Festival Tausende feiern in der Wilhelminenaue

Bollerwagen sind am Nachmittag keine zu sehen, Fahrräder und Kinderwagen umso mehr. Die eher zufällige Nachbarschaft von Kinderfest und Elektro-Festival sorgt am Himmelfahrts- und Vatertag (26. Mai 2022) für buntes Gewusel in der Bayreuther Wilhelminenaue. Überall ist zu hören: Toll, dass es so etwas wieder gibt.

 
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„Das ist nach Corona wieder Zeit geworden“, sagt Christina Herrmann aus Creußen. Der Papa arbeitet, sie und die Kinder machen einen Ausflug. Ein Kleiner lacht auf ihrem Arm, Toni (4) spritzt mit Wasser. Und zwar ganz gewollt. Am Stand der Jugendfeuerwehr soll er das aus dem Schlauch schießende Wasser trotz hohen Drucks in ein Einschussloch lenken. Die Jugendfeuerwehr hilft. Jasson Hammon nimmt Toni an die Hand. Maximilian Hientz bedient den Hydrantenverteiler und stellt die Wasserstärke ein. „Ich bin der Steuermann“, sagt er stolz. Die Feuerwehr-Aktion ist eines von 13 unterschiedlichen Angeboten beim Kinderfest des Stadtjugendrings (SJR). Darunter: Hüpfburg, Lichtpunktgewehrschießen und ein Foto-Automat. Dazwischen: entspannte Erwachsene auf Picknickdecken.

Steuermann des Kraut & Rüben-Festivals am Ufer des Sees des Ex-Landesgartenschaugeländes ist Max Flämig, einer der Gründer des Bayreuther Veranstaltungskollektivs Saalmitte. „Im April hätten wir nicht gedacht, dass das Festival stattfindet.“ Am Nachmittag tanzen nur einige, ein paar in lustigen Kostümen. Viele chillen noch auf Decken. Trotz teilweise gescheit auffrischender Windböen.

Auch Festival hat familiären Anspruch

Erst seit 6. April, erinnert Flämig, seien Festivals wieder erlaubt. Deshalb habe der Stadtjugendring sein Fest eher geplant. „Aber wir haben einen familienfreundlichen Anspruch, das passt.“ Auch die gute Nachbarschaft zum Kulturkiosk, bei dem es mehrere Essensstände gibt, betont er. „Ohne den geht es nicht.“ Sehr kurzfristig habe man das Festival organisiert. Vier DJs spielen beim Kraut & Rüben Elektro-Musik. Gegen Abend strömen immer mehr Leute hin. Flämig: „Wahnsinn, dass wir nach Corona gleich wieder angenommen werden.“

Einige 100 Meter weiter kriegt Samuel (4) von der Umgebung nichts mit. Fixiert ist er auf das Bauen von Türmen aus Ankersteinen der Bayreuther Partnerstadt Rudolstadt. Das ist das Angebot des Trachtenvereins Alt-Bayreuth. Zehnmal ist der Turm schon eingestürzt. Samuel fängt immer wieder an. „Noch 100 Mal will ich.“ Für die Spitze hebt er sich am Rand einen besonderen Stein auf.

Aus Victor wird Spider-Man

Besonders gut findet Victor (4) Spider-Man. „Den schau ich immer“, sagt er, als er so geschminkt wird wie der Comic-Held. Am Stand der Deutschen Jugend in Europa (DJO) gibt es großen Andrang. Einhorn, Elsa und Katzen seien auch beliebt, sagt Schminkhelferin Galina Reimann.

Sehr gut angenommen wird auch das Angebot der Faschingsgesellschaft Mohrenwäscher. Kinder lernen in Zehnminutenkursen Grundschritte des Gardetanzes. Teilnehmer kriegen Süßigkeiten-Päckchen. Über 100 gehen weg.

Kritik an den Mohrenwäschern äußert eine Gruppe, die sich Kidsempowerment nennt und eine Spielgruppe für schwarze Kinder sei. Das teilte ein Mitglied der Gruppe mit. Das Mitglied kündigt die Übergabe eines Proteststatements an. Die Gruppe fühlt sich vom Familienfest-Konzept nicht inkludiert.

Präsident verweist auf Inklusionspreise

Mohrenwäscher-Präsident Jürgen Völkel reagiert am Kinderfest gelassen. „Es sind alle eingeladen, sich mit uns auseinanderzusetzen und uns nicht nur wegen unseres Namens zu verurteilen.“ Er erinnert an Integrations- und Inklusionspreise, die der Verein erhielt. Etwa den Sozialpreis der Stadt Bayreuth. Dann startet der nächste Gardetanz. Auch zwei dunkelhäutige Mohrenwäscherinnen unterrichten die Kinder. Eine sagt: „Wir leben Inklusion und verstehen die Kritik nicht.“

Apropos nicht mehr verstehen: Als die Kinder daheim sind, wird es auf dem Kraut & Rüben voller und lauter. Zwischen 17 und 19 Uhr spielt Hauptact Soela, danach heizen lokale Größen ein. Bis zu 2000 Leute feiern bis 21 Uhr Feiertag.

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