Beispielhaft sei dabei die Rolle des Medizincampus Oberfranken für die Verknüpfung von wissenschaftlicher Forschung und praktischer Versorgung vor Ort. Die ambulante vertragsärztliche Versorgung sei in der Region grundsätzlich auf hohem Niveau. Die wohnortnahe Versorgung sei von zentraler Bedeutung. „Nicht nur für jeden erreichbare, sondern auch qualitativ hochwertige ambulante ärztliche Versorgung in allen Teilen Bayerns – das müssen wir hinkriegen.“
Förderprogramm für Landärzte
Dazu habe der Freistaat ein Förderprogramm auf den Weg gebracht, das auf den zwei Säulen Landarztprämie und Stipendienprogramm für Medizinstudierende aufgebaut sei. „Vom Hausarzt über Jugendpsychiater bis hin zum Orthopäden.“ Bisher habe man damit 938 Niederlassungen, davon allein 662 für Hausärzte, gefördert.
Medizinstudenten, die sich verpflichten, die fünfjährige Weiterbildung auf dem Land zu absolvieren und mindestens fünf weitere Jahre dort zu praktizieren, erhalten maximal vier Jahre ein Stipendium von 600 Euro. Bisher hätten dies 279 Studierende genutzt. „Damit bieten wir auch jungen Menschen ohne Einserabitur die Möglichkeit des Medizinstudiums“, so der Minister. Ein Ausbildungsprogramm habe zum Ziel, angehenden Ärzten während des gesamten Studiums eine enge Beziehung zum Fach Allgemeinmedizin und zu ländlichen Regionen zu vermitteln. „Es geht nur so.“
„Branche steuert auf ein Riesenproblem zu“
Für Professor Dr. Thomas Kühlein von der Uni Erlangen dauert es seine Zeit, bis die jungen Leute so weit sind und Praxen übernehmen können. Und trotz aller Anstrengungen, müsse man auch so ehrlich sein, dass die Branche auf ein Riesenproblem zusteuere, wenn die Ärzte aus der Babyboomer-Zeit in den Ruhestand gehen. Für Prof. Dr. Eckhard Nagel von der Uni Bayreuth sind Projekte wie das nun vorgestellte wichtig, damit die Versorgung im ländlichen Raum funktioniert. Dies würde nicht ohne Förderung und Strukturmittel gehen. Landrat Klaus-Peter Söllner erklärte, dass mit diversen Förderprogrammen schon 71 junge Ärzte am Klinikum Kulmbach unterstützt werden konnten. Sechs bis acht Allgemeinärzte würden dort ausgebildet.
Über 30 angehende junge Allgemeinärzte hätten sich zuletzt wieder ein Wochenende am Klinikum informiert. „Wir hoffen, dass wir den einen oder anderen gewinnen können“, so Söllner, der noch auf einen anderen Punkt hinwies: Die vermeintliche Überversorgung mit Hausärzten im Raum Kulmbach. So weist die Statistik im westlichen Bereich des Landkreises eine Überversorgung von 105 Prozent aus, für den östlichen gar von 112 Prozent.