Kulturreferent: Vertreter der Stadt und des Stadtrats sollen Kreis der Bewerber einengen Bayreuth sucht den Super-Macher

Von Michael Weiser

Die Suche nach einem Kulturreferenten für Bayreuth kann in die heiße Phase gehen: Ein Gremium mit Vertretern der Stadt und der sechs Stadtratsfraktionen soll die Weichen stellen. Das hat nun der Ältestenausschuss beschlossen, ein Vierteljahr nach dem Ende der Bewerbungsfrist. Bereits im Oktober soll das Gremium zusammentreten.

 
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183 Bewerbungen aus In- und Ausland sind eingetroffen, ein Kandidat hat mittlerweile zurückgezogen, macht 182: Viel mehr war seit dem Ende der Bewerbungsfrist am 30. Juni nicht mehr nach außen gedrungen, erst recht nichts über Favoriten. Am nächsten kam der Sache noch Klaus Wührl-Struller als "Hausmann": In seinem "Abwasch" entlockte er seinem Gast Carsten Hillgruber wenigstens eine Klarstellung. "Ich habe mich nicht beworben", sagte der Kultur- und Sozialreferent der Stadt Bayreuth.

Wir halten fest: Der Kulturreferent wird irgendwann in naher Zukunft nicht mehr Hillgruber heißen. Aber sonst? 70, 80 Bewerber habe die Personalverwaltung in einer ersten Sichtung während der Sommerpause bereits aussortiert, war zu erfahren, nun werde weiter gesiebt, bis man der Findungskommission eine engere Auswahl vorsetzen kann.

Von zwei Dutzend aussichtsreichen Kandidaten ist die Rede; daraus sollen die Mitglieder der Kommission nochmals fünf Bewerber auswählen, über die dann der Stadtrat zu befinden hat. Ein, zwei Termine im Oktober - dann könnte die Finalgruppe feststehen. Und irgendwann im kommenden Jahr soll er dann präsentiert werden: der neue Bayreuther Kulturreferent, der erste Vollzeitreferent, seit die Stadt Bayreuth und Ralph Lange 2009 getrennte Wege gingen.

Was soll er oder sie können?

Wer es werden wird, weiß man noch nicht. Was er können soll, darüber sind sich die Vertreter des Stadtrats einigermaßen einig: Viel. "Eine eierlegende Wollmilchsau", wie Wührl-Struller sagt. Er soll für die Grünen in der Kommission Platz nehmen. Stefan Specht von der CSU nennt drei Hauptkriterien: "Neben der ganz selbstverständlichen Kompetenz in der Kultur braucht er in der Gemengelage der Stadt Bayreuth Überzeugungskraft und Durchsetzungskraft."

Die setzt auch Christa Müller-Feuerstein von der SPD voraus. Und sie ergänzt: "Er oder sie sollte aus der Kultur kommen, eine gestandene Persönlichkeit sein, der die einzelnen Einrichtungen vertraut sind, sollte das richtige Händchen im Umgang mit dem Festspielhaus haben, dazu Erfahrungen mit der Verwaltung, aber auch mit dem Stadtrat."

Sabine Steininger von den Grünen findet auch noch Teamfähigkeit und Sozialkompetenz wichtig - angesichts der vielen höchst unterschiedlichen Anbieter in Bayreuth ein wichtiger Punkt. Was der oder die Neue ihrer Meinung noch haben soll: "Kenntnisse in der Öffentlichkeitsarbeit, im Marketing, im Tourismus."

Zuständig auch fürs Marketing

Tatsächlich war dergleichen ja schon in der Stellenausschreibung zu lesen. "Städtischerseits verantworten Sie das Stadtmarketing sowie den touristischen Bereich, selbstverständlich im engen Austausch mit den privaten Partnern der Stadt" - so definierte Bayreuth seine Ansprüche. Auch an dieser Mixtur - die Kombination von Kulturmensch und Marketing-Macher - scheiterte seinerzeit Ralph Lange. Doch genau da sieht Steininger einen Kulturreferenten gefordert. "Im Wagner-Jahr hat die Vernetzung nicht geklappt. Und da hätte der Kulturreferent schon das Sagen gehabt", sagt sie mit Blick auf die desaströsen Besucherzahlen. Ein Tiefpunkt war erreicht, als gleichzeitig David Garrett und das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter Andris Nelsons in Bayreuth auftraten. Auch Specht findet, dass solche Überschneidungen nicht mehr vorkommen dürfen - viel Arbeit für einen Kulturreferenten. "Einen Moderator braucht's da", sagt Specht.

Ärger über Zeitverlust

Sichtungen, Beratungen, Auswahlverfahren, dann Bewerbungsgespräche, schließlich Kündigungsfristen: Es könnte noch eine Weile dauern, bis Bayreuth seinen Kulturreferenten hat. "Das ist mir nicht erklärlich", sagt Specht, "den einzigen Grund dafür, dass die Angelegenheit so lange dauert, können die Sommerferien liefern." Was bei einem Projekt von dieser Bedeutung kein Entschuldigungsgrund sein könne, wie er hinzufügt. "Wir sind verärgert, dass man uns nicht eher eingebunden hat. So wurde sehr viel Zeit verloren."

Verständnis für das langsame Tempo äußert hingegen die politische Konkurrenz im Stadtrat. "Wir reden von einer Referentenstelle", sagt Steininger, "eine wichtige Angelegenheit. Da sollte man Zeit investieren." Wenn's gut geht, meint sie, könnte man vielleicht trotzdem schon zu Jahresbeginn auf den neuen Kulturreferenten hoffen. Skeptischer äußert sich Müller-Feuerstein: "Es wäre gut, wenn die Stelle im Frühjahr besetzt wäre, zumindest aber vor den Festspielen."

Ralph Lange - Ankunft mit Gitarre, Abschied mit Pauken und Trompeten

Mit hohen Erwartungen hatte man ihn 2007 ins Amt geholt, nach nur zwei Jahren wurde ihm 2009 der Stuhl vor die Tür gesetzt: Ralph Lange konnte als Kulturreferent in Bayreuth keine großen Akzente setzen. Über die Gründe seines Scheiterns sind die Meinungen noch heute geteilt. Lange, zuvor Leiter der Musikschule Neu-Ulm, scheiterte wohl auch wegen Konflikten mit seinen Dienststellen und anderen Referaten. Von Seiten des Stadtrats wurde ihm vorgeworfen, sich zu wenig um Bayreuth zu kümmern - vor allem, als herauskam, dass sich Lange als Kulturbeigeordneter in Magdeburg und Leipzig beworben hatte. So verließ Gitarrist Lange Bayreuth mit Pauken und Trompeten: Der Beschluss zur Kündigung wurde vom Stadtrat einstimmig gefasst. Die Stadt und Lange einigten sich außergerichtlich, gemunkelt wird von einer Abfindung von zwei Jahregehältern.

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