Diese Woche war der Tag der Muttersprache. Der Bezirk Oberfranken suchte dazu die schönsten Wörter im fränkischen Dialekt. Dabei bedachte er freilich nicht, dass Begriffe wie „Fregga“, „Doldi“ oder „Grischberla“ heute wohl nicht mehr als politisch korrekt, ja, womöglich als ausgrenzend gelten. Schließlich können auch Frauen ein Schlitzohr oder ein Dummkopf sein – und (zu) dünn können ja bitteschön auch die Herren sein. Also müsste man dem Gewinner-Wort noch ein Sternchen verpassen. Schließlich will derzeit jeder auch wirklich alles richtig machen. Selbst Behörden, Ämter und sogar die Kirchen – sonst wahrlich nicht für ihr modernes Geschlechterbild bekannt – können inzwischen nicht mehr ohne. Und so werden munter auch in Kulmbach Pressemitteilungen, Aushänge, Aufrufe, Anzeigen und Werbeplakate mit Sternchen überhäuft solange, bis sich keiner mehr auskennt. Ersatzweise wird, und das ist fast noch schlimmer, nach skurrilen Nicht-Wörtern gesucht. Alles, um bloß nicht die männliche Form zu verwenden. Wer schon einmal Begriffe wie Fahrende, Besuchende oder Arbeitende gelesen hat, weiß wovon ich spreche. Bei aller Absurdität, die Idee hinter dem Gendern ist grundsätzlich richtig. Denn es stellt fraglos einen gesellschaftlichen Fortschritt dar, niemanden diskriminieren zu wollen. Nur bei der Umsetzung hapert es. Denn offenbar denkt keiner daran, dass auch ein Sternchen ausgrenzt. Was ist mit Menschen mit einer Leseschwäche? Ihnen dürfte es kaum leichter fallen einem längeren Text zu folgen, wenn sie dabei über jedes dritte Wort stolpern. Oder all jene, deren Muttersprache nicht deutsch ist? Sie haben ohnehin genug damit zu kämpfen, alles zu verstehen. Und die Generation über 70? Die dürfte vermutlich gar nicht wissen, was das ganze überhaupt soll und eher einen Schreibfehler dahinter vermuten. Nicht zu vergessen alle jene, die genügend mit der Bewältigung ihres Alltags zu kämpfen haben, um sich über die neuesten akademischen Debatten zu informieren. All jene werden gerne vergessen, wenn ein jeder sich anschickt, dem Gendersternchen zu folgen, als handle es sich um den Stern von Bethlehem.