Warum so wenige Geburten außerhalb der Kliniken? „Für Frauen, die sich dafür entscheiden, ist Klinik was ganz Schlimmes“, sagt Hebamme Hartl. Es zählt die „emotionale Ebene“.
Kliniken an der Grenze
Die meisten Geburten finden laut Statistik in kleineren Krankenhäusern statt. Dabei sind viele Kliniken schon jetzt an ihrer Grenze. 16 Kliniken geben an, keine räumlichen Kapazitäten für mehr Geburten zu haben. In den Kliniken mit mehr als 1500 Geburten hat nur eine Abteilung räumliche Kapazitäten für eine höhere Geburtenzahl. Kreißsaal und Wochenstation sind auf 1800 Geburten pro Jahr ausgelegt, tatsächlich hatte die Klinik 2013 aber 2317 Geburten. Dabei steigt laut BHLV die Arbeitsbelastung: 19 Geburts-Abteilungen geben in der Befragung an, massive Probleme bei Neubesetzungen von offenen Stellen zu haben. Selbst in Abteilungen mit Hebammenschule käme es zu Problemen bei der Neubesetzung von Stellen.
Es wird also enger mit der Versorgung. Dabei betont Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) gegenüber dem Kurier: „Ich unterstütze die Arbeit der Hebammen seit Jahren aus tiefer Überzeugung.“ Man müsse „auch in Zukunft eine qualitativ hochwertige Versorgung in der Geburtshilfe überall in Bayern erhalten.“ Und sie hat den Hebammen Unterstützung zugesichert. Im Mai hat sie an den Krankenkassen-Spitzenverband und die Hebammenverbände appelliert, die laufenden Verhandlungen auf Bundesebene „erfolgreich abzuschließen“. Der Appell verhallte.
Schiedsgericht eingeschaltet
Zurzeit bildet sich ein Schiedsgericht, das klären soll, ob und wie die Krankenkassen die Mehrkosten der Haftpflichtversicherung abfedern sollen. Das kann drei Monate dauern. Und es wird nicht in Bayern entschieden, sondern in Berlin für alle Hebammen. Es seien weniger als 3000, heißt es beim DHV, Tendenz fallend.
Und mit Hartl jetzt noch eine weniger. „Die Versicherung kann sich eine alleinstehende Hebamme leisten, die sauviel arbeitet.“ Sie kann es sich nicht mehr leisten.