Kunst auf Kreisverkehren: Unsere Ideen

Von Frank Schmälzle

Stadtrat Halil Tasdelen fordert Obelisken und Skulpturen für die Kreisverkehre in Bayreuth. Und tritt damit im Bauausschuss eine Debatte los.

 
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Halil Tasdelen hat es geahnt. Das mit dem neuen Kreisverkehr an der Universitätstraße nahe der Hohlmühle kann nicht gut gehen. Das hatte der SPD-Stadtrat schon bei den Beratungen über den Bau gesagt. Inzwischen ist er in Betrieb. Und tatsächlich, sagt Tasdelen. Es hat keine Woche gedauert, bis es an dem neuen Kreisverkehr zum ersten Mal gekracht hatte. Ein Autofahrer ist einfach geradeaus drüber gefahren. Das, sagt der SPD-Stadtrat, wäre nicht passiert, wenn der Kreisverkehr besser sichtbar wäre. Er fordert: Stellt Obelisken oder Skulpturen auf die Kreisel in Bayreuth. Und löst damit eine heftige Debatte aus. Über Kunst und Geschmack.

Tasdelen hat einen USB-Stick dabei. "Schauen wir uns die Bilder an, die da drauf sind", sagt er im Bauausschuss. Bilder aus anderen Städten, die ihre Kreisverkehre zu Plätzen der Kunst gemacht haben. Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe winkt ab: "Nein, sonst schauen wir uns in Zukunft hier nur noch Bilder an." Auch kein Problem, sagt Tasdelen. Dann redet er eben: "Wir haben in Bayreuth so viele Motive, die sich für Skulpturen eignen." Oder man fragt mal bei den großen Bayreuther Firmen nach, ob sie Interesse haben. Ein Cybex-Kreisel, ein medi-Kreisverkehr, ein BAT-Oval - warum denn nicht? Oder vielleicht einen roten Stuhl, wenn XXXLutz kommt?, lästern Stadträte.

Tasdelen ist es zu wenig, was die Stadt bislang aus ihren Kreisverkehren macht. "Die sind nackig." Die Mitarbeiter des Stadtgartenamtes bepflanzen sie so, dass es zur Umgebung passt. Zum Beispiel an der Hohlmühle: Dort sollen Pflanzen auf den Ökologisch-Botanischen Garten der Universität hinweisen. "Nur Pflanzen? Damit bin ich nicht einverstanden", sagt Tasdelen. Weil man damit eine Chance verspielt, für Bayreuth zu werben. Und weil Hingucker Kreisverkehre seiner Meinung nach sicherer machen.

Damit aber ist Stadtbaureferent Hans-Dieter Striedl nicht einverstanden. "Unsere Kreisverkehre sind nicht nackig", kontert er. Sie sind bepflanzt. Und dann sagt er: "Ich kenne Kreisel, die zum Sau-Graußen sind." Bitte kein Karnickel oder eine andere Geschmacklosigkeit mitten auf einen Kreisverkehr. Im Bericht der Verwaltung an die Stadträte liest sich das dann so: Es ist nicht geplant, gestalterisch fragwürdige Lösungen mit gefärbtem Split oder Mulch, gepflanzten Wappe, baulichen oder gar beleuchteten Elementen umzusetzen. Abgesehen vom hohen Unterhaltsaufwand unterliegen derartige Gestaltungen sehr stark dem jeweiligen Zeitgeschmack.

So sehen das auch Sabine Steininger von den Grünen und die beiden BG-Stadträte Ernst-Rüdiger Kettel und Georg Kämpf. Kämpf sagt: "Ich hatte das zweifelhafte Vergnügen, bei dem Unfall an dem neuen Kreisel daneben zu stehen. Dass nicht mehr passiert ist, liegt auch daran, dass da kein Bauwerk drauf steht." Und so wie er die Bayreuther Autofahrer kenne, werde das sicher nicht der letzte solche Unfall gewesen sein. Steininger sagt: Natürlich kommen die Grünen mit der pflanzlichen Variante besser zurecht. Und: "30000 bis 40000 Euro für jede Skulptur auf jedem Kreisel - mit diesem Geld kann die Stadt Sinnvolleres machen."

"Ich finde die Idee garnicht so schlecht", sagt CSU-Stadtrat Helmut Parzen. Gerade an den Stadtgrenzen können gestaltete Kreisverkehre einladend wirken. "Wir haben nicht nur ein gutes Stadtgartenamt", sagt sein Fraktionskollege Franz-Peter Wild. "Wir haben auch eine sehr gute Kunstszene." Gerade die bildende Kunst werde in Bayreuth aber eher stiefmütterlich behandelt. Wieso also nicht Bayreuther Kunst auf Bayreuther Kreisel?

Nach langer Diskussion im Bauausschuss geht es ganz schnell: Oberbürgermeisterin Merk-Erbe lässt über den Verwaltungsvorschlag asbtimmen. So plötzlich, dass die Kunst-Befürworter es nicht mitbekommen. Keine Gegenstimme. Am Ende steht ein Beschluss, der vieles offen lässt: "Leitlinie für die Anlage von Kreisverkehren sollten künftig pflanzenbetonte, thematisch orientierte Bepflanzungen sein." Dann sind Ausnahmen ja möglich, sagt FDP-Stadtrat Thomas Hacker.

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