Junger Pegnitzer Wirtschaftsstudent geht für ein Auslandssemester ins Reich der Mitte Pegnitzer studiert in China

Von Frank Heidler
Der Pegnitzer Wirtschaftsstudent Bastian Wagner geht für ein Auslandssemester nach China. Foto: Frank Heidler Foto: red

Viele Pegnitzer fahren im August in Urlaub. Nur dauert der „Urlaub“ von daheim für den 22-jährigen Pegnitzer Wirtschaftsstudenten Bastian Wagner ein halbes Jahr. Er hat sich dafür das Sehnsuchtsziel vieler Globetrotter herausgesucht: das Reich der Mitte, China. Der schlaksige junge Mann verbringt ein Auslandssemester an der UIBE. Das ist die University of International Business and Economics.

 
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Die letzte Abschlussklausur nach seinem vierten Semester hat er gerade geschrieben, aber das Ausräumen seiner Studentenbude in Erlangen steht ihm noch bevor. Mit seinem jungenhaften Charme und einer gehörigen Portion Unbekümmertheit lässt sich Bastian Wagner aber nicht so schnell aus der Ruhe bringen. Selbst die mehrfachen Impfungen gegen chinesische Tollwut, Typhus oder japanische Enzephalitis nahm er für das bevorstehende Studienabenteuer gerne in Kauf.

Sprachkurs an der Uni

Nach dem Sprachkurs an der Erlanger Uni kann er bereits „ein paar Brocken“ Chinesisch, hat sogar erste Schriftzeichen geübt, die eher Übungen aus dem Zeichenunterricht ähneln. Wagner: „Ich kann auf Chinesisch sagen: Ich bin Deutscher, und fragen, woher der andere kommt.“ Und er kennt die chinesischen Zahlen. Nicht ganz unwichtig für einen Wirtschaftsstudenten. Die eigentlichen Univeranstaltungen finden aber in englischer Sprache statt.

Zusätzlich zu seinem Schulenglisch erhielt der duale Student auch Englischunterricht in seinem Forchheimer Ausbildungsbetrieb bei der Infiana Germany, einer Folienfabrik. Nur wenige Gehminuten vom Königsbad entfernt. Für Einheimische heißt das Unternehmen mit rund 650 Beschäftigten schlicht „die Folie“.

Sonderurlaub für das Studium

Von seiner Forchheimer Firma erhielt Wagner für den langen Auslandsaufenthalt Sonderurlaub. Die dortige Ausbildungsbildungsleiterin fragte ihn schon mal wohlmeinend: „Hast du dir das wirklich gut überlegt?“ Auch Wagners Mutter Claudia ist vor dem Abschiedstag schon ein wenig bang, obwohl sie ihm ausdrücklich zum Auslandssemester geraten hatte. Vater Gerhard hat als Spirituosenhändler für die Anschlussrundreise nach dem Studiensemester seines Sohnes schon mal ein Whiskey-Tasting in Taiwan organisiert. Auch Tibet und Macao liegen dann auf der Urlaubsroute des Pegnitzers.

Das Reisen liegt Bastian Wagner schon lange im Blut. Als Mitglied der christlichen Pfadfinder in Pegnitz (VCP) hatte er vor Jahren am Weltpfadfindertreffen „Jamboree“ in Schweden teilgenommen. Bei seiner Chinareise begleitet den früheren Pegnitzer Kinderfaschingsprinzen der Glückaufgarde ein Kommilitone der Uni. Nur das Turnteam des Nürnberger TSV 1848 muss jetzt eine Zeit lang auf die Unterstützung des ehemaligen MTV-Aktiven verzichten.

Zwischenlandung in Aserbeidschan

Aus Kostengründen startet Wagners Chinaflug in Prag und geht nach einer Zwischenlandung in Aserbaidschan nach Peking. Dort halten Wagner und sein Begleiter dem nächstbesten Taxifahrer ein Handy mit chinesischen Schriftzeichen unter die Nase. Die Uniadresse ist ihnen bereits per Chat von chinesischen Austauschpartnern übermittelt worden.

Betreut werden sie während des Chinasemesters von einer „Sprach-Tandempartnerin. Einer Chinesin, die seit vier Jahren Deutsch lernt und ihrerseits selbst einen Deutschlandaufenthalt vorbereitet. Auf ihren Rat hin hat sich Bastian noch rechtzeitig einen Mundschutz wegen der Smogbelastung in Chinas Hauptstadt gekauft.

Komplett andere Kultur

In den vielen Mails unterschrieb diese nur mit „Alina“. Ihren wirklichen Namen Wang Xinshuang können Deutsche beinahe unmöglich korrekt aussprechen.

An China reizt Bastian Wagner die „komplett andere Kultur, das ist wie eine andere Welt“. Über die politischen Verhältnisse in China macht er sich aber keine Illusionen: „Drüben musst du aufpassen, was du sagst.“ Fast an jeder Straßenecke stünden Polizisten, weiß er aus Erfahrungen anderer Studenten.

Studiengebühren werden erlassen

Glücklicher Umstand für den Pegnitzer: „Mir werden die kompletten Studiengebühren in Peking erlassen.“ Diese würden sonst 1500 bis 2000 Euro pro Semester betragen. Einen Treffer landete er auch beim Auswahlverfahren für ein Studentenwohnheim auf dem Campus. Er muss jetzt nicht extra auf nervenaufreibende Wohnungssuche in der Millionenstadt Peking gehen.

Ob die Toilette sich am Gang befindet oder wer sein Zimmergenosse wird, weiß der 22-jährige Weltreisende aber noch nicht. „Vielleicht wird es ein Spanier“, hofft er insgeheim. Dann könnte das Pegnitzer Sprachtalent nämlich ausgerechnet in China wieder seine Spanischkenntnisse aufpolieren.

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