Nein, bei uns doch nicht. Genau das ist nur allzu häufig von Vertretern der Schulen zu hören, wenn es um das Thema Drogen geht. Verständlich. Schließlich geht es um das Image der Schule – und um die Anmeldezahlen, die wiederum für die Zuweisungen von Lehrern ausschlaggebend sind. Doch „Augen zu und durch“ wäre keine verantwortungsvolle Strategie. Wenn die Polizei davon berichtet, dass es eine Drogenszene unter Jugendlichen und Schülern im Landkreis Wunsiedel gibt, dann ist dies ein Grund zur Sorge. Zwei Verfahren haben im vergangenen Jahr offenbar einen ganzen Rattenschwanz an weiteren Ermittlungen unter Jugendlichen nach sich gezogen. Es bedarf keiner Fantasie zu begreifen, dass noch weit mehr im Untergrund brodelt. Klar, jede Schule leistet mittlerweile Drogenprävention. Aber genau hier müssen noch weit mehr Energie und Zeit aufgewendet werden, damit sich im Landkreis keine Drogenszene entwickelt. Derzeit ist Cannabis im Landkreis die Modedroge. Grüne, FDP und Teile der SPD wollen Cannabis legalisieren. Kann man fordern. Die Praktiker der Polizei hingegen sehen im Joint einen möglichen Einstieg in eine Drogenkarriere. Beide Seiten haben Argumente. Doch wenn jemand von Cannabis zum fatal schnell süchtig machenden Crystal wechselt, das es für billiges Geld in der weiten Region zu kaufen gibt, ist das Kind in den Brunnen gefallen. Menschen, die mit Crystal-Abhängigen oder ehemals Abhängigen zu tun haben, können ein traurig Lied davon singen. Ja, es gibt sie, die Jugendlichen aus der Region, die bereits als junge Erwachsene nicht mehr in der Lage sind, je wieder eine richtige Arbeit aufzunehmen. Sie sitzen mit kaputten Zähnen und flackerndem Blick in den Beratungsbüros. Viele verbrachten oder verbringen Monate, ja Jahre in Bezirkskliniken und Therapieeinrichtungen. Etliche geraten auf die schiefe Bahn oder sind zeitlebens auf staatliche Unterstützung angewiesen. Von Suiziden, kaputten Körpern und verändertem Wesen ganz zu schweigen. Welch gigantisches Potenzial menschlichen Lebens haben die Dealer auf dem Gewissen! So lange Crystal und Co. verlockend einfach zu kaufen sind, ist der Ruf nach einer Legalisierung von Cannabis purer Populismus. An erster Stelle müssen außer den Familien die Schulen bei der Drogenprävention gestärkt werden. Denn Drogen haben Menschen zwar immer schon genommen. Weit mehr kamen und kommen ein Leben lang ganz gut auch ohne sie zurecht. matthias.baeumler@frankenpost.de