Jeder Bürger verursachte 220 Kilo Müll

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Das Bewusstsein in der Bevölkerung für Mülltrennung scheint zu schwinden. Im Landkreis Kulmbach ist die Restmüllmenge um sieben Kilogramm gestiegen. Auch beim Plastikmüll gab es einen leichten Anstieg. Archivgoto: Jochen Eckel/dpa Foto: red

Die Menge an Haus-, Sperr- und Gewerbemüll im Landkreis Kulmbach ist gestiegen. Im vergangenen Jahr sind sieben Kilo mehr Restmüll angefallen. Dagegen ist die Altpapiermenge gesunken. Trennen die Kulmbacher weniger?

 
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Je Einwohner und Jahr wurden im Landkreis Kulmbach im Vorjahr 220 Kilogramm Restmüll gesammelt, im Ganzen waren das 15.891 Tonnen Müll. Die Menge liegt deutlich über dem bayerischen Durchschnitt von 179,5 Kilogramm je Einwohner. In ländlichen Gebieten ist die durchschnittliche Menge noch niedriger und beträgt lediglich 171,6 Kilo pro Kopf. In Oberfranken fällt im Schnitt eine Müllmenge von 209 Kilo bei jedem Bürger an. Der Kreis Kulmbach überschreitet diese Durchschnittsmengen alle.

Die Menge: Seit fünf Jahren ungefähr gleich

Günter Söllner vom Sachgebiet Abfallwirtschaft stufte die Entwicklung aber als eine leichte Steigerung ein. "Wir bewegen uns seit fünf Jahren ungefähr auf dem gleichen Level." Landrat Klaus Peter Söllner sagte, Kulmbach biete ein "bürgerfreundliches Müllsystem" an. Was bedeute: "Die Gebühren bei uns sind sehr günstig." Der hohe Anschlussgrad bei den Gewerbebetrieben mache sich ebenfalls bemerkbar. Denn deren Abfall laufe in Kulmbach über die kommunale Abfallwirtschaft. "Allerdings kommt uns das wiederum bei den Gebühreneinnahmen zugute", sagte Söllner.

Die Verursacher: Hausmüll, Sperrmüll und Gewerbemüll

Während die Menge der Abfälle, die energetisch verwendet werden können, um 20,1 Prozent sank, nahm der Gewerbemüll um 3,8 Prozent zu. Beim Hausmüll fielen 153 Tonnen mehr an (gesamt: 11.353 Tonnen). Die Sperrmüllmenge hat sich um 235,8 Tonnen erhöht. Bei der Metallabfuhr ergibt sich sogar eine Steigerung um 72,3 Prozent. Einschließlich der Wertstoffe wurden rund 32.000 Tonnen Müll im Landkreis eingesammelt. Abfallberater Detlef Zenk erläuterte, dass die Elf-Liter-Behälter der Gewerbebetriebe in die Restmüllmenge mit einfließe. Dies sei so über die Gewerbemüllabfallverordnung geregelt.

Trenngebot verschwindet aus den Köpfen

Die Restmüllmenge steige seit einigen Jahren wieder. "Das Bewusstsein in den Köpfen, dass Wertstoffe getrennt gehören, scheint nicht mehr so präsent zu sein als zur Einführung des Trennsystems", stellte Zenk fest. Das Trenngebot besteht seit 1990. Bis 1995 halbierte sich die Hausmüllmenge nahezu. Doch seitdem steigt sie wieder kontinuierlich an. Darüber hinaus würden immer mehr Menschen in Single-Haushalten leben. Auch dies lasse die Abfallmenge in die Höhe schnellen. Und dieses Phänomen treffe alle Landkreise. Woanders würden private Abholdienste eingesetzt, ergänzte Landrat Söllner. "Dann verzichtet der Landkreis auf die Gebühren."

Mehr Grüngut als andere Landkreise

Die Biomüllmenge wuchs im Vergleich zum Vorjahr um 209 Tonnen auf 3047,1 Tonnen (7,4 Prozent). Die Grüngutmenge verringerte sich um 1027,1 auf 18.697 Tonnen. Dennoch lag die Menge im Landkreis pro Einwohner (258,4 Kilo) deutlich über den Landesdurchschnitt (91,6 Kilo). Altglas, Aluminium und Weißblech sowie Gelbe Sack-Produkte wurden mehr gesammelt als im Vorjahr. Die abgegebene Altpapiermenge ging um 1,9 Prozent zurück.

Müllgebühren noch moderat

Für dieses Jahr erwartet der Landkreis bei der Abfallwirtschaft zusätzliche Einnahmen in Höhe von 65.000 Euro. Sie resultieren Günter Söllner aus der Erstattung des Zweckverbands Schwandorf und einem Plus bei den Gebühreneinnahmen. Die Überschüsse würden in die Rücklage fließen, sagte er. Die Gebühren seien dennoch günstig kalkuliert: "68 Euro im Jahr wendet jeder Einwohner auf - das ist wahrscheinlich weniger, als er für einen Kasten Bier im Monat ausgibt.

Studie zu Treibgasausstoß vergeben

Der Landkreis kümmert sich jetzt um die Nachsorge der Deponie Höferänger, die bis vor zwölf Jahren betrieben wurde. Dafür gibt der Landkreis jetzt eine vom Bundesumweltministerium geförderte Studie in Auftrag. Die Deponie ist rund 4,9 Hektar groß und wurde von 1973 bis 2005 befüllt. Die Anlagenteile sind inzwischen 27 Jahre lang im Einsatz. Der Zustand des Gasabbaus in der Deponie muss jedoch dringend untersucht werden, damit vorhergesagt werden kann, mit welcher Technik wie lange das Methan noch zu entsorgen ist.

Förderbescheid eingegangen

Die Studie zur Verringerung des Ausstoßes von Treibhausgasen aus Siedlungsabfällen ist auch deshalb notwendig, weil sowohl das Landesamt für Umwelt als auch die Regierung von Oberfranken auf eine Entscheidung drängten. Das Ministerium sagt in seinem Förderbescheid rund 27.000 Euro für die Untersuchung zu im Zeitraum vom 1. März bis 28. Februar 2018.  Der Auftrag wurde an die Coplan AG aus Weiden vergeben. Zusätzlich dürfen Untersuchungen bis rund 64.000 Euro Gesamtkosten vergeben werden.

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