Kooperation statt Konkurrenz Weidenberg soll zum Seniorenparadies werden

Von Sarah Bernhard
So lange wie möglich selbstbestimmt zu leben – das will die Verwaltungsgemeinschaft Weidenberg ihren jetzigen und ihren künftigen Bewohnern so einfach wie möglich machen. Und auch, wenn das nicht mehr geht, soll es alle Angebote sofort vor Ort geben. Dafür arbeiten jetzt alle zusammen. Foto: dpa Foto: red

Was andere Gemeinden verdrängen, hat Weidenberg schon erkannt: Die Zahl der Älteren wird deutlich zunehmen. Die Verwaltungsgemeinschaft reagiert darauf mit einem Konzept, das von Nachmittagsunterhaltung bis Pflegeheimplatz alles abdeckt, was Senioren brauchen. Doch die Nachfrage ist verhalten.

 
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Im Jahr 2029 werden in Weidenberg geschätzt 450 unter Zehnjährige leben – und rund 1000 60- bis 70-Jährige. Also haben Gemeinde und Sozialverbände beschlossen, gemeinsam etwas für die Seniorenfreundlichkeit der Verwaltungsgemeinschaft (VG) zu tun. „Je früher wir damit anfangen, desto besser“, sagt Ulrich Kuhlmann. Seit Anfang September ist der 60-Jährige „Quartiersmanager“ der Arbeiterwohlfahrt (Awo).

Er soll künftig einer der Ansprechpartner sein, wenn Senioren Hilfe brauchen. Neben der Diakonie, dem Siso-Netz, den Kirchen, dem Seniorenheim und der Gemeinde. „Ziel ist, dass wir ein breit gefächertes Angebot für alle Bedürfnisse haben“, sagt Weidenbergs Bürgermeister Hans Wittauer.

Für jeden das richtige Angebot

Wenn jemand zum Arzt begleitet werden möchte oder nachmittags Unterhaltung braucht, kann er sich an die Ehrenamtlichen des Siso-Netzes wenden (der Kurier berichtete). Wenn er ambulante Pflege braucht, an die Diakonie. Wenn er es zu Hause nicht mehr alleine schafft, ist das Seniorenheim für ihn da. Und wenn er eine Idee hat, welche Angebote es in der VG noch geben sollte, kann er sich an Ulrich Kuhlmann wenden.

Eine betreute Wohngruppe für Demente in Weidenberg, ein Mittagstisch für Senioren in Emtmannsberg, ein Dorfladen in Kirchenpingarten – Kuhlmann könnte sich so einiges vorstellen. „Aber das muss von den Leuten aus den Ortschaften kommen.“ Denn was die Menschen nicht brauchten, nähmen sie auch nicht an.

Hilfen im Bahnhofsviertel bündeln

Bürgermeister Wittauer hat noch einen weiteren Plan. Er will im Bahnhofsviertel betreutes Wohnen anbieten (der Kurier berichtete): 24 Wohnungen sollen ein „Wohlfühlschritt“ sein, „zwischen dem Berufsleben und der Phase, in der es nicht mehr so geht“, sagt Wittauer. Morgens bekomme man zum Beispiel Hilfe beim Aufstehen oder Anziehen, ansonsten führe man ein selbstbestimmtes Leben. In diesem Viertel könnten später auch in einer Art Beratungsbüro das Siso-Netz und der Quartiersmanager sitzen. Aber das sei noch Zukunftsmusik, sagt Wittauer. Noch sei man aber auf der Suche nach einem Investor.

„Wir achten darauf, dass sich die Aufgaben gut verteilen“, betont Kuhlmann. Dass also nicht alle das Gleiche anbieten und konkurrieren, statt zusammenzuarbeiten. Und das fruchte. „Zu Beginn der Überlegungen hat jeder seinen eigenen Aufgabenbereich beackert, jetzt ist ein Miteinander erkennbar“, sagt Wittauer.

Finanziert wird das Ganze momentan noch vollständig von außen: Das Quartiersmanagement wird vom Deutschen Hilfswerk gefördert, das Siso-Netz vom Sozialministerium. Während die Stelle von Ulrich Kuhlmann bis 2016 finanziert ist, läuft die der beiden Siso-Netz-Verantwortlichen Anfang 2015 aus. „Die VG-Versammlung wird sich in Kürze darüber unterhalten, wie es weitergeht“, sagt Wittauer.

Angebot soll Auswärtige anlocken

Er sieht das Siso-Netz als Investition in die Zukunft. Denn das Seniorenangebot soll künftig nicht nur Weidenberger Senioren glücklich machen. „Was wir hier tun, ist für Menschen die Basis, nicht wegzuziehen – oder zuzuziehen, weil es hier alles an einem Ort gibt.“ Und eine barrierefreie Bahnanbindung an Bayreuth.

Noch halte sich die Euphorie der VG-Bewohner allerdings in Grenzen. „Wir haben 94 Ortschaften auf 150 Quadratkilometer Fläche, man könnte meinen, der Bedarf sei da“, sagt Wittauer. „Aber es gibt Berührungsängste.“ Doch das werde sich bald ändern, sagt Quartiersmanager Kuhlmann: „Jetzt sind noch alle fit und die Nachbarschaftshilfe funktioniert noch. Aber in 20 Jahren, wenn die Kinder erstmal weggezogen sind, wird es dünner. Und dann werden wir da sein. Weil wir früh angefangen haben.“

Lesen Sie auch Sarah Bernhards Kommentar zum Thema: Beteiligt Euch!

Kontakt

Wer helfen möchte oder Hilfe braucht, kann sich beim Siso-Netz unter Telefon 09278/97757 oder unter sisonetz@weidenberg.de oder beim Awo-Seniorenheim unter Telefon 09278/9730 melden.

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