Der genaue Blick in die Pflanzenwelt
Auch ihre Tochter Iris (28) dokumentiert, was draußen passiert: Sie beobachtet die phänologische Entwicklung in der Natur, also den Beginn und den Verlauf der einzelnen Jahreszeiten anhand der Pflanzen- und Tierwelt rund um Plech. Im Jahr 2011 hat sie damit begonnen – auf eine Suchanzeige im Landwirtschaftlichen Wochenblatt hin. Dreimal in der Woche wirft sie einen prüfenden Blick auf Wild- und Kulturpflanzen. Wann beginnt die Blüte? Wann sind die ersten Früchte reif? Zwar hat sie einen dicken Ordner mit Fotos und Anweisungen, worauf sie achten muss. Aber: „Man braucht schon eine gute Kenntnis der heimischen Flora“, sagt sie. Forsythien, Kastanie, Eberesche – dafür reicht ein Blick vor die Haustür. Alle anderen Pflanzen, die Iris Prey übers Jahr beobachtet, finden sich in unmittelbarer Nähe des Hofes in Plech. „Außerdem kennt sie jeden Strauch im Umkreis von Kilometern“, sagt Marlies Prey über ihre Tochter.
Vater, Opa und Oma helfen mit
Iris hat die ganze Familie eingespannt: Vater Ludwig als Landwirt schaut, wie sich das Getreide entwickelt, der Opa ist Imker und hat deshalb die verschiedenen Blütenstadien im Blick. Auch die Tierwelt beobachtet die Familie. Die ersten Schwalben fallen auf dem Bauernhof auf: „Die sind bei uns im Stall“, sagt Marlies Prey. Und die Oma achtet darauf, wann die ersten Zitronenfalter ums Haus flattern.
Jahreszeiten haben sich verschoben
„Der Vergleich seit 1995 hat gezeigt, dass sich die Jahreszeiten um mehrere Tage verschoben haben“, sagt Iris Prey. Die Beobachtungen der Pflanzenwelt geben aber nicht nur Aufschluss über den Klimawandel. Die Daten helfen dabei, Allergiker vor Pollenflug zu warnen, Landwirten Ratschläge zum optimalen Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und zum Erntezeitpunkt zu geben. Aber auch für Jäger sind die Daten wichtig. „Die Brunftzeit orientiert sich an der Vegetation“, begründet Iris Prey. Auch der Tourismus profitiere, weil sich Kirsch- oder Heideblüte genauer vorhersagen ließen.
Das Wetter-Jahr 2015
Deutschlandweit war 2015 das zweitwärmste Jahr seit Beginn flächendeckender Messungen, mit exakt dem gleichen Durchschnittswert wie 2000 und 2007. Zehn von zwölf Monaten waren zu warm, November und Dezember waren sogar die wärmsten seit 1881. Im unterfränkischen Kitzingen erreichten die Temperaturen am 5. Juli sowie am 7. August mit jeweils 40,3 Grad gleich an zwei Tagen einen neuen deutschen Rekord. Die kälteste Nacht registrierte der DWD am 4. Februar in Merklingen auf der Schwäbischen Alb mit minus 20,4 Grad. Die Niederschlagsmenge blieb im Jahr 2015 mit 688 Litern pro Quadratmeter um 13 Prozent unter dem Soll von 789 Litern. Die Mess-Station in Plech lag also leicht über dem Durchschnitt.
Bayern als kühlstes Bundesland
Bayern war mit einer Durchschnittstemperatur von 9,5 Grad das kühlste Bundesland. Die Sonne schien knapp 1785 Stunden lang. Am 10. Januar meldete Piding nordöstlich von Bad Reichenhall mit 20,5 Grad plus einen neuen deutschen Temperaturrekord für den Januar. Ein Tornado hinterließ am Abend des 13. Mai nördlich von Augsburg eine Spur der Verwüstung.
Wetterdienst sucht ehrenamtliche Helfer
Der Wetterdienst ist auf der Suche nach neuen Wetterbeobachtern für Bischofsgrün und Kulmbach-Burghaig. Wer Interesse hat, meldet sich beim DWD unter Telefon 069/8062-9243 oder per E-Mail an Rmg.Muenchen@dwd.de