Klangtherapie-Festival Vier Tage Techno unter sengender Sonne

Von Wolfgang Karl

PLANKENFELS. Vier Tage durchgehend Musik, 3500 Besucher, zahlreiche Helfer und 180 Künstler: Das „Klangtherapie“-Festival in Plankenfels in der Fränkischen Schweiz geht in seine 15. Ausgabe – bei Temperaturen bei denen sogar die Feuerwehr für Abkühlung sorgen muss.

 
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Es ist heiß an diesem Freitagnachmittag auf dem „Klangtherapie“-Festival in Scherleithen bei Plankenfels. Mitten in der fränkischen Schweiz schlägt das Herz im Takt der Techno-Beats. Die Füße folgen anfangs nur bei einigen Wenigen: Den meisten ist einfach zu heiß. Bei 33 Grad genießt man auch ganz gut im Schatten. 3500 Tickets haben die Veranstalter verkauft. Das Gelände ist großzügig eingeteilt.

DJ Hell wollte wiederkommen

Um 16 Uhr spielt DJ Hell. Der 55-jährige Oberbayer ist einer der international ganz Großen der elektronischen Musik. Schon im vergangenen Jahr war er einer der Headliner. „Er ist im Backstage über den Zaun geklettert, weil ihn das so an seine Jugend erinnert hat“, sagt Fabienne Nistler, eine der Organisatorinnen des „Klangtherapie“-Festivals. DJ Hell habe es so gut gefallen, dass er im Jahr darauf gleich wieder kommen wollte. Das sei schon ein großes Kompliment für das Festival gewesen, sagt Nistler weiter. Schließlich komme „der ja schon echt rum in der Welt“.

Schönes Gelände

Man kann DJ Hell verstehen, die Veranstalter haben ein schönes Gelände geschaffen: Er tritt auf einer Bühne auf, die „Sandpalast“ genannt wird. Es ist ein kreisrunder Sandplatz, ein Strand ohne Meer. Dafür haben die Veranstalter sechs Holzpfosten aufgestellt, Maibäume im August. An Stahlseilen haben sie zwischen ihnen Sonnensegel gespannt, die ein Spinnennetz-artiges Schattenmuster auf den Sand zeichnen. Ein Gartenschlauch läuft auf halber Höhe zwischen zwei Pfosten. Jemand hat kleine Löcher in die Schlauchwand gebohrt, wodurch ein feiner Nebelschleier entsteht. Eine Wohltat. Denn wie erwähnt: Es ist heiß.

Entspannen zwischen Bäumen

Die anderen Bühnen tragen Namen wie „Basstempel“ und „Zauberwald“. In einem kleinen Wäldchen faulenzen die Besucher im „Hängemattenpark“, der ein großes Baumhaus als Zentrum hat. Daneben jonglieren manche, andere machen Yoga oder balancieren auf einer sogenannten Slackline – einem breiten Seil, das zwischen zwei Bäume gespannt wird. Man kann sich massieren lassen, Diskokugeln hängen in den Bäumen. Ein süßlicher Duft liegt in der Luft.

"Stille Rebellion"

Natürlich fehlen auch nicht die obligatorischen tibetanischen Gebetsfahnen. Eine Holztafel verkündet die „stille Rebellion der Träumer“ – was witzig ist, denn direkt daneben dröhnt der Bass aus den Boxen.

Meditative Stimmung

Allerorten sieht man lächelnde Menschen. Viele Kinder spielen zwischen den Erwachsenen. Vielleicht ist es die Hitze, vielleicht die ständige, mantraartige Wiederholung von Rhythmen und Melodiefolgen, die dem Techno innewohnt, aber auch nüchtern verfällt man hier bald in eine meditative Stimmung. Gleichmut und Entspannung machen sich breit.

"Freiheit und Gemeinsamkeit"

„Man hat ein Festival, das seit über einem Jahrzehnt gewachsen ist. Freiheit, künstlerische Werte, Gemeinsamkeit, das sind Werte, auf die es aufbaut“, sagt Alexander Frelke. Der 33-Jährige aus Würzburg kommt fast seit Anbeginn des Festivals jedes Jahr wieder in die Fränkische Schweiz.

Familiär und ganzheitlich

Die Klangtherapie habe, laut ihm, genau die richtige Größe. „Es wurden mal 5000 Tickets verkauft, jetzt sind es 3500 - das macht es familiär. Man trifft auch in jedem Jahr viele Leute, die man nur von hier kennt, die auch jedes Jahr kommen“, sagt Frelke. „Vor allem, dass es so viele Workshops und Dinge außerhalb der Musik gibt, finde ich gut. Dadurch entsteht ein ganzheitlicher Ansatz, bei dem es nicht nur um die Musik geht.“

Noch keine Bilanz der Polizei - Feuerwehr sorgt für Abkühlung

Die Polizeiinspektion Bayreuth Land will noch keine Bilanz ziehen. Einen vollständigen Überblick gebe man erst nach Einsatzende und damit frühestens am Montag. Auch ein ganzheitlicher Ansatz. Die Feuerwehr will sich ebenfalls nicht äußern. Im „Einsatz“ ist sie auf jeden Fall: Neben einer Bude mit veganen Gerichten und dem Chai Latte-Stand hat die Schressendorfer Feuerwehr ihren Bratwurst-Wagen. Immer wieder schickt sie außerdem ihr Tanklöschfahrzeug los und entlädt über die Dachspritze den Tank auf das Festivalgelände.

Jubel und Vernunft

Laut jubelnd tanzen die Festivalbesucher unter dem künstlichen Regen. Ist der Tank dann leer erklingen Rufe nach Zugabe und Applaus für die Feuerwehr. Wasser ist überhaupt ein großes Thema: Auf dem Festivalgelände bilden sich lange Schlangen vor den Wasserhähnen. Man sieht relativ wenige Menschen mit einem Bier in der Hand. „Die Leute scheinen wirklich vernünftig zu sein in diesem Jahr“, sagt dazu Nistler. Es ist aber eben auch wirklich sehr heiß.

Vorläufige Bilanz der "Klangtherapie"

Das Klangtherapie-Festival bei Plankenfels fand in diesem Jahr zum 15. Mal statt. Eine vollständige Bilanz der Einsätze konnte gestern noch nicht gezogen werden. Bereitschaftsleiter Marco Schreck vom Bayerischen Roten Kreuz in Hollfeld schätzte aber, dass die Zahl der Einsätze auf dem Niveau der Vorjahre liegt: „Wahrscheinlich haben wir am Ende zwischen 300 und 400 Behandlungen.“ Es sei „sehr friedlich“ zugegangen auf dem Festival. Neben hitzebedingten Problemen habe es vor allem Verletzungen durch Schnitte und eingetretene Zelt-Heringe gegeben. Behandlungen wegen Betäubungsmitteln hielten sich laut Schreck „stark in Grenzen“. Die Hitze schien dabei auch ihr Gutes zu haben: Es gab wenige Zeckenbisse zu beklagen.

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