Freche Kinder und Komplimente von alten Herren Das Hollfelder Christkind Jenny Buckreus plaudert aus dem Nähkästchen

Von Thorsten Gütling
Jenny Buckreus ist das Hollfelder Christkind und eine Frostbeule. „Ich hab eigentlich immer kalte Füße“, sagt Jenny. Zum Gespräch empfängt sie den Kurier in ihrem ordentlich aufgeräumten Kinderzimmer und mit kalten Füßen in schneeweißen Socken. Foto: red

Jenny Buckreus ist 14 Jahre alt und schon zum zweiten Mal das Hollfelder Christkind. Sie besucht die 9. Klasse der Gesamtschule Hollfeld, ist gut in Mathe und schlecht in Deutsch, singt, lernt Gitarre und spielt Volleyball. Für den Kurier öffnet sie die Tür zu ihrem sehr ordentlich aufgeräumten Kinderzimmer und plaudert aus dem Leben eines Christkinds.

 
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Fleisch: „Ich bin ein Fleischfresser“, sagt Jenny. „Grünzeug ist nicht so meins.“ Die 14-Jährige ist morgens der Weckdienst für die ganze Familie. Dann wird zusammen gefrühstückt und abends gemeinsam über den Tag geredet. Bei vielen ihrer Freunde, sagt Jenny, sei das nicht so. Jenny lächelt: „Ich mag meine Familie voll.“

Komplimente: Jenny ist 1,70 Meter groß. Am Tag, nachdem sie in der Zeitung als neues Hollfelder Christkind vorgestellt wurde, sei ihr wieder bewusst geworden, dass sie älter wirke, als sie ist. Wildfremde Menschen, vor allem Männer, hätten sie über die sozialen Netzwerke angeschrieben, nach ihrem Alter gefragt und ihr Komplimente gemacht. „Schon komisch, von einem 30-Jährigen zu hören, dass ich hübsch bin“, sagt die 14-Jährige.

Kirche: „Ich bin katholisch und gehe aus eigenem Antrieb regelmäßig in die Kirche“, sagt Jenny. Gerne in die Abendmesse, weniger gerne in die am Sonntagmorgen. Da bleibe sie lieber liegen. Was Jenny am Gottesdienst schätzt? Die Musik natürlich, die Leute und den feierlichen Rahmen.

Kerwa: Mit 14 Jahren kann man im Weiherer Kerwaverein Mitglied werden und seit wenigen Monaten ist Jenny dabei. „Ich bin es von Kindesbeinen an gewohnt, auf die Kerwa zu gehen.“ Wenn Kerwa gefeiert wird, dann gehe sie manchmal erst nach den Eltern nach Hause. „Ich hab das Vertrauen nie missbraucht, deshalb ist die Leine schon etwas länger“, sagt Jenny.

Schwächen: „Es gibt Tage, da denke ich, ich kann gar nichts“, klagt Jenny über fehlendes Selbstvertrauen. Nach ihren Schwächen gefragt, sagt sie: „Ich kann mich sehr schnell aufregen.“ Und Stärken? „Wenn ich einen Plan habe, müssen andere schon gute Argumente haben, um mich davon abzubringen.“

Gehalt: 15 Euro Taschengeld bekommt Jenny. Die Handyrechnung zahlen die Eltern. Die Auftritte als Christkind sind da ein schönes Zubrot. 16 davon hatte Jenny vergangenes Jahr. Wieviele es in diesem werden, weiß sie noch nicht. Die Anfragen werden im Hollfelder Rathaus entgegen genommen. Neben Auftritten auf dem Weihnachtsmarkt und im Altenheim wird sie vor allem für Weihnachtsfeiern gebucht. Zwischen 10 und 25 Euro ließen sich die Veranstalter das in der Regel kosten.

Kinder: „Der schönste Moment als Christkind ist, wenn kleine Kinder auf mich zugerannt kommen und Süßigkeiten wollen“, sagt Jenny. Weniger schön dagegen sei oft das Aufeinandertreffen mit 10-Jährigen. „Die finden sich voll cool, sagen: Ey Alte, gib mir mal was zu naschen.“ Jenny reagiere dann freundlich aber bestimmt: „Kannst du nicht Bitte sagen?“

Lampenfieber: Vor Auftritten als Christkind ist Jenny nervös. „Mir geht dann echt die Pumpe und die eh schon kalten Hände werden auch noch zittrig.“ In der Stadthalle tritt sie vor mehreren Hundert Leuten auf. Ihr Rezept gegen Lampenfieber: Raus an die frische Luft, durchatmen und die zittrigen Hände in den Griff bekommen. Denn die müssen das goldene Buch mit dem Text halten.

Gedichte: Ein paar einleitende Worte gibt die Stadt vor, das Gedicht, das Jenny danach vorträgt, sucht sie selbst aus. Im Internet gebe es seitenweise Vorschläge dazu. Jennys Anspruch: Es soll auch ein bisschen witzig sein. So wie im vergangenen Jahr, als sich Nikolaus, Christkind und Osterhase zofften. „Und etwas Alkohol war da auch im Spiel.“ Was sie am Sonntag auf dem Hollfelder Weihnachtsmarkt vorträgt, ist noch nicht entschieden. Das Gedicht mit dem gewissen Etwas war noch nicht dabei. Zusammen mit Mama und Oma wird noch fieberhaft gesucht.

Info: Am Sonntag, 30. November, um 13.30 Uhr eröffnet Jenny den Hollfelder Weihnachtsmarkt auf dem Marienplatz.

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