Klassiker in Selb Ballettakrobatik in betörenden Bildern

Jürgen Henkel
Starke Bühnenpräsenz: Ganz ohne Worte erzählt das Ensemble des Theaters Hof in „Der Feuervogel“ vom Kampf zwischen Gut und Böse. Foto: /Jürgen Henkel

Mit „Der Feuervogel“ und „Petruschka“ füllen erneut zwei Klassiker die Ränge im Rosenthal-Theater. Beide Stücke ernten begeisterten Applaus.

 
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Das war jüngst ein wahrer Rausch der Sinne im Rosenthal-Theater – und ein Publikumserfolg gleich noch dazu: Mit dem Ballett-Märchen „Der Feuervogel“ und „Petruschka“ sorgten erneut zwei Klassiker für volle Ränge im Theater und ernten begeisterten Applaus. Das Hofer Theater zauberte zwei wunderbare Inszenierungen auf die Bühne mit aufregender Ballettakrobatik in betörenden Bildern vor berauschenden Farben und Kulissen. Beide Stücke – der „Feuervogel“ aber noch um einen Hauch mehr – boten eine flirrende Pracht rauschender Tänze und Tanzfiguren, bei dem ohne Worte Musik, Bühne und Kostüme, Körperbeherrschung, Bewegung und Tanz allein schon Geschichten erzählen.

Betörender Rahmen

Und es sind starke Märchen und Szenen, die hier vor dem Auge und den Ohren des Publikums vorbeirauschen. Beim „Feuervogel“ geht es um einen hochdramatischen Kampf zwischen Gut und Böse, zwischen dem finsteren Zauberer Kastschej (David Santos Ollero) und dem Wunderwesen des Feuervogels (Irene Garcia Torres), der auch zauberkräftige Federn zu vergeben hat. Dieser mythische Kampf wird beinahe als Stellvertreterkrieg ausgetragen im Kampf um die Liebe zwischen Iwan, dem Zarewitsch (Denison Silva), und seiner Zarewna (Naial Fiol), die der böse Zauberer für sich haben will. Auch weitere von Kastschej entführte Prinzessinnen harren in schwarze Tücher wie Kokons gehüllt auf ihre Befreiung.

Zarewna widersetzt sich leidenschaftlich den Annäherungsversuchen des Zauberers. Mit Hilfe des „Feuervogels“ gelingt der Sieg, die Liebenden kommen zusammen, auch die anderen Prinzessinnen werden befreit. Dabei ist die Aufführung ein Gesamtkunstwerk. Denn neben den bezaubernden Ballettkünsten nach der Choreographie von Torsten Händler unter der musikalischen Leitung von Ivo Hentschel sorgen auch die Bühne und Kostüme von Annette Mahlendorf und die Dramaturgie von Karl-Hans Möller für den betörenden Rahmen und die große Spannung dieser zwar wortlosen, aber hinreißenden Stücke. Da wird mit rasch wechselnder Farbensymbolik und Bühnenvorhängen gespielt, von düster und schwarz über rot bis hin zu strahlendem Weiß. Die unglaublich starke Bühnenpräsenz der Künstler und Tänzer wird dadurch noch optisch und atmosphärisch in stimmige Sphären getaucht.

Der Dandy umgarnt in „Petruschka“ die schöne Ballerina. Im Hintergrund lächelt Salvador Dalí.

Gleiches gilt für das etwas kürzere Stück „Petruschka“. Diese „burlesken Szenen“ handeln vom Wettstreit um die schöne Ballerina (Isabella Bartolini) zwischen Petruschka (Denis Mehmeti) und einem Dandy (Filippo Italiano). Dabei überrascht das Bühnenbild mit einem lächelnden Salvadore Dalí. Auch hier herrscht die gleiche erfolgversprechende wie bezaubernde Symbiose von Musik, Tanz und Kostümen, selbst wenn es hier auf dem Markt, wo sich der Zweikampf zwischen Kumpeltyp und Nadelstreifen-Gigolo abspielt, etwas weniger farbenfroh zugeht als beim „Feuervogel“ zuvor. Aber auch bei diesem Ballettstück serviert das Theater Hof köstliche Details von lasziven Marketenderinnen über magische Spiegel bis hin zu einem Holzpferd.

Ein wunderbarer Ballettabend, der seine Ästhetik und Spannung durch Musik, Tanz und Bilder, Farben und Kostüme bezieht, ganz ohne Worte.

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