Zeitmangel? Schulstress? Fehlender Sinn für Tradition? Über die Gründe kann Hans Warber von der Stadt Pegnitz nur spekulieren. Fakt ist: Jedes Jahr bewerben sich immer weniger Mädchen als Christkind. Fakt ist auch: Im vergangenen Jahr gab es in Pegnitz nur noch zwei Bewerberinnen, die dann als Christkind und Engel das Adventsdorf eröffneten.

Susanne Jaunich ist 16 Jahre alt und rettet in diesem Jahr die Bindlacher Christkindles-Ehre. Nach wochenlanger Suche der Gemeinde erklärte sich die Schülerin bereit. „Kinder glauben ans Christkind“, sagt Susanne Jaunich. „Ich mache ihnen gern die Freude, es darzustellen.“

Adolf Münch (80) vom CVJM findet den Brauch mit dem Christkind „kindisch“. „Jugendliche setzen sich ernsthaft mit Glauben auseinander“, sagt Münch. Das „Theater“ habe nichts mit der „Verkündigung“ zu tun. „Jesus ist als Mensch geboren, aber er ist erwachsen geworden.“

„Verniedlichung“ des Glaubens

Karin Meyer ist die Mutter der Bindlacher Christkinder. Sie sorgt dafür, dass sie wissen, was zur frohen Botschaft dazugehört und organisiert die Auftritte. „Es ist ein schöner Brauch“, sagt sie. „Kein hochchristliches Amt.“ Ihr reicht ein Blick in die Augen der Senioren auf der Weihnachtsfeier, um zu wissen, dass sich das Christkind nicht überholt hat. „Es erinnert sie an ihre Kindheit. Warum soll man ihnen das nehmen?“

Adolf Münch ärgert die „Verniedlichung“ des Glaubens. „Wenn bei der Seniorenfeier ein echter Engel reinkäme, würden wir ganz schön dumm aus der Wäsche schauen.“ Wichtiger wäre, sich ernsthaft mit Erwachsenen und Jugendlichen über den Glauben auseinanderzusetzen, sagt Münch. „Jesus hat im Stroh gelegen und das hat sicher gepiekst. Er hat die Welt erlebt, wie sie war. Das war nicht niedlich.“ Der „versilberte Glanz“ eines Christkind-Auftrittes brächte noch kein Evangelium.

Der Bad Bernecker Dekan Hans-Martin Lechner sieht das nicht ganz so kritisch. Aber er findet, dass Glaube „entzaubert“ wird, wenn ein Symbol physisch in Erscheinung tritt. „Früher war das Christkind unsichtbar, heute hat es sich als blonder Engel mit weiblicher Figur manifestiert.“ An der „kindlichen Figur“ des Christkindes hat der Dekan nichts auszusetzen. „Die Menschen merken im Kind: Da komme ich vor.“ Dass Gott jedes Jahr zu Weihnachten in einem Kind Mensch werde, sei „ein Alleinstellungsmerkmal“ des christlichen Glaubens.

Susanne Jaunich aus Bindlach war schon als Kind ein Engel. Denn ihr Papa besucht als Nikolaus Vereine und Privathäuser. Dann ging sie als kleiner Engel mit Drittem Bürgermeister Klaus-Dieter Jaunich mit. „Kinder glauben, man kommt wirklich vom Himmel“, sagt die Zehntklässlerin. „Dieses Gefühl vergisst man sein Leben nicht.“

Foto: Münch