Mit welcher Einstellung die jungen Leute dann Hartz-IV-Empfängern und geflüchteten Muslimen begegnen, zeigte eine weitere Frage zur Nachbarschaft.
Danach wäre es mehr als 60 Prozent egal, ob sie einen Hartz-IV-Empfänger zum Nachbarn hätten.
Einen Moslem zum Nachbarn?
Gleichermaßen egal wäre es der Mehrheit, wenn sie einen Flüchtling islamischen Glaubens zum Nachbarn hätten. Ähnlich die Werte für homosexuelle Paare, Menschen mit dunkler Hautfarbe, Rentner und Behinderte.
Von der Befragung erhofft sich der Kreisjugendring Aufschluss über Toleranz und Kenntnisse von politischen Verhältnissen, Einstellungen gegenüber demokratischen Werten und die Haltung der jungen Leute gegenüber der Gemeinschaft. Aufgrund der Ergebnisse sollen schließlich Bildungs- und Beteiligungsangebote erarbeitet werden. „Die Umfrage ist der Hintergrund für die Zukunftswerkstatt, die nach den Ferien beginnt“, sagte Christian Porsch, Vorsitzender des Kreisjugendrings.
Im Herbst sollten nun die Vorbereitungen für die Zukunftswerkstatt im Landkreis beginnen, so Porsch weiter. Damit bekäme die junge Generation im Landkreis die Gelegenheit zur Mitsprache. Die Zukunftswerkstätten ermöglichen es auch, mit zu gestalten. Die Organisation und der Ablauf lehnen sich an die Erfahrungen im Landkreis Kulmbach an. Dort kamen junge Leute bereits 2013 in ihren Heimatorten zu großen Gesprächsrunden zusammen. „Das lief gut, es gab aber auch Flops“, so Jürgen Ziegler, Kreisjugendring Kulmbach.
Reiß' ab und bau auf
Das Ablauf der Treffen sieht vor, dass sich die Jugendlichen äußern. Sie sprechen über die Infrastruktur in ihren Dörfern, Titel: Reiß’ ab, bau auf. Sie machen sich zudem Gedanken über die Vereine und ihre Freizeit. Nachgedacht wird aber auch über Schule, Ausbildung und Beruf in sogenannten Themenecken. In einer Themenecke ist auch Fantasie gefragt. Ihr spannender Titel: Wenn ich König von . . . wäre. Da haben die jungen Leute die Gelegenheit, ihre teils verrückten Ideen als Denkanstöße vorzutragen. Eine Schlüsselrolle spielen bei alldem die Jugendbeauftragten. Am Ende jeder Zukunftswerkstatt werden die Ideen, Vorschläge und Wünsche gesammelt und gebündelt. Anschließend befassen sich die Gemeinde- und Stadträte damit. Den Anfang macht Speichersdorf.
Der Speichersdorfer Bürgermeister Manfred Porsch forderte seine Amtskollegen auf, die Jugendlichen ernst zu nehmen. Er regte an, auch der Kreistag möge sich mit den Umfrageergebnissen und der Zukunftswerkstatt befassen.