Kulmbacher Bahnhof Barrierefreiheit: Der Zug ist noch nicht abgefahren

Für Rollstuhlfahrer sind die Treppen nicht zu überwinden. Foto: Gabriele Fölsche

Neben der Politik dringt auch die Wirtschaft auf einen bedarfsgerechten Umbau. Der jetzige Zustand sei einer Universitätsstadt nicht würdig.

 
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Politiker kämpfen seit Jahren um ihn, doch nichts passiert. Der Kulmbacher Bahnhof ist mit seinen Stufen, niedrigen Bordsteinen und dem nicht existenten Aufzug weiter ein Albtraum für Senioren, Rollstuhlfahrer und Eltern mit Kinderwagen. Nun wagen Politiker einen neuen Anlauf und bekommen dabei Schützenhilfe in Form eines eindringlichen Briefs.

Der SPD-Bundestagsabgeordnete Jan Plobner besuchte dieser Tage seine Parteikollegin Inge Aures in Kulmbach. Seit drei Wochen reist Plobner durch den Freistaat, um sich über aktuelle verkehrspolitische Themen und Projekte zu informieren. Der Kulmbacher Bahnhof sei dabei für ihn nur eines von vielen Beispielen, dass in Bayern der Ausbau von barrierefreien Bahnhöfen insgesamt zu langsam vorangehe. Für einen längst überfälligen barrierefreien Ausbau des Bahnhofs in Kulmbach setzt sich die Landtagsabgeordnete Inge Aures bereits seit Jahren ein, bisher allerdings ohne Erfolg. „Die Barrierefreiheit darf nicht nur in Ballungszentren verbessert werden. Vom Ziel Bayern barrierefrei zu machen, ist man noch meilenweit entfernt“, moniert die verkehrspolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion Inge Aures.

Trotz zahlreicher Initiativen der örtlichen Abgeordneten, Oberbürgermeister und Stadträte verschiedenster Parteien fehle seit Jahren eine positive Zusage an die Stadt Kulmbach für einen Ausbau. Damit wollen sich die Verantwortlichen aber auch in Zukunft nicht zufriedengeben. Auch der Kulmbacher Oberbürgermeister Ingo Lehmann hat kein Verständnis dafür, dass ein barrierefreier Umbau des Geländes bisher nicht bewilligt wurde. Für eine neue und konkrete Umsetzungsperspektive könnte seiner Meinung nach der Campus Kulmbach der Universität Bayreuth sorgen. Im Endausbau sollen auf seinem Gelände bis zu 1000 junge Menschen studieren.

„Durch die Schaffung eines neuen Universitätsstandorts in unmittelbarer Nähe des Bahnhofs kommen schon jetzt mehr Menschen in die Stadt. Bei einer erneuten Beurteilung ist das ein echter Standortvorteil“, betont Ingo Lehmann. Bisher konnte kein passendes Förderprogramm gefunden werden. Besonders das Aufweisen des starren Förderkriteriums der 1000 Zu- und Ausstiege pro Tag sei nicht nur für Kulmbach ein Problem, auch andere Bahnhöfe im ländlichen Raum könnten diese Fahrgastzahlen häufig nicht erreichen. Das möchte Jan Plobner nach eigenem Bekunden noch in dieser Legislaturperiode anpacken und sich künftig im Verkehrsausschuss des Bundestags dafür einsetzen, dass die individuellen Standortbedingungen vor Ort jeweils mehr berücksichtigt werden.

IHK-Gremium: Das ist unwürdig

Auch das IHK-Gremium Kulmbach macht sich nun bei der Politik für eine Umgestaltung und Barrierefreiheit des Kulmbacher Bahnhofs stark. „Seit Jahren existieren Planungen, den Kulmbacher Bahnhof barrierefrei zu gestalten. Es ist höchste Zeit, diese Planungen auch umzusetzen“, fordert Harry Weiß, Vorsitzender des IHK-Gremiums Kulmbach. In einem Brief an Bundestagsabgeordnete Emmi Zeulner fordern Harry Weiß und IHK-Hauptgeschäftsführer Wolfram Brehm eine rasche Wiederaufnahme der Planungen. Als Oberzentrum und junger Universitätsstandort habe Kulmbach in den vergangenen Jahren eine beachtliche Entwicklung vollzogen. Zudem ist der Neubau am beruflichen Schulzentrum fertiggestellt und Kulmbach zur Wasserstoff-Modellregion geworden. Diese Dynamik sei bei der Entwicklung des Bahnhofs noch nicht angekommen, moniert Weiß.

„Obwohl mehr und mehr Bahnhöfe in deutlich kleineren Kommunen inzwischen barrierefrei sind, stehen die Planungen am Bahnhof Kulmbach seit 30 Jahren still. Für einen jungen weltoffenen Universitätsstandort ist das inakzeptabel“, sagt Weiß. Ohne Aufzüge sei die Bahn gerade für Senioren, für Menschen mit Handicap, aber auch für Familien mit kleinen Kindern nur schwer erreichbar. „Der erste Eindruck, den das Erscheinungsbild des Kulmbacher Bahnhofs vermittelt, ist dem eines Oberzentrums und Universitätsstandorts nicht würdig.“

Mit einer Initiative zur Umgestaltung und Barrierefreiheit des Kulmbacher Bahnhofs möchte das IHK-Gremium Kulmbach nun gegenüber der Politik Aufmerksamkeit auf dieses wichtige Thema lenken. „Die Barrierefreiheit des Kulmbacher Bahnhofs ist essenziell für die Zukunft der gesamten Region und damit längst überfällig“, meint Wolfram Brehm, Hauptgeschäftsführer der IHK für Oberfranken Bayreuth.

„Wir werden dieses Anliegen der Kulmbacher Wirtschaft deshalb mit Nachdruck bei den politischen Entscheidungsträgern einfordern.“ Auch für eine bessere Anbindung der Stadt Kulmbach an das überregionale Bahnnetz mache sich die IHK seit Jahren stark, unterstütze den Ausbau der „Oberfranken-Achse“ von Hof bis Bamberg und fordere eine bessere Einbindung des Standorts in den „Deutschlandtakt“.

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