Kran stürzt in Mekka auf Pilger

In Mekka ist ein Kran auf Gläubige an der Kaaba gestürzt. Über hundert Menschen wurden verletzt. Foto: dpa Foto: red

Zur großen Wallfahrt sind Millionen Muslime nach Mekka gereist. Dort war jüngst ein Kran in die große Moschee gestürzt. Es gab mehr als 100 Tote. Die Massenveranstaltung birgt weitere Risiken.

 
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Bei Temperaturen um die 40 Grad Celsius sammeln sich wie jedes Jahr in weiß gekleidete Pilger an dem heiligsten Ort des Islam. Etwa drei Millionen Muslime sollen es laut saudischen Medien aktuell sein, die sich zur großen Wallfahrt nach Mekka aufgemacht haben. Aus dem Ausland sind fast 1,4 Millionen Menschen eingetroffen. Doch der «Hadsch» wird in diesem Jahr bereits von einem schweren Baukranunglück überschattet, das vor rund zehn Tagen zahlreiche Menschen das Leben kostete. Und bei einem Hotelbrand in Mekka waren vor wenigen Tagen mehr als tausend Pilger nur knapp einer Katastrophe entkommen.

Die saudischen Behörden bemühen sich darum, dass es in den kommenden Tagen nicht zu weiteren Zwischenfällen kommt. Denn die Furcht vor Massenpanik, aber auch Anschlägen und Epidemien, ist bei der fünftägigen Großveranstaltung ein ständiger Begleiter.

Bei einem schweren Unwetter war vor eineinhalb Wochen ein Baukran in die Große Moschee von Mekka gestürzt. Trümmer und Teile des Krans krachten zu einer Zeit in einen Seitenflügel, in der sich die Gläubigen zum Gebet zum Sonnenuntergang an der heiligen Kaaba versammelt hatten. Mehr als 100 Personen starben, mehr als 300 wurden verletzt. Der Unglücks-Kran stammte aus Deutschland, vom Baumaschinen-Hersteller Liebherr. Er war bei Arbeiten zur Erweiterung der Moschee im Einsatz.

Mit dem Ausbau war die saudische Binladin Gruppe beauftragt. Sie trägt laut den offiziellen Untersuchungsergebnissen eine Teilverantwortung für das Unglück am Geburtsort des Propheten Mohammed. Der Kran hätte, als der Sturm begann, nicht in dieser Position stehen dürfen, hieß es. Gegen Manager der Binladin Gruppe wurde ein Ausreiseverbot verhängt, der Firma vorläufig staatliche Aufträge entzogen. Das Bauunternehmen ist vom Vater des getöteten Terroristenchefs Osama bin Laden gegründet worden und gehört zu den größten der Welt.

Während die Gläubigen bei immer wiederholten Rufen «labaika allahuma labaik» («Hier bin ich, oh Herr») in den Zeltstädten kampieren, am Mittwoch auf dem Berg Arafat beten oder am Donnerstag das Opferfest Eid al-Adha feiern, werden sie von etwa 5000 Kameras überwacht. Hubschrauber und rund 100 000 Sicherheitskräfte sind im Einsatz - auch Mitglieder der Anti-Terror-Einheiten. Es gibt drei Notfalllager mit 60 000 Plätzen. Lokale Führer, Mutawwif genannt, versorgen die Pilger mit Essen und Wasser aus dem heiligen Zamzam-Brunnen. Sie organisieren den Transport zum Zeltlager und den heiligen Stätten, verteilen Gebetsteppiche und den Koran.

Angesichts vieler Kriege und Konflikte in der Region warnte der Mufti von Saudi-Arabien, Scheich Abdelasis Al-Scheich, die Pilger davor, den «Hadsch» für ihre Zwecke zu missbrauchen. «Eine Politisierung der Wallfahrt ist gegen die Prinzipien der Scharia», betonte er zuletzt.

Seit 2012 bedroht auch eine unsichtbare Gefahr den jährlichen «Hadsch»: der gefährliche Erreger MERS-CoV (Middle East Respiratory Syndrome Coronavirus). Schon in den vergangenen zwei Jahren waren alte Menschen, Schwangere, Kinder und chronisch Kranke aufgerufen, den «Hadsch» auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben. Normalerweise soll jeder Muslim, der gesund ist und es sich leisten kann, einmal in seinem Leben den «Hadsch» verrichten.

Der Coronavirus löst grippeähnliche Symptome aus und kann zu Nierenversagen und schweren Lungenentzündungen führen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt ihn als «Gefahr für die ganze Welt» ein. Weltweit sind laut WHO mehr als 550 Todesfälle registriert, die meisten davon in Saudi-Arabien.

dpa

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