Kulmbach Zeichen für den Frieden bleiben wichtig

Ein Zeichen für den Frieden setzen sie jeden Dienstag auf dem Kulmbacher Marktplatz, seit in der Ukraine Krieg herrscht. Doch (von links) Dagmar Keis-Lechner, Matthias Hahn und Svitlana Wöß wollen den Flüchtlingen aus der Ukraine, die nun in Kulmbach leben, auch noch in anderen Bereichen konkrete Hilfsangebote machen. Foto: /Melitta Burger

Die Mahnwachen auf dem Kulmbacher Marktplatz gehen weiter. Ukrainische Spezialitäten sollen das Mitmachen versüßen. Doch demonstrieren allein reicht nicht, sagen die Macher. Viel Hilfe ist nötig.

 
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„Die Mahnwache am Dienstag auf dem Marktplatz wird es geben, so lange dieser Krieg dauert“, sagt Matthias Hahn. Er wie auch die anderen Initiatoren dieser Bewegung für den Frieden sind der Überzeugung: Dieses Zeichen der Solidarität, aber auch des klaren Protests gegen Putins Krieg sind wichtig. Und so werden auch am kommenden Dienstag ab 18 Uhr auf dem Kulmbacher Marktplatz wieder Menschen zusammenkommen, Kerzen anzünden, am offenen Mikrofon über ihre Sorgen und Nöte sprechen. Die ukrainischen Frauen leisten auch einen Beitrag. Letztens haben sie Borschtsch gekocht und gegen Spenden abgegeben. am kommenden Dienstag soll es Blintschiki (Blini) geben. Das sind kleine Pfannkuchen aus Hefeteig, die man mit Marmelade oder auch Sauerrahm isst. Zwischen 50 und 100 Leute sind es immer, die auf den Marktplatz kommen. „Es dürfen gern aber auch ein paar mehr werden“, lädt Matthias Hahn alle Kulmbacher ein, auch mal mitzumachen.

Ein bisschen mehr darf es, davon sind Matthias Hahn, Dagmar Keis-Lechner und Svitlana Wöß überzeugt, aber auch in anderen Bereichen sein. Der große Erfolg der Willkommensaktion in der Kulmbacher Stadthalle habe gezeigt, wie wichtig für die Flüchtlinge die Möglichkeiten der Begegnung sind, erklärt Matthias Hahn. Gemeinsam haben die Drei nun ein Angebot geschaffen. Am Gründonnerstag um 17 Uhr sind alle Flüchtlinge erstmals ins Mehrgenerationenhaus in der Negeleinstraße eingeladen. Zweimal im Monat soll es solche Treffen künftig geben.

Und das ist nicht alles. Jurastudenten von der Uni Bayreuth (lawandlegal.de) bieten kostenlose Rechtsberatung für die Ukrainer, Volljuristen helfen ebenfalls ehrenamtlich mit, wenn es nötig wird. Für Ende April ist ein Termin in Kulmbach geplant, bei dem sich die juristisch gebildeten Helfer vorstellen.

„Die Mahnwachen, so wichtig sie sie auch sind, geben allein das Format nicht her, das gebraucht wird, um den Menschen zu helfen“, betont Dagmar Keis-Lechner. Ein Bereich sei die Kinderbetreuung, ergänzt Matthias Hahn. Die Schulkinder seien untergebracht. Probleme gebe es mit den Kita-Plätzen. Für die seien jetzt schon die Wartelisten lang.

Doch gerade für die oft traumatisierten ukrainischen Kinder müsse es Möglichkeiten geben, sich zu treffen, zusammen zu spielen und zu lernen und wieder Alltag zu erleben. Deswegen planen die Organisatoren neben den Treffen für Erwachsene Treffen für die Kleinen, damit Lücken wenigstens teilweise geschlossen werden können. Vieles, was den Menschen hilft, wieder Struktur und einen Alltag zu finden, fehlt noch. Das geht nicht ohne Hilfe.

Rund 400 Flüchtlinge aus der Ukraine leben bereits im Landkreis Kulmbach, weiß Svitlana Wöß. 368 von ihnen haben sich bereits offiziell registriert. Das Leben in der Fremde, die zurückgelassenen Familienangehörigen: Das macht es vielen schwer. Einige, weiß Svitlana Wöß, seien deswegen trotz des schrecklichen Krieges dort wieder in die Ukraine zurückgekehrt. Doch die meisten bleiben. sie brauchen Unterstützung, besonders wenn sie in kleineren Gemeinden leben. Einkäufe müssen gemacht, Behördenbesuche erledigt werden. „Wir suchen Menschen, die bereit sind, Fahrdienste zu übernehmen. Die meisten der Flüchtlinge sind ja ohne Auto.“ Nach wie vor werden alle möglichen Dinge für die zahlreichen Flüchtlingsfamilien gebraucht. Svitlana Wöß koordiniert privat Unterstützung. „Wir dürfen jetzt nicht aufhören zu helfen“, appelliert sie an alle. Roller und Fahrräder für die Kinder stehen ebenso auf der Wunschliste wie Badeanzüge. Die Stadt Kulmbach hat den Flüchtlingen zwar freien Eintritt ins Hallenbad gewährt. Aber wer nimmt schon einen Badeanzug mit auf die Flucht? Und dann geht es natürlich weiterhin auch um Möbel und vieles andere. Wer helfen will, kann sich bei der Kulmbacherin mit ukrainischem Pass melden: 0177/8884059.

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