Surreales, Absurdes und Zebras

Die Ausstellung German Pop – Norddeutsche Realisten im Kunstmuseum Bayreuth beschäftigt sich mit der Wahrnehmung der Wirklichkeit anhand vorgefertigter Bilder. Dabei geht es auch im Zebras.

 
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Nein, es handelt sich dabei nicht um eine Ansammlung von Zoologen oder gar eine Gruppierung von Experten für Fußgängerüberwege. Hinter der Gruppe Zebra verbirgt sich etwas völlig anders. Der Name, der unweigerlich Assoziationen an schwarz-weiße Streifen weckt, steht für den Zusammenschluss von realistisch arbeitenden Malern und Bildhauern, die sich als Vertreter des Neuen Realismus begreifen. Schwarz-weiße Strukturen spielen dabei durchaus eine Rolle. Und wer sich die Ausstellung German Pop – Norddeutsche Realisten im Kunstmuseum Bayreuth anschaut, fühlt sich im ersten Ausstellungsraum sogleich umzingelt von: Zebras.

Wahrnehmung der Wirklichkeit

In den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts wandte sich die Gruppe Zebra gegen die abstrakte und informelle Kunst und forderte eine „komplexe Neuerstellung von Dingen“ – ein „ABC der Dinge“ und eine „Bewusstmachung“ der neuen, medialen Wirklichkeitswahrnehmung. In den neuen Bildern sollten „außer der menschlichen Figur – diejenigen Dinge, die unsere Umgebung heute in hohem Maße prägen, ...vorkommen“. Die Ausstellung im Kunstmuseum beschäftigt sich mit der Wahrnehmung der Wirklichkeit anhand vorgefertigter Bilder. Zu sehen sind Gemälde, Zeichnungen und Druckgraphiken von Harald Duwe, Dieter Asmus, Peter Nagel, Nikolaus Störtenbecker, Peter F. Piening, Ulrike Andresen und Claus Vahle.

Wer betrachtet wen?

Beim Gang durch die Räume des Kunstmuseums zeigt sich viel Surreales, Absurdes, Collagiertes, aber auch detailgetreu bis fotorealistisch Gemaltes mit dem Anspruch großer Meister. Oft spielen die Künstler mit der Wahrnehmung des Betrachters, wie etwa Harald Duwe in seiner Handlithographie „Selbst mit Fernglas“, wo man sich unverzüglich die Frage stellt: Wer betrachtet hier eigentlich wen? Der Ausstellungsbesucher den Künstler, oder umgekehrt? Dass die Lithografie hinter Glas zu sehen ist, fügt dem Ganzen durch einen Spiegeleffekt noch eine weitere bildliche Ebene hinzu.

Festspielbesucher in der Pause der „Götterdämmerung“

Surreal wirkt auch Duwes Ölgemälde „Bayreuth, Götterdämmerung, 1979“. Man sieht Festspielbesucher – darunter der Künstler – während einer Pause auf dem Grünen Hügel. Was die Opernbesucher am Ende der „Götterdämmerung“ im Festspielhaus erwartet, zeigt sich hier bereits an der farblichen Gestaltung des Himmels hinterm Festspielhaus.

Eine ungewohnte Perspektive vermittelt Dieter Asmus dem Betrachter mit seinem „Sightseeing-Flug“. Auf dem Bild ist sowohl eine romantisch wirkende Burg zu sehen, als auch in großem, durchaus humoristischem Kontrast dazu, das Rad eines Flugzeugs, was die Insassen so nicht wahrnehmen können.

In vielen Bildern der Ausstellung reiben sich unterschiedliche Realitäten aneinander. Das gilt nicht nur für die Zebras.

INFO: Die Ausstellung German Pop – Norddeutsche Realisten wird am Sonntag, 30. Oktober, um 11 Uhr eröffnet.

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