Ist das dann so etwas wie ein Feiertag für Sie, wenn ein neues Geschäft aufmacht?
Das ist eine ganz tolle Sache, wenn ein Traditionsladen wie der, den Elke Wagner jetzt eröffnet hat, wieder mit ganz neuem Leben gefüllt wurde. Das Konzept finde ich toll: Regionale Produkte für regionale Kreisläufe. Ich denke, da hat Frau Wagner eine gute Sache angeleiert. Ich kann nur hoffen, dass unsere Bürger und auch unsere Touristen das gut annehmen.
Was kann die Stadt tun, um ihre Geschäfte zu unterstützten?
Wir schauen natürlich auf unsere örtlichen Geschäftsleute, wenn wir etwas brauchen. Mit Frau Wagner wollen wir in der Adventszeit etwas machen. Wir brauchen ja Weihnachtsgeschenke. Da werden wir den tollen „Stadtsteinacher Früchtekorb“ (ein Früchtetee) mit integrieren. Der ist um so besser als auch noch Stadtsteinach auf dem Etikett steht.
Kommen wir mal zum Grundsatz. Das Einkaufsverhalten der Menschen hat sich verändert. Die Leute kaufen auf der grünen Wiese ein oder bestellen online. Das trifft alle Innenstädte, besonders aber die kleineren Orte. Müssen Sie da hilflos zusehen?
Wir arbeiten auf zwei Schienen. Erst einmal muss man sehen, dass die Stadt Stück für Stück hergerichtet wird. Die momentan brutal breite Bundesstraße, die unseren Ort durchquert, muss zurückgebaut werden. Momentan sind die Autofahrer in der absoluten Dominanz. Alle anderen müssen sich unterordnen, wenn sie nicht überfahren werden wollen. Das will ich umkehren. Es soll einen gleichmäßigen Anspruch geben, unsere Verkehrswege in der Innenstadt zu nutzen. Ich denke auch an Radfahrer, die dann vielleicht mal sagen, da kann ich gut Rast machen und vielleicht auch gleich was einkaufen. Ich denke, da lässt sich viel machen. Die zweite Schiene ist, denjenigen Räumlichkeiten, die jetzt noch nicht belegt sind, wieder neues Leben einzuhauchen. Da muss man aber halt auch mit den privaten Besitzern reden.
Wie sind da die Reaktionen?
Mancher wartet drauf, dass man ihm ein wenig hilft. Manche sind natürlich sehr abwehrend und können Veränderungen momentan sehr schwer zulassen.
Wie soll im Idealfall Stadtsteinach in einigen Jahren ausschauen?
Im Idealfall sind die städtebaulichen Maßnahmen dann so weit durch. Das geht aber nicht schnell. Das ist oft auf zehn Jahre eingerichtet. Wir betrachten ja den ganzen Kernbereich, nicht nur den Marktplatz. Geben wir uns zehn Jahre. Dann müsste es so weit sein, dass die Menschen sagen, sie wollen zu uns fahren. Nicht mehr die Zufallstreffer, sondern der Vorsatz. Die Leute müssen sich sagen: Da ist was, das ich mal sehen muss. So kommt Belebung zustande und auch die Geschäfte und die Gasthäuser bekommen entsprechend Zuwachs. Von keiner Kundschaft kann ein Geschäft nicht leben.
Da erreichen wir den Knackpunkt: Innenstädte haben es schwer in dieser Zeit. Auch Corona hat dazu beigetragen. Kann man diesen Trend seitens der Politik überhaupt beeinflussen?
Schwer zu sagen. Die Geschäfte, die wir rund um den Marktplatz noch bei uns haben, sind durch Corona nicht total nach unten gedrückt worden. In dem Moment, wo die Geschäfte und Gaststätten wieder aufmachen durften, sind die Kunden auch wieder gekommen. Die Geschäfte für den Grundbedarf werden frequentiert. In anderen Branchen, zum Beispiel im Modebereich, sind wir einfach zu klein. Eine eigene Boutique in Stadtsteinach kann ich mir leider nicht mehr vorstellen. Als ergänzendes Sortiment geht das vielleicht. Im Geschenkestadel ist eine kleine Modeecke mit eingerichtet. In der „Naturliebe“ wird es Islandpullover als Ergänzung geben. Aber ganz allein von einer Linie zu leben wird schwierig. Man muss vielleicht mehrere Label anbieten, damit es in der Summe wieder passt.
Und was kann man nun im Rathaus tun?
Wir machen das im Kleinen, aber davon können Geschäfte nicht leben. Wenn wir Präsente brauchen, kaufen wir die natürlich in Stadtsteinach. Wenn wir Catering brauchen, schließen wir uns immer mit den hiesigen Gastronomen zusammen. Aber klar ist: Von der Kommune allein kann kein Geschäft leben. Wir können nur immer wieder auf unsere Geschäfte hinweisen und Werbung für sie machen, so gut wir können. Die Rettung schlechthin können wir nicht sein, aber wir können flankierend unsere Geschäfte in ihrer Struktur unterstützen.