Kritik der Bürgerinitiative BI warnt vor Hackerangriffen

Dass eine dezentrale Stromversorgung nicht im Entwurf des neuen Netzentwicklungsplans der Bundesnetzagentur vorkommt, stößt auf Kritik seitens der Bürgerinitiative Brand. Foto: Matthias Bäumler

Die Sprecherinnen der BI sind vom Entwurf des neuen Netzentwicklungsplans der Bundesnetzagentur entsetzt. Eine dezentrale Energieversorgung komme darin gar nicht vor.

 
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Johanna Kropp und Irene Fickentscher sind enttäuscht. Ausgiebig haben sie in den vergangenen Tagen den von Experten der Bundesnetzagentur erarbeiteten und vorgelegten Entwurf des Netzentwicklungsplans analysiert. Die beiden Sprecherinnen der Bürgerinitiative (BI) Brand haben daraufhin der Bundesfachbehörde sofort geantwortet.

„Abermals fehlt im Entwurf der Bundesnetzagentur komplett der Aspekt der Dezentralität bei der Stromversorgung. Unsere Region mit dem Wunsiedler Weg der SSW und Zukunftsenergie Nordostbayern (Zenob) gilt bundesweit als Vorbild, wie eine Versorgung allein mit regenerativer Energie funktionieren kann. Das Festhalten am zentralistischen System (europäischer Binnenmarkt) führt in eine Sackgasse“, schreiben Johanna Kropp und Irene Fickentscher. Unter anderem werde der Aspekt der steigenden Cyberkriminalität völlig außer Acht gelassen. In der aktuellen Situation (Ukrainekrieg) werde deutlich sichtbar, welche Gefahren durch Großmächte (Russland, China, Amerika) Deutschland und ganz Europa durch Hackerangriffe mit der Folge eines kompletten Blackouts drohen, warnen die BI-Sprecherinnen.

Fehlende Aspekte zum Klima

Im Netzentwicklungsplan ist laut dem Schreiben keinerlei Prognose zur Berücksichtigung von Wetter- und Klimabeobachtungen eingeplant. Grundlage des Entwicklungsplanes sei das Jahr 2012. „Dabei wird der Aspekt der Klimaneutralität als eine pauschale Annahme behandelt.“

Nach wie vor ist die Erdverkabelung ein zentrales Projekt im Netzentwicklungsplan. Irene Fickentscher und Johanna Kropp sehen im „Pilotprojekt Erdverkabelung“ extreme Risiken. Allein die fehlenden Ressourcen bezüglich Kosten und Baudurchführung (Handwerker, Material) stellten eine zukunftssichere Planung in Frage.

Der gesamte Netzentwicklungsplan ist nach Ansicht der beiden Sprecherinnen der Bürgerinitiative explizit auf eine europäische Sicht ausgerichtet. „Deutschland wird Transitland (Kupferplatte) und hat die immensen Beeinträchtigungen für Natur und Umwelt zu tragen. Dazu kommen noch die extrem hohen Kosten, die nicht kalkulierbar sind. Eine Kostenanalyse zu den Aspekten dezentrale und zentrale Energieversorgung fehlt ebenfalls.“

Bevorzugung von Offshore-Strom

Insgesamt erkennen die beiden Fachfrauen eine Bevorzugung von Offshore-Strom im Netzentwicklungsplan. „Netzentgelte sind nicht von den Stromeinspeisern zu zahlen, jedoch sind für die Anbindung der Offshore-Parks neue Stromtrassen erforderlich, die nur diesem Zweck dienen, keinen anderen Strom transportieren und damit keine unabhängigen Stromtrassen sind. Das bedeutet aus unserer Sicht eine Marktverzerrung.“

Wie es in dem Brief weiter heißt, schreiben im Grunde die Übertragungsnetzbetreiber (Anmerkung: Tennet) den Netzentwicklungsplan und bestimmen somit den Bedarf und ihre Rendite. „Die Bundesnetzagentur hat dies bislang immer akzeptiert und im Bundesbedarfsplan fixiert.“

In der Vermarktung von Offshore-Windenergie liegt laut Irene Fickentscher und Johanna Kropp für Tennet ein erhebliches Eigeninteresse. Sie kommen zu dem Schluss: „Dezentralität mit erneuerbaren Energien sind für Übertragungsnetzbetreiber renditegefährdende Erzeugungskonkurrenten. Tennet erkennt, dass die Kosten für die Stromtrassenbauten ins Unermessliche steigen und will nun das Risiko durch Verkauf von Anteilen an Deutschland abwälzen. Letztendlich zahlt der deutsche Bürger die Zeche. Die Verluste werden sozialisiert.“

Dezentralität würde Problem lösen

Derzeit werden über 90 Prozent der erneuerbaren Energien in das Verteilnetz eingespeist. Jedoch wird auch ein großer Teil der erneuerbaren Energien abgeregelt aufgrund von Netzengpässen. Dezentralität würde laut den BI-Sprecherinnen das Problem lösen.

Gleichzeitig, so heißt es in dem Brief weiter, wird im Netzentwicklungsplan mit der Nummer 2037 verstärkt auf Stromimporte gesetzt, unter anderem zur Versorgung in Bayern. Beim Bau der Trassen gehe es in erster Linie doch um den Ex-und Import von Strom.

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