Kulturfreunde: Wohltuend ruhig

Von Gordian Beck
Das Trio Kontra: Johanna Pichlmair (Violine), Georg Michael Grau (Klavier) und Andreas Ehelebe (Kontrabass. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Die Kulturfreunde veranstalten zur Zeit nicht di eganz großen Konzerte - was das Volumen der eingeladenen Ensembles betrifft. Das musikalische Nievau aber halten sie - auch beim Konzert mit dem Trio Kontra im Europasaal: ein Hörgenuss mit seltener gespielten Werken und in nicht ganz so selbstverständlicher Besetzung.

 
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Die Idee entbehrt nicht des Charmes: Man formiere sich zum klassischen Klaviertrio, ersetze aber das Cello durch einen Kontrabass. Stellt sich nur die Frage, ob das, was in der Theorie originell klingt, auch in der Praxis besteht. Schließlich führt der Kontrabass in der klassischen Kammermusik ein Schattendasein. Die Zahl der Werke, die in dieser Kombination möglich sind, ist überschaubar.

Die Herausforderung, der das am Sonntagabend im Kulturzentrum auf Einladung der Kulturfreunde gastierende „Trio-Kontra“ gegenüberstand, war also nicht unbedingt im Auftritt an sich, sondern vielmehr in dessen Vorfeld, sprich, in der Programmzusammenstellung zu suchen. Und da darf man den drei jungen Musikern ruhigen Gewissens konstatieren, gute Arbeit geleistet zu haben. Denn das Konzert bot nicht nur einen tiefen Einblick in die Seele des Kontrabasses, sondern präsentierte darüber hinaus auch Werke, die man normalerweise eben nicht im Konzertsaal zu hören bekommt. Krzysztof Pendereckis wunderschönes, friedfertiges „Duo concertante für Violine und Kontrabass“, beispielsweise. Johanna Pichlmair (Violine) und Andreas Ehelebe (Kontrabass) machten daraus ein ebenso inniges wie erstaunlich leichtfüßiges Zwiegespräch.

Ganz anders dann in das Gewand eines Klaviertrios verpackte Konzert für zwei Kontrabässe mit Orchester des „Paganinis des Kontrabasses“, Giovanni Bottesini. Denn dieses Werk stellt die beiden Soloinstrumente, in diesem Fall Violine und Kontrabass, grell aus, dem Klavier, respektive dem Orchester, bleibt die Klangkulisse. Ein typisches Virtuosenstück, das ganz auf Effekte, Glanz und Glamour setzt. Und so inszenierten es Pichlmair und Ehelebe auch: Groß im Ton und in der musikalischen Geste, die technischen Kabinettstückchen wie etwa Flageoletts und Kadenzen sicher im Griff, während Georg Michael Grau am Flügel – er konnte einem fast schon leidtun – brav am Fundament dieser doch recht floskelhaften Komposition arbeitete.

Lebensbejahendes Finale

Dafür rückte das Klavier nach der Pause ins Zentrum der Musik: Denn in Sergej Rachmaninows wild-romantischen „Trio élégiaque“ Nr. 1 in g-Moll gibt der Klavierpart vor. Es entwickelt sich auf Basis eines breit angelegten Sonatensatzes eine Art „Sinfonische Dichtung“ für drei Instrumente. Der Kontrabass als Cello-Ersatz gibt dabei eine erstaunlich gute Figur ab, das einsätzige Werk wirkt dadurch noch wilder und zerklüfteter. Zumal es drei Musikern durchwegs gelang, den melancholischen Grundton dieses Stückes im Kern zu transportieren, ohne ihre Spiel zu sehr in den Vordergrund zu rücken. Eine Zurückhaltung, die letztlich ihre Begründung in einem grandios dargebotenen, weil ungemein intensiv musizierten Trauermarsch fand.

Astor Piazzolas „Las Cuatro Estaciones porteñas“ ist ein grundsätzlich anders gelagertes Werk, expressiv, der Tango dominiert die Szenerie. Und Pichlmair, Eheleben sowie Grau gaben ihm entsprechend Raum. Ein ebenso farbenprächtiges wie lebensbejahendes Finale eines wohltunend ruhigen Konzertabends, der mit Fritz Kreislers als Zugabe dargebotenen „Miniature Viennese March“ einen fröhlich beschwingten Ausklang fand.

Und demnächst in diesem Hause

Am Sonntag, 4. Dezember, 17 Uhr, spielt im Zentrum die Polnische Kammerphilharmonie Sopot unter der Leitung von Wojciech Rajski und mit Benedic Kloeckner am Solo-Violoncello Werke von Mendelssohn Bartholdy, Pehr Henrik Nordgren, Schubert und Schumann.

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