Kreisjugendring stellt Jugendumfrage vor – Auftakt für die Zukunftswerkstatt im Landkreis Jugend: engagiert und tolerant

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Zukunftswerkstatt in Thurnau Foto: red

Die jungen Leute im Landkreis äußern sich zufrieden über die Demokratie. Sie arbeiten viel ehrenamtlich und sind tolerant. So die Ergebnisse der Jugendumfrage im Landkreis, die der Kreisjugendring am Dienstag vorstellte. Dennoch hat sich der Kreisjugendring viel vorgenommen.

 
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Die Fragebögen gingen an 3387 junge Menschen im Alter von 14 bis 24 Jahren. 509 Fragebögen, das entspricht 15 Prozent, kamen zurück zur Auswertung. Ein gutes Ergebnis, das die Aussagekraft der Umfrage untermauere, sagte Sabine Hafner von der Firma Klimakom, Kommunalberatung Prof. Miosga, Uni Bayreuth. Mit 56 Prozent hätten sich überwiegend Mädchen und junge Frauen mitgemacht.

Die größte Befragtengruppe stellte Pegnitz mit 54 Teilnehmern, gefolgt von Mistelgau und Speichersdorf mit jeweils 28. Die schwächste Beteilung gab es in Bindlach mit zwei Befragten und in Schnabelwaid mit nur einem einzigen Teilnehmer. Hafner bewertete die gewonnen Daten als erfreulich. In der Befragung hatten 41 Prozent hatten angegeben, sich ehrenamtlich zu engagieren. Die meisten darunter mit zehn bis 20 Stunden pro Monat.

Hartz-IV und Ausländer

Provokante Behauptungen zur aktuellen gesellschaftlichen Situation in Deutschland zielten bei der Umfrage darauf ab, die Toleranz und Zivilcourage bei den jungen Leuten zu ergründen.

Eine der Aussagen lautete: „Wer Hartz-IV bekommt, bemüht sich zu wenig, um einen Job zu finden“. Der größte Teil der Befragten mit 40 Prozent wollte dem eher nicht zustimmen. Eindeutig die Antworten zur nächsten Aussage, „behinderte Kinder und Jugendliche sollen nirgendwo ausgegrenzt sein“. Das sahen mehr als 70 Prozent der Befragten so. Eine der Behauptung bezog sich auf Asylbewerber und Terroranschläge. Dem Satz „Flüchtlinge bringen den Terror nach Deutschland“ stimmten rund 30 Prozent überhaupt nicht zu, während 40 Prozent eher nicht zustimmen wollten. Aber: Immerhin fünf Prozent der Teilnehmer stimmten der Aussage zu.

Lesben und Schwule

Eindeutig die Einstellung der Jugendlichen dem Thema Schwule und Lesben. Der Aussage „Schwule und Lesben sollen Kinder adoptieren dürfen“ stimmten deutlich mehr als die Hälfte der Befragten zu.

Mit welcher Einstellung die jungen Leute dann Hartz-IV-Empfängern und geflüchteten Muslimen begegnen, zeigte eine weitere Frage zur Nachbarschaft.

Danach wäre es mehr als 60 Prozent egal, ob sie einen Hartz-IV-Empfänger zum Nachbarn hätten.

Einen Moslem zum Nachbarn?

Gleichermaßen egal wäre es der Mehrheit, wenn sie einen Flüchtling islamischen Glaubens zum Nachbarn hätten. Ähnlich die Werte für homosexuelle Paare, Menschen mit dunkler Hautfarbe, Rentner und Behinderte.

Von der Befragung erhofft sich der Kreisjugendring Aufschluss über Toleranz und Kenntnisse von politischen Verhältnissen, Einstellungen gegenüber demokratischen Werten und die Haltung der jungen Leute gegenüber der Gemeinschaft. Aufgrund der Ergebnisse sollen schließlich Bildungs- und Beteiligungsangebote erarbeitet werden. „Die Umfrage ist der Hintergrund für die Zukunftswerkstatt, die nach den Ferien beginnt“, sagte Christian Porsch, Vorsitzender des Kreisjugendrings.

Im Herbst sollten nun die Vorbereitungen für die Zukunftswerkstatt im Landkreis beginnen, so Porsch weiter. Damit bekäme die junge Generation im Landkreis die Gelegenheit zur Mitsprache. Die Zukunftswerkstätten ermöglichen es auch, mit zu gestalten. Die Organisation und der Ablauf lehnen sich an die Erfahrungen im Landkreis Kulmbach an. Dort kamen junge Leute bereits 2013 in ihren Heimatorten zu großen Gesprächsrunden zusammen. „Das lief gut, es gab aber auch Flops“, so Jürgen Ziegler, Kreisjugendring Kulmbach.

Reiß' ab und bau auf

Das Ablauf der Treffen sieht vor, dass sich die Jugendlichen äußern. Sie sprechen über die Infrastruktur in ihren Dörfern, Titel: Reiß’ ab, bau auf. Sie machen sich zudem Gedanken über die Vereine und ihre Freizeit. Nachgedacht wird aber auch über Schule, Ausbildung und Beruf in sogenannten Themenecken. In einer Themenecke ist auch Fantasie gefragt. Ihr spannender Titel: Wenn ich König von . . . wäre. Da haben die jungen Leute die Gelegenheit, ihre teils verrückten Ideen als Denkanstöße vorzutragen. Eine Schlüsselrolle spielen bei alldem die Jugendbeauftragten. Am Ende jeder Zukunftswerkstatt werden die Ideen, Vorschläge und Wünsche gesammelt und gebündelt. Anschließend befassen sich die Gemeinde- und Stadträte damit. Den Anfang macht Speichersdorf.

Der Speichersdorfer Bürgermeister Manfred Porsch forderte seine Amtskollegen auf, die Jugendlichen ernst zu nehmen. Er regte an, auch der Kreistag möge sich mit den Umfrageergebnissen und der Zukunftswerkstatt befassen.

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