Spannend ist vor allem die Entwicklung von Spaenys Charakter Jessie, die naiv startet und schließlich zu einer skrupellosen Journalistin wird, die im Kriegsgeschehen stets das beste Bildmotiv sucht. Stellenweise ist "Civil War" daher auch als Kritik an Sensationsgier zu verstehen. Als es etwa um die Frage geht, wer das beste Motiv des gestürzten Präsidenten bekommt, ermahnt ein Reporter einen Kollegen, ihm nicht das Titelbild zu stehlen.
Dunst: "Film wirkt auf mich wie eine Fabel"
Trotz der geschauspielerten Grausamkeiten soll der Film keine Ästhetisierung des Kriegs sein, wie man es oft aus Hollywood-Blockbustern kennt. Vielmehr will er dazu anregen, die Realität zu reflektieren. Kirsten Dunst bringt es in einer Pressemitteilung auf den Punkt: "Dieser Film wirkt auf mich wie eine Fabel – wie eine warnende Fabel, was geschieht, wenn Menschen nicht miteinander kommunizieren."
Es ist eine Art Fabel, deren Moral klar wird ("Krieg ist schlimm!"). Doch die wichtigste Frage wird darin nicht beantwortet - nämlich danach, wie es dazu gekommen ist, dass diese Menschen so unerbittlich gegeneinander kämpfen. In den USA ist der Bürgerkrieg der 1860er-Jahre im kollektiven Gedächtnis verankert, damals kämpfte der Süden gegen den Norden entlang der Frage der Sklaverei. Doch "Civil War" ist kein Rückblick.
"Das ist nicht die Gefahr, der die Welt ausgesetzt ist. Sondern wir sind mit der Gefahr eines Zerfalls konfrontiert", sagt Garland laut einer Mitteilung. Fake News, Einseitigkeit, Absolutheit - das sind akute und aktuelle Gefahren, die nicht nur in den USA Menschen auseinanderbringen. Kurz formuliert: "Wenn wir eine gemeinsame Wahrheit verlieren", so Dunst. Unheimlich, weil so realistisch wirken die Szenen, in denen das Weiße Haus gestürmt wird. Die meisten dürften sich noch an die Bilder aus dem echten Leben vom Sturm aufs Kapitol in den USA von vor drei Jahren erinnern.