Ende der Vorstellung: Zirkus muss Platz räumen

KULMBACH. Die Stadt bleibt hart: Die Artisten müssen Kulmbach spätestens am Montag verlassen haben. Ansonsten droht ihnen behördlicher Zwang. Strom und Wasser sind bereits abgestellt.

 
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Uwe Angermann, leitender Beamter der Stadt Kulmbach, hat Ernst gemacht: Die Verantwortlichen des aus Geldnot in Kulmbach hängengebliebenen Zirkus Barelli sind ganz offiziell aufgefordert worden, Kulmbach umgehend zu verlassen. Die Stadt wird der Truppe auch kein Geld zur Verfügung stellen. Mündlich hat die Verwaltung diese Nachricht den Artisten bereits am Donnerstag übermittelt. Am Freitagmittag ist der Bescheid schriftlich zugestellt worden. Gleichzeitig wurde auch die Wasserversorgung abgestellt.

Zwangsumsiedlung

Mit Strom wird das Lager des Zirkus Uwe Angermann zufolge bereits seit Donnerstag nicht mehr versorgt. In nur knapp zwei Wochen waren 3000 Euro aufgelaufen, die bis heute nicht bezahlt sind. Sollten die Artisten bis Montagvormittag nicht abgereist sein, droht ihnen eine Zwangsumsiedlung auf einen anderen Platz im Stadtgebiet. Auf die Mitleidsmasche, die der Zirkus offenbar schon mehrfach in anderen Städten eingesetzt hat, will Angermann nicht hereinfallen: „Wenn sie bis Montag nicht weg sind, rollen die Lkw an und siedeln sie erst mal um.“

In ihrem Bescheid bezieht sich die Stadt Kulmbach auf das bayerische Straßen- und Wegegesetz. Die Sondernutzungserlaubnis für den Parkplatz am Schwedensteg ist nur zeitlich befristet gewesen. Die Frist ist längst überzogen. „Wir brauchen den Parkplatz aber dringend wieder. Schließlich steht der große Adventsmarkt mit verkaufsoffenem Sonntag bevor“, begründet Uwe Angermann, warum jetzt mit harten Bandagen gearbeitet wird, und versichert: „Wir bleiben in dieser Sache hart.“

Kein Geld für Kaution

Die Zirkusleute hätten bereits signalisiert, dass sie der Aufforderung, die Stadt zu verlassen, nachkommen würden. Nach eigenen Angaben sei es ihnen gelungen, sich aus privaten Quellen Geld zu beschaffen, um nach Sachsen weiterzuziehen. Dort seien in Dresden Weihnachtsvorstellungen geplant, mit dem das geliehene Geld zurückbezahlt werden soll. Uwe Angermann sieht das kritisch und spricht davon, dass im Fall des Zirkus Barelli wohl auch eine Überprüfung in Richtung Insolvenzverschleppung oder auch wegen Betrugs sinnvoll sei. In der Tat: Es geht ja um weit mehr als nur die Fahrtkosten für den Zirkus. In Weiden wartet eine Kfz-Werkstatt auf die Bezahlung einer Reparatur. Und auch die Stadt Kulmbach könnte im Zweifel bei Schäden am Platz oder zurückgelassenem Müll nicht auf die eigentlich verlangte Kaution von 1500 Euro zurückgreifen. Als der Zirkus anreiste, hatte er dafür bereits kein Geld mehr. „Wir müssen es uns anlasten, das nicht verlangt zu haben“, sagt Uwe Angermann dazu selbstkritisch.

Der Zirkus habe zwar signalisiert, freiwillig abzuziehen, allerdings gebe es hier auch schon wieder Verzögerungen. Uwe Angermann hat aber einen Plan B in der Tasche, um wenigstens den Platz am Schwedensteg wieder frei zu bekommen. Nötigenfalls müsse man das Unternehmen Barelli auf den Freibadparkplatz umsiedeln. Für die Tiere, sollten sie in Not geraten, sei das Veterinäramt zuständig. Für die Menschen, wenn sie sich nicht alleine versorgen können, das Sozialamt, macht Angermann deutlich. Die Abstellung des Wassers verteidigt der leitende Beamte der Stadt ebenfalls. Es sei keine kommunale Aufgabe, einen gestrandeten Zirkus mit Wasser zu versorgen. Die Tiere könnten notfalls auch mit Wasser aus dem Mühlkanal getränkt werden. Der Zirkus sei ein Gewerbebetrieb und unterliege den Gesetzen, die dafür gelten.

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