Ihren Parteitag haben die Grünen ohne größere Zwischenfälle über die Bühne gebracht. Die Kanzlerkandidatin blieb in ihrer Rede zwar hinter ihren Möglichkeiten. Mit 98,5 Prozent der Stimmen erhielt das Spitzenduo Baerbock/Habeck aber ein eindrucksvolles Mandat der Delegierten. Knapp dreieinhalb Monate sind es bis zur Bundestagswahl, da kann noch viel passieren. Der Einzug ins Kanzleramt ist denkbar, allerdings ist auch nicht auszuschließen, dass sich die Grünen am Ende wieder in der Opposition finden. Annalena Baerbock jedenfalls ist angeschlagen, daran hat der Parteitag nichts geändert. Wenn es besonders schlecht läuft für sie, gerät sie in eine Abwärtsspirale wie vor acht Jahren SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück: Der konnte nichts mehr sagen, ohne von einer politisch-medialen Empörungswelle niedergewalzt zu werden. Und das war zu einer Zeit, in der die öffentliche Debatte noch nicht im gleichen Maße durch Twitter und andere soziale Medien vergiftet war wie heute. Wenn es hingegen gut läuft für die Grünen, dann gelingt es ihnen, den anderen Parteien wieder Diskussionen über Inhalte aufzuzwingen und darüber in die Offensive zu kommen. Nur jünger, frischer und irgendwie anders daherzukommen als Union und SPD, das wird nicht mehr reichen.