Junge Frauen und der öffentliche Raum
Was antworte ich besorgten Freunden, die kritisieren, dass ich meine Tochter ohne zu protestieren im knappen Sporttop zum Joggen losziehen lasse, dass der Rock ein bisschen kurz für die Unwägbarkeiten einer Großstadtnacht sei? Klar, das, was feministischer Argumentationsschatz und mütterliche Solidarität bei einer solchen Gelegenheit hergeben: „Sprecht ihr Männer an, die bei Hitze ungeniert aufs T-Shirt verzichten? Da ist doch noch wesentlich weniger Stoff.“ Oder: „Ich dachte, die Zeiten sind vorbei, in denen Frauen als sexuelle Objekte gesehen werden, die von Männern erobert werden dürfen. Statt die einen einzuschränken, solltet ihr lieber die anderen in ihre Schranken verweisen.“ Alternativ: „Erinnert doch lieber Männer daran, nachts die Straßenseite zu wechseln, wenn ihnen eine Frau entgegenkommt.“
Aber insgeheim weiß ich ebenso gut wie alle anderen, dass Frauen sich im öffentlichen Raum nicht sicher fühlen können. Dass eine junge Frau ihre Selbstbestimmtheit auch über ihre Kleidung zum Ausdruck bringen will und unbehelligt dürfen muss, würde ich jederzeit unterschreiben. Nur nicht nachts um drei Uhr, wenn meine Tochter aus dem Club aufbricht. Das Abwägen zwischen Behüten und Loslassen ist für Eltern eine stete Herausforderung.
Das am Anfang geschilderte beklemmende Gefühl habe ich übrigens auch, wenn ich von Messerstechereien unter jungen Männern lese. Ein Albtraum, würde der eigene Sohn da hineingeraten. Die neue, seit 1. Februar geltende Waffenverbotszone in der Stuttgarter City beruhigt sicherlich nicht nur meinen Puls.
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Andrea Kachelrieß hat zwei Kinder, und das seit einigen Jahren. Gefühlt bleibt sie in Erziehungsfragen aber Anfängerin: Jeder Tag bringt neue Überraschungen.