Von 1. Februar bis 30. Juni 2013 wird der Berliner in der Sophienstraße in Bayreuth Quartier beziehen, um das Jean-Paul-Jubiläumsjahr mit einem Blog und Lesungen zu begleiten. Gomringer stellte den Berliner Poetry-Slammer, Autor und Trickfilmer gestern dem Kulturausschuss der Stadt vor: Strübing sei ein „gewandter Kommentator des Alltags“. Er sehe die Schrecken und könne sie, wenn nicht in Magisches, so doch immerhin sehr Betrachtenswertes wandeln. „Volker Strübing ist ein jungenhafter Schelm, ein Schriftsteller mit Humor und ausreichend Sprachkraft, diesen in Ironie und Witz zu wandeln“, sagte Gomringer: „Manchmal ist sein Schreiben sehr lakonisch, aber nie spröde.“

Neben seinem hintergründigen Humor hat Strübing mit Jean Paul auch den Hang zur Zettelwirtschaft gemeinsam – wenn auch in der digitalen Variante: Unter www.schnipselfriedhof.de kann man sich Gedanken und Geschichten des Berliners anschauen, der zu den Stars der Poetry-Slam- und Lesebühnen-Szene gehört. Ein entspannter und wirkungssicherer Zeitgenosse, auf den sich gerade das jüngere Publikum freuen kann.

Strübing selbst weilte gestern nicht in Bayreuth. Kulturredakteur Florian Zinnecker hat mit dem designierten Stadtschreiber gesprochen.

Herzlichen Glückwunsch, Herr Strübing. Was hat Sie an der Ausschreibung gereizt?
Volker Strübing: Es ist das erste Mal, dass ich mich auf eine Stadtschreiber-Stelle beworben habe – weil ich immer dachte, ach, die wollen bestimmt ganz andere Leute als mich. Diesmal war es der Bezug zu Jean Paul, der mich besonders interessiert hat. Ich arbeite gerade an einem Roman, für den ich mich mit Literatur aus dieser und über diese Zeit beschäftige. Und natürlich ist Jean Paul auch deshalb für mich interessant, weil er einer der ersten deutschen Humoristen ist. Ich glaube, wenn es um Wagner gegangen wäre, dann hätte ich gesagt, da kann ich bestimmt nichts Gescheites beitragen

Eine Frage, die wir Ihnen spätestens in einem halben Jahr noch einmal stellen werden: Wie sehen Sie Bayreuth?
Strübing: Ich war zweimal da, zu Lesungen. Die waren beide sehr schön, aber ich kenne nur den Bahnhof und die Umgebung des Hotels. Das ist auch eine Sache, auf die ich mich freue: Bayreuth für mich zu entdecken, und vielleicht dem einen oder anderen Bayreuther eine Perspektive auf Bayreuth zu zeigen, die er selbst noch nicht hatte. Einen klitzekleinen verschobenen Blickwinkel – die Sicht eines Menschen, der kein Bayreuth-Experte ist, sondern einfach offen dafür ist und sich darauf einlässt.

Für Ihr Buch „Nicht der Süden“ haben Sie eine Expedition in die Arktis unternommen, jetzt gehen Sie aus der Großstadt Berlin nach Bayreuth – ist es vielleicht auch das Abenteuer Expedition, das Sie schätzen?
Strübing: Ja klar. Bayreuth ist natürlich schon eine andere Sache als die Arktis. Aber für mich ist es trotzdem etwas ganz Neues. Ich werde ja für fünf Monate in Bayreuth leben – und ich war tatsächlich noch nie so lange außerhalb Berlins, seit ich mit sieben Jahren hierher gezogen bin. Das wird auch für mich eine interessierte Erfahrung – von Berlin in eine bayerische Kleinstadt. Ich bin gespannt, ich freue mich darauf.

Gibt es eine Verpflichtung zur Ernsthaftigkeit?
Strübing: Ich hoffe, nicht (lacht). Die steht zumindest nicht in der Ausschreibung. Die Aufgabe selbst nehme ich natürlich schon ernst – mein Einlassen auf Jean Paul und auf Bayreuth. Aber ich fürchte, ich werde doch weiterhin eher humoristisch schreiben – auch während der Stadtschreiber-Zeit.

Thematisch ist Ihr Auftrag eng gefasst. Mögen Sie das?
Strübing: Ja, ich schätze das sehr, wenn ich ein Thema vor die Nase gesetzt bekomme und eine Zeit lang nicht so frei herum schwebe und mein Inneres ergründe, um Themen zu suchen und Dinge zu finden, die ich schreiben kann. Sondern, wenn es einen Auftrag gibt, der eng gefasst ist und trotzdem genug Freiheit lässt.

Wissen Sie schon, was Sie schreiben werden?
Strübing: Nein, aber das wäre ja auch langweilig. Das ist ja kein Job, bei dem das Ergebnis von Anfang an feststeht. Das ist sowohl für die Stadt als auch für mich ein kleines Experiment. Ich werde viel schreiben, werde mich in Bayreuth herumtreiben – und versuchen, am kulturellen und gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Das stand, glaube ich, auch genau so in der Ausschreibung. Ich bin gespannt.