Es war an der Zeit. An der Zeit, dass sich auch die Parteien in Selb klar und eindeutig positionieren – für Demokratie und Vielfalt. Und natürlich gegen die AfD. Auch wenn das nicht alle der Redner bei der Kundgebung am Sonntag so offen sagten: Natürlich ist die AfD der Adressat der Botschaft. Die vielen Hundert Demonstranten machten dies auf ihren Plakaten sehr deutlich. Froh kann man sein, dass sich alle demokratischen Parteien in diesem Fall einig waren und sich als eine Front präsentierten: eine Front gegen Hass und Hetze, eine Front gegen Halbwahrheiten, eine Front gegen Menschenverachtung und gegen die Angriffe auf die Menschenwürde. Es war bestimmt nicht einfach, alle unter einen Hut zu bringen. Und ganz sicher mussten auch einige über ihren Schatten springen, um die demokratischen Reihen zu schließen. Aber es steht allen gut zu Gesicht. Denn es geht um nicht weniger als die Verteidigung der Verfassung und der demokratischen Grundordnung. Denn würde alles wahr, was sich Rechtsextreme erträumen, gäbe es ein Gremium wie einen Stadtrat wohl bald nicht mehr. Dass sich die bürgerliche Mitte zusammengerauft hat, ist umso löblicher, weil es in Selb eben kein Netzwerk gibt wie etwa in Wunsiedel, wo der Protest gegen rechts schon seit Jahren gut organisiert ist. Eine solche Demo ohne ein Netzwerk auf die Beine zu stellen, ist schon eine Leistung. Und dass so viele Menschen gekommen sind, um sich für unseren Staat stark zu machen, lässt hoffen. Nämlich darauf, dass auch unsere Kinder in einem Rechtsstaat mit klaren Werten aufwachsen. Selb kann stolz sein, ein solches Signal gesetzt zu haben. In vielen Städten im Landkreis funktioniert der Protest, machen Bürger mobil für die Demokratie über Parteigrenzen hinweg. Wenn nun noch Marktredwitz – als größte Stadt im Landkreis – mitzöge, wäre auch das ein starkes Zeichen. andreas.godawa@frankenpost.de