Kirill Petrenko wieder Dirigent des Jahres

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An Kirill Petrenko kommt niemand vorbei: Der Generalmusikdirektor der Bayerischen Staatsoper und Festspieldirigent ist in einer Umfrage der Fachzeitschrift "Opernwelt" zum "Dirigenten des Jahres" gekürt worden - zum zweiten Mal in Folge und schon zum vierten Mal insgesamt.

 
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An Kirill Petrenko kommt heuer wieder mal niemand vorbei: Der Generalmusikdirektor der Bayerischen Staatsoper ist in einer Umfrage der Fachzeitschrift „Opernwelt“ zum „Dirigenten des Jahres“ gekürt worden – zum zweiten Mal in Folge und schon zum vierten Mal insgesamt. Petrenko hatte heuer bei den Bayreuther Festspielen zum letzten Mal den „Ring des Nibelungen“ dirigiert. Was die Kritiker in der Umfrage nicht davon abhielt, eben die Bayreuther-Festspiele wegen ihrer Personalpolitik zum „Ärgernis des Jahres“ zu küren.

Petrenkos Bayerisches Staatsorchester wurde wie der Meister auch an die Spitze gesetzt: als „Orchester des Jahres“, knapp vor Daniel Barenboims Staatskapelle Berlin, wie die Zeitschrift am Mittwoch in Berlin mitteilte. Der wichtigste Titel für das „Opernhaus des Jahres“ ging – anders als 2014 – nicht nach München. Die „Opernhäuser des Jahres“ stehen nach Auffassung der Opernkritiker dieses Mal in Frankfurt und Mannheim.

Dafür konnte sich die Staatsoper in München aber über zwei weitere Ehrungen freuen: Für ihren Auftritt in Alban Bergs „Lulu“ wurde die Sopranistin Marlis Petersen als „Sängerin des Jahres“ gekürt, für seine erste Puccini-Inszenierung, „Manon Lescaut“, ist Hans Neuenfels „Regisseur des Jahres“. Dabei war seine Inszenierung an der Bayerischen Staatsoper gar nicht unumstritten: Eigentlich hätte Opern-Diva Anna Netrebko die Titelrolle singen sollen, sie sagte aber wegen zu unterschiedlicher Regieauffassungen kurzfristig ab. Diese Auszeichnung dürfte in Bayreuth auf Interesse stoßen. Hans Neuenfels „Lohengrin“ in Bayreuth hatte sich zum absoluten Publikumsliebling entwickelt. Heuer war die berühmte Neuenfels-Inszenierung nach fünf Jahren zum letzten Mal zu sehen gewesen.

Kirill Petrenko, einer der Stars der jüngeren Dirigenten-Generation, ist seit 2013 an der Bayerischen Staatsoper, sein Vertrag läuft bis 2018. Die Oper wird ihn aber schweren Herzens gehen lassen müssen: Im Sommer wurde bekannt, dass der Russe, der auch als Dirigent des „Ring des Nibelungen“ bei den Bayreuther Festspielen begeistert gefeiert wurde, Nachfolger von Simon Rattle als Chefdirigent der Berliner Philharmoniker wird. Der generell sehr schweigsame Petrenko wollte sich nach Angaben der Bayerischen Staatsoper nicht zu seinem erneuten Erfolg äußern. Er sei derzeit voll mit den Proben zum ersten Akademiekonzert der Opernsaison und der Wiederaufnahme von „Ariadne auf Naxos“ beschäftigt.

Überraschend hatte sich der Dirigent in diesem Jahr zu den Vorgängen auf dem Grünen Hügel von Bayreuth geäußert – und das deutlich. Er kritisierte den „unprofessionellen und völlig würdelosen Umgang der Festspiele mit Co-Festspielleiterin Eva Wagner-Pasquier und „Siegfried“-Darsteller Lance Ryan. Die „Opernwelt“-Kritiker teilten seine Kritik: Die Querelen rund um die Richard-Wagner-Festspiele – vom Hügelverbot für die bisherige Co-Chefin Eva Wagner-Pasquier bis zu undurchsichtigen Umbesetzungen und Missständen in den Archiven – sahen nun auch sie als größtes Ärgernis des Jahres an.

Festspielleiterin Katharina Wagner reagierte gelassen auf die zweifelhafte Auszeichnung. Zu Hügelbann und Zustand der Archive „fragen Sie bitte die Gesellschafter, beziehungsweise die Stiftung“, sagte sie gestern dem Kurier. Umbesetzungen seien unter anderem auch auf private Gründe von Sängern zurückzuführen. „Und gerade über solche Gründe werden wir ganz sicher keine Auskunft geben.“ Umbesetzungen seien an jedem Theater üblich, ohne dass jemand „geheime Machenschaften“ dahinter vermute, fügte Festspielsprecher Peter Emmerich hinzu. Über viele dieser Gründe Stillschweigen zu vereinbaren, sei eine Sache des Anstands.

we/dpa

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