Ullrich musste 2006 unfreiwillig seine Karriere beenden, nachdem er in der großangelegten „Operacion Puerto“ als Kunde des Doping-Arztes Eufemiano Fuentes enttarnt worden war. 2012 wurde Ullrich vom Internationalen Sportgerichtshof Cas für zwei Jahre gesperrt, diverse Erfolge zwischen 2005 und 2006 wurden ihm aberkannt. Später räumte Ullrich Behandlungen bei Fuentes ein, zu einem Doping-Geständnis wie bei seinen Ex-Kollegen Erik Zabel oder Rolf Aldag konnte er sich aber nicht durchringen - auch auf Rat der Anwälte.
„Totalabsturz“ auf Mallorca
Ob die neuen Aussagen Folgen haben für Ullrichs frühere Siege - allen voran bei der Tour 1997 - ist unklar. Ullrichs einstigem Rivalen Lance Armstrong wurden beispielsweise nach seiner lebenslangen Sperre im Jahr 2013 alle sieben Tour-Siege von 1999 bis 2005 aberkannt. Bjarne Riis, der bereits 2007 Doping gestand, wird dagegen immer noch als Gesamtsieger 1996 geführt. Ullrichs Olympia-Gold 2000 dürfte wegen der zehnjährigen IOC-Verjährungsfrist für Doping-Vergehen nicht in Gefahr sein.
Nach seinem abrupten Karriereende sorgte Ullrich auch außerhalb des Sports für Negativ-Schlagzeilen. Nachdem seine Ehe mit Frau Sara zerbrochen war, kam es auf Mallorca zum „Totalabsturz“, wie er jüngst dem „Stern“ erzählte. Ullrich trank „Whiskey wie Wasser“ und kokste, sagte er in der Amazon-Doku, wie im Trailer zu sehen ist. Nach einem Streit mit Nachbar und TV-Star Til Schweiger landete Ullrich für eine Nacht im Gefängnis und wenig später in der Privatklinik für Suchterkrankungen.
Einer der ersten Besucher war Armstrong, der seinem alten Rivalen half. Der Amerikaner überredete Ullrich, einen Entzug zu machen, damit es ihm nicht ergehe wie dem 2004 an einer Überdosis gestorbenen Italiener Pantani. „Ich hätte es nicht ertragen können, noch einen von uns zu verlieren“, sagte Armstrong im Interview der „Zeit“.